Full text: (Dritter Band)

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Liek 
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mal um die Kirche getragen, bevor er an 
die Gruft gebracht wurde. Selbstmörder 
durften nicht durch die Pforte getragen wer 
den; der Sarg wurde über die Kirchhofs 
mauer gehoben. Über Aberglauben beim 
Niederlassen des Sarges s. Dood I, 754. Nach 
der Grablegung stärkten sich die Teilneh 
mer im Kirchspielskrug (de Liek begeten). 
Bei sehr weiten Entfernungen innerhalb des 
Kirchspiels wurde die Leiche auch wohl auf 
der Diele des Wirtshauses im Kirchdorf 
aufgebahrt, und hier fand dann die Leichen 
feier statt. Nach der Rückkehr vom Kirch 
hof wurde im Trauerhause der Leichen 
schmaus gehalten, zu dem früher sämtliche 
Haushaltungen des Dorfes geladen wurden 
(ein Haus, das man überschlug, mußte ab 
brennen Stap.). Diese Feier, bei der es oft 
schließlich ziemlich lustig herging, hat ver 
schiedene Namen: Arfbeer I, 165 f.; Begriff, 
Bigriff I, 276; Dodenbeer I, 760; Erdbeer 
I, 1004; Fellversupen H, 53; Oraffbeer, 
Gräff II, 463; Kretelbeer, Liekenköst, Truer- 
mahltied; s. d. einzelnen Wörter. — Aber 
glaube s. Dood 1,753 fi 759; Dodenhand I, 761, 
—hemd I, 761, —wagen I, 763, —wiep I, 764; 
Hand II, 604. Das beim Leichenwaschen be 
nutzte Tuch muß an einen dunklen Ort ge 
legt werden und darf von keinem Menschen 
wieder benutzt werden; bei Tieren hat es 
eine heilbringende Wirkung (Storm.). Bleibt 
eine Leiche den Sonntag über stehen, so gibt 
es bald einen neuen Toten (Nordsehl.). Ste 
hen 2 Leichen im Kirchspiel, folgt bald eine 
dritte (Nordfr.). Ist der Leichenzug fort, 
darf keiner aus dem Hause gehen, bis einer 
von draußen kommt und Einlaß begehrt 
(Eckf.). Schlägt die Uhr eine volle Stunde, 
wenn der Leichenzug auf dem Kirchhof an- 
kommt, gibt es bald wieder einen Toten 
(Kremp.). Wohin beim Grabzuschaufeln die 
blanke Seite des Spatens des Totengräbers 
zeigt, von der Seite kommt die nächste 
Leiche (Kremp.). — Literatur über einzelne 
Gegenden: Taillefas, Skizzen (1819) S. 206 
(Prb.). Urdsbr. 6, 120. 125. 7, 119. 126 
(Storm.). Urquell 1, 7 ff. 31 ff. 48 ff. (Dtm.); 
vgl. 113 ff. 1, 189 (Nordfr.). 3, 299 ff (Nord- 
fr.). Jb. f. Ldk. 10, 29 (Osterlügum). 370 
(Föhr). Zs. 9, 201. Zs. f. Volksk. 17, 359 ff. 
19, 261 ff. (Föhr). Nds. 20,116 (Holst.). Heim. 
5, 76 (Nordsehl.). 7, 176 (Ang.). 9, 151 
(Fehm.). 13, 129 (Flensb.). 17, 109 (Oh.). 
27, 88 (Langwedel). 31, 171 (Ndtm.). 33, 210. 
255 ff. (Nordfr. Nort.). 34, 76 f. (Bordsh.). 
125 (Wm.). 35, 245 (Fehm.). 37, 283 (Seester). 
Detlefsen, Elbmarschen 2, 410 f. Jensen, St. 
Margarethen S. 59 f. 101 ff. (Wm.). Kock, 
Schwansen 2 S. 294 ff. Jessen u. Kock, Hei- 
matb. des Kreises Eckernförde S. 151 f. (Hü.). 
