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Liek — liek
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— steen m. „Leichenstein“. — t o g m.
„Leichenzug“. Von vielen Leuten, namentl.
von alten Frauen, wird erzählt, daß sie einen
ganzen Leichenzug im Voraus gesehen
haben; vgl. Jb. f. Ldk. 5, 90. Heim. 36, 274.
Groth 1, 124 und Vöröwen, Spökenkieker.
Wer einem Leichenzug begegnet, muß grü
ßen, stehen bleiben und ein Gebet sprechen.
Will man Warzen, Flechten, Sommerspros
sen beseitigen, so muß man, wenn man einem
Leichenzug begegnet, mit der Hand über
die Stelle fahren und sagen: n§hm se mit!
nghm se mit! Oh. — v a g e 1 m. s. Doden-
vagel I, 763. — w a g e n m. „Leichenwagen“;
vgl. Dodenwagen I, 763 u. Himmelswagen
II, 804. Der Leichenwagen darf nicht vor
dem Trauerhause wenden, sonst holt er bald
einen nach. Auf dem L. darf keine Schwan
gere sitzen; sonst tritt Frühgeburt ein
(Wschl.); trächtige Pferde dürfen nicht vor
den Wagen gespannt werden (Hus.). Blei
ben die Pferde vor einem Hause stehen
und wollen nicht weiter, so stirbt dort einer
(Sgbg.). Anderes s. Dood I, 758 f. Vorspuk
s. Heim. 36, 248 f. — w e g m. s. Dodenweg
I, 763.
Liek 2 (lig) n. „Tau, mit dem das Segel
eingefaßt ist, um es vor dem Zerreißen zu
schützen“ Ellerb. Man unterscheidet Baben-,
Ünner-, Achter-liek u. stahnde L. (an der
Mastseite). Vgl. ndl. lijk u. Kluge, See-
mannsspr. 542.
liek (lig), vereinz. lick (lig), als Adv.
1 i e k e Ang. Wschl. Pellw. adj. u. adv.;
„gleich“, „ähnlich“, „gerade“; vgl. gliek II,
390. — 1. Adj. lieke Reegen „gerade Zeilen“
Holst. 1800 (Sch. 3, 39). ’n l—en Weg Wm.
I—e Töhn s. akrat I, 98. Im Rätsel: krumm
Vader, Buuksmoder, hett 3 lütt liek Kinner
(dreibeiniger Grapen); vgl. II, 467. Geld,
wat stumm is, maakt l., wat krumm is Dtm.
b§t scheef hett Gott leef, allto l. hett ok
keen Schick Hü. dat is (all so)l. as lang „so
lang wie breit“, „einerlei“ Holst. 1840. Dtm.
Rdsbg. Eid. Sschl. he is l. as ’n Licht, as ’n
Dreelingslicht, as ’n Pahl; he is so l., as harr
he en El ijwerslaken oder as wenn he Braad
gten schull (Hus. 1840). I. un l. hgrt tohoop,
sä de Düwel s. Afkat I, 70 f. I. un l. tuu-
schen „Ware gegen Ware geben ohne Zu
gabe von Geld“ Wschl. to lieken Delen
gähn „mit einander gleich teilen“ (z. B. bei
Erbschaften) Holst. 1800 (Sch. 3, 39); vgl.
mnd. likedeler „Gleichteiler“, „Seeräuber“
(s. Storm Ges. W. 5, 30); Liekendeelken
«kleines Branntweinmaß“, um gleiche Teile
zu machen Holst. 1800 (Sch. 3, 39). dat Wgder
is l. „gelinde“ Sch. 3,38. Sage: NißPuk zerrt
einen Knecht, der neben einem kleineren
schläft, die ganze Nacht bald von oben nach
Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch. III.
unten, bald von unten nach oben und ruft
dabei: nich liek (Mhff. 2 Nr. 515, 1). — Das
literarisch öfter verwendete siens ($rs) Glie-
ken (Groth 2, 58. 217. 3, 336) ist nicht volks
tümlich. — 2. Adverb; örtlich: „grade“:
l. dijr Latten un Dack! „gerade durch!“ Ang.
I. dijr de Welt un l. dijr’t Speck! Kremp.
he sleit den Nagel l. op ’n Kopp. ik heff em
dat l. vor de Kopp seggt Schw. he geit dor
l. op dal „grade darauf los“, he kann nich
l. lank de Straat gähn „betrunken“, he säht
l. lank de N$s „fühlt sich beleidigt“ Oh.
I. lank ut „geraden Wegs entlang“ Dtm. hoöl
de Tung l.! scherzhafte Warnung, wenn je
mand eine Flüssigkeit trägt oder balanciert
(vgl. Groth 1, 199). Z. scheten „gradeaus
schießen“, „treffen“ Holst. 1800 (Sch. 4, 32);
vgl. Golendörp II, 422. he süht l. ut as ’n
Dreelingslicht „ernst“, „lacht nicht“ Sch. 3,
39. — „gleich“: Z. stark eben as de Snieder
un de Hahn (s. II, 556) oder as Frees un sien
Jung (Sch. 3, 38); ähnlich bei Backtrog I,
212; Krüff. up un dup l. dick „ohne Taille“
Oh.; lingelank l. dick Schw. beide Herr l.
hoch von zwei gleichgestellten Dienstboten
(Börm). dat gung dormit l. as mit Jes
Möller sien Kind, dat ging fleuten un keem
singen werrer Ang. — „ähnlich“, oft in
Vbdg. mit sehn: wo süht dat Kind sien
Vadder l., sä de ool Fru, dor leeg dor ’n
Katt in ’e Weeg FL. he süht ’n Düwel lieker
as ’n Krammsvagel (s. III, 298); he süht ’n
Vienspegel l. Dw. he süht sik knapp noch l.
„verändert“, dat süht em l. „das sieht ihm
ähnlich“ Ang. (abst.). dat süht sik je meist
wat l. „sieht ja fast nach etwas aus“ (Lob
über eine Arbeit) Dtm. FL. dat Tüg süht
nix l. „taugt nichts“ Hohn, jeder mutt sien
Arbeit l. sehn „man muß ihm seine Be
schäftigung ansehen“ Eid. — Zweispänner:
Z. un recht „gleich und recht“. Inschrift
auf dem Kirchhof in Breiholz (Rdsbg.): hier
schüht jedermann l. un recht, hier liggt Fru,
Herr, Magd un Knecht. — 3. liek in enger
Verbindung mit Adverbien und Präpositio
nen (Ton auf dem zweiten Wort!); die so
entstehenden Wörter sind Adverbien, wer
den aber nicht selten auch als Adjektive ge
braucht (liekop, liekto, liekvijr), zuweilen
sogar zu Substantiven erhoben (Liekto,
Liekut). 1 i e k - a n „grade hinan“, dat gung
l. un liekto „immer grade aus“, „über
Stock und Stein“ Stap. se is’n Fru l. un
liekto „leutselige, grade Natur“ Wm.
— liek-dal „grade aus bergab“ Prb.; vgl.
liekop. — liek-dpr „grade durch“, he
geit l. „behandelt alle gleich, ohne Ansehen
der Person“, „ist nicht parteiisch“ Wm.
Dtm. Schw. — liek-op oder - u p „grade
drauf“, he geit l. af „grade drauf los“ (vgl.
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