19
Kaldunen — Kalf
20
(kalü-n) u. Kelluun Dtm. Beliebtes Ge
richt: Kuhmagen, gekocht, in Stücke ge
schnitten, zusammengerollt, in Sauer gelegt
und dann gebraten Ang. Kopp un K.
(Kopf und Blättermagen von Kühen) altes
Gericht auf Fehm. (vgl. Heim. 32, 11). allem
vertghrt mit Huut un K. Dtm. Dann auch
vom menschlichen Magen gebraucht: he
hett ’n gude K. „kann alles vertragen“, he
hett ’n K. as ’n Pgrd, as ’n Stgwelschecht
Ang. Schw. Hus. Guter Magen aber gibt
gute Gesundheit: he hett ’n bannige K.
„kräftige Natur“, „unverwüstliche Gesund
heit“ Dtm. Eiderst. Hus. Hü. das ’n Kerl,
dar sitt gar keen K. in „ein Mensch ohne
Saft und Kraft“. Scherzhaft auch für den
ganzen menschlichen Körper: een Hemd op
’n Tuun un een op ’e K. von ärmlichen Ver
hältnissen Holst. 1840. Nach Sch. 2, 289
bedeutete Kalduun in der Marsch (Elmsh.)
auch „Mehlbrei“. Zsstzgen: Kaluun-
schooster m. „Flickschuster“ Ang.
— slucker m. „einer, der alles hinein
frißt“ Oh.
Kalenner (kale-na), Klenner, Kalin-
n e r, K1 i n n e r (in Ang. nur die volle
Form Kalenner) m. „Kalender“ he drückt
all K. darop „er macht im voraus große
Pläne“ Flensb. oold Wief hett ’n K. in ’t
Lief „spürt die Witterung am Leibe“ Holst.
1840. ’n beten gelinner, seggt de K. lautet
die Antwort auf die Frage nach dem ver
mutlichen Wetter (Fehm. Hü. Wm.). Scherz
hafte Verwunderung: wat? ’n Kalenner in ’t
Huus un denn rggen ’t in ’t Foderf Ndtm.
Auf die Frage: wat is de Klockf hört man
die Antwort: ach wat! Klock is’n Klock,
wi rieht uns na ’n K. Kellingh. Tied laten!
steiht in Hebbel sien K. Wm. Schlechtes
Brennen der Lampe oder Fehlen der Stra
ßenbeleuchtung wird erklärt: dor is Maand-
schien in ’n K. Aberglaube: In den Zwölf
ten wird der Kalender für das Jahr ge
macht: Man stellt 12 ausgehöhlte und mit
Salz gefüllte Zwiebeln, die die 12 Monate
bedeuten, an einen trockenen Ort. Die Zwie
beln, in denen das Salz trocken bleibt, zei
gen die trockenen Monate an, diejenigen,
in denen das Salz feucht wird, die reg
nerischen (Ndtm.). Oder man merkt sich
das Wetter an jedem Tage der Zwölf
ten; das des ersten Tages zeigt das Wetter
für Januar an, das des zweiten für Februar
usw. (Dw.). — Die Kalendermacher sitzen
im Hamburger Glockenturm Kk. — Ablei
tung: kalenner n, klennern sw. v. „in
den Kalender sehen“. Auf die Frage: wat
schrieft wi hüt? erfolgte die Antwort: ik
weet nich, ik heff kortens nich klennert
Holst. 1800 (Sch. 2, 214). Dann „aus dem
Kalender weissagen“, „über etwas grübeln“,
„philosophieren“ Dtm. Wm.; auch „etwas
weitläufig auseinandersetzen“, „durchspre
chen“: se hebbt dat all dörchkalennert Schw.
Kalesch 1 (kale-s) f. „leichter offener Wa
gen“, „Kutsche“.
Kalesch 2 (kale-s) f. nur in der Ra. he
kreeg wat ubbe K. „er bekam Schläge“ Ang.
Kalf (kalf), K a r f (käf), plur. Kalwer,
vereinz. Kalwer Pellw., Kälwe Hus. n.
„Kalb“. Kosenamen: Bulle u. ähnl. (s. I,
623), Kalle u. Kalleböi Ang., Küsche(r). en
K. anbinnen (s. 1,117) oder tosetten (Schw.)
„ein Kalb aufziehen“. en nüchtern K. „neu
geborenes Kalb, das mit Milch aufgezogen
wird“; vgl. börnen I, 487. nüchtern Kalwer
un dune Lüd fallt sik nich to Schann oder
fallt sik ni dood oder fallt sik keen Knaken
twei oder kaamt ni to Malgr u. ähnl. Über
tragen: nüchtern K. küss ik nich sagt das
Mädchen zu einem Jüngling ohne Schnurr
bart (Oh.). Oft in Bez. zu „Kuh“: he kennt
nich Koh noch K. „weiß von nichts“, hett
man grst ’n K., kümmt ok wull ’n Koh
Holst. 1840. he fraagt de Koh ’n K. af s. I,
65. de Koh vergüt, dat se ’n K. west is. dat
is ’n klook K., is all dreemal üm de Koh
lopen Holst. 1840. wenn de Koh dood is,
ward dat K. de Ogen utslaan Oldbg. 1840.
sien K. is ok ok ümmer gröter as den
annern sien Koh Fehm. lewer Koh un K.
verlern as ’n gode Dgrn vertgrn (Heim. 16,
26). ik wull, dat dat K. ’n Koh wgr von
albernen, törichten Menschen. Vgl. noch
Bull 2 I, 567. Häufig mit Kind zusammen
gestellt: Kinner un Kalwer gr Deel, denn
behoolt se gr Lief heel Has. oder Kinner
un Kalwer mutt topart („zugeteilt“) warn
Schw.; vgl. Kalwermaat. leewer’n Kind as
’n K., läppt dat grst Jahr ni in ’t Kgm Oh.
arm Lüd gr Kalwer un riek Lüd gr Doch-
der kaamt bald an Mann. Für häufigeres
Kind steht K. in dem Sprichwort: wenn dat
K. versagen is, ward de Sood todeckt FL.
Alberne Kinder, auch Erwachsene werden
gescholten: malle KA ool KA, vertagen KA.
— dor ward wat maakt för ’t Geld, sä de
Jung, do seeg he ’n bunt K. sowat Igft nich,
sä de Buur, do harr he ’n dood K. op ’n
Wagen Oh. Anderes bei gähn II, 293 o.
wenn ’t K. dood is, is de Fründschop ut.
nu is dat K. wedder in (op) ’t Oog slaan (un
de Oss op ’n Stgrt kngpen Kh.) „nun ist er
wieder beleidigt“, he sleit dat K. liek in ’t
Oog „sagt die Wahrheit derb ins Gesicht“
Holst. 1840. he sloog dat K. dat Oog ut
„verdarb die Sache, die Stimmung“ Schw.
he keem in den Himmel, wo de Kalwer
dörchfallt „kam übel an“ Wm. 1860. — he
bindt dat K. bi ’n Stgrt an „zäumt das Pferd
am Schwanz auf“, he hett Kalwer anbun-
nen s. I, 117. de Jung hett’n K. krggen