Heimatb. des Kreises Steinburg 2, 507. — 
Zsstzgen, teils mit dem Sing. Liek- (-bott, 
-folg, -hohn, -hoot, -kist, -laken, -pinn, 
-vagel), teils mit demPlur.Liehen-; oft sind 
beide Formen bei demselben Wort in Ge 
brauch; hier werden alle unter dem Plur. auf 
geführt: Lieken-bott n. „Ansage zur Lei 
chenfeier“ Ang. — beer n. „Totenschmaus 
nach der Beerdigung“ Gg.v.Kiel; s.o. bei Z/iefc. 
— bidder, — birrer m. „Leichenbitter“ 
(Sch. 3, 37); — b i d d e r s c h f. „Totenfrau“. 
— decker f. „Frauen, die das Leichen 
laken über den Sarg deckten“ Prb.; s. Liek. 
— d o o k m. ,^Leichentuch“. Wenn ein Kran 
ker die Bettdecke oder das Bettuch in die 
Hände nimmt und in Falten zu legen sucht, 
sagt man: heleggt sik sien L. tr echt Schlesw. 
— f o 1 g f. „Leichengefolge“ Ang.; Liekfolg- 
bgder meist ein größerer Schulknabe, der 
zur Leichenfolge ansagt (Ang.). — f 9 h r f. 
„Leichenfuhre“ Hus.; vgl. Storm, Ges. W. 7, 
201: „Die Knechte waren mit 2 Gespannen in 
der Leichenfuhre“. — gang m. „Beerdi 
gung" Holst. 1840; vgl. das Lied mit dem 
Anfang Gott Loff un Dank II, 450. — h a - 
m e r m. „Holzwurm“, „Totenuhr“ Dtm.; 
vgl. Dodenuhr I, 763. Sein Klopfen oder 
Bohren bedeutet einen Toten. —hemd n. 
„Totenhemd“. Wer in den Zwölften spinnt, 
spinnt den Faden zu seinem eigenen Toten 
hemd (Sgbg.). —hohn n. „Uhu“, „Nacht 
eule“ Holst. 1800 (Sch. 3, 38), Todesbote. 
— hoot m. „Zylinder“ Eid. 1860. — h u u s 
n. „Vorraum der Kirche, in dem der Sarg 
steht“ Ang. —kist f. (gewöhnlich: Liek-) 
„Sarg“ Ang.; L. leg gen „die Leiche in den 
Sarg legen“ Eggebek; vgl. dän. ligkiste. 
— k ö s t f. „Leichenschmaus“ Oh. s. o. Liek. 
— k r ü z n. „kleines, hölzernes Kreuz, das 
mit einem Zettel im Dorf herumgeschickt 
wird, auf dem die Zeit der Beerdigung an 
gegeben ist“ Ang.; vgl. —pinn. —laken 
n. „Leichentuch“ (vgl. Sch. 3, 36 f.). In jedem 
Dorf war ein L. vorhanden, das verliehen 
wurde (Nordfr.). he is so bleek as ’n L. Sch. 
1,113. — 0 s s m. „Leichenochse“, früher die 
Leichengebühr für den Prediger; vgl. Mo 
ritz, Chronik des Kirchspiels Erfde S. 53 f. 
— pinn (nur Liek-) m. „Holzstab, auf dem 
man die Zeit der Beerdigung einschnitzte“ 
Ang.; er wurde von Haus zu Haus getragen, 
„von warmer Hand in warme Hand“; er 
durfte nicht hingelegt werden, sonst gab es 
in dem Hause eine Leiche. Vgl. —krüz. 
— p r 9 d i g t f. „die von der Kanzel herab 
über den Sarg gehaltene Leichenrede“; vgl. 
Sch. 3, 36. — rock m. s. Dodenrock I, 763. 
— s ch 9 r f. „Leichenzug“, ’n L. sehn 
„einen Leichenzug im Voraus sehen“ Ang.; 
das können nur Sonntagskinder; vgl. —tog.
	        
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