Full text: (Dritter Band)

387 
Kür — Küsel 
388 
machen?“ Holst. 1800 (Sch. 2, 326). Dree- 
pannkooksmaat (s. I, 848), wat is’t’n KJ 
Dtm. 1865. wat’n Lust un KJ Dtm. 1870 
(Piening). Die Herkunft ist nicht sicher; 
vielleicht ist das Wort zu küren, kören zu 
stellen und bedeutete zunächst etwas „Aus 
gesuchtes“, „Besonderes“, „Auffallendes“ und 
wurde dann auf sonderbare heitere Einfälle 
eingeschränkt; dafür spricht die Bedeutung 
der Adjektive kürig u. kürlich (s. u.). Das 
Wort ist heute in Schl.-H. wohl kaum mehr 
im Gebrauch; nur in der Nähe Hamburgs 
scheint es noch vorzukommen (für Hamburg 
vgl. Heim. 20, 175). — Ableitungen: küren 
(kyan) sw. v. „Spaß machen“, de so vgl kürt, 
kümmt toletzt op ’n Fuulboom to rieden 
Neust, (vereinz.); vgl. Fuulboom II, 257. — 
kürig (ky-ri) adj. „sonderbar“ Kremp. 
1797; „auffällig“, „merkwürdig“ Dtm. 1865; 
„spaßig“, „drollig“ Holst. 1800 (Sch. 2, 326) 
Dtm. 1860. Gott, wa küri! Lieblingswort des 
Jochen Putt in der gleichnamigen Geschichte 
von Piening (Sdtm.). — kürlich (ky-ali) 
adj. „merkwürdig“, „spaßig“, „drollig“ Kk. 
Wm. Sdtm. dat süht k. ut, wenn een rieden 
schall un kennt dor nix vun Kremp. — 
Zsstzgen: Kür-boom m. im Sprichwort: 
de to lang op ’n K. ritt, mutt achterna op ’n 
Fuulboom rieden (s.o. und 11,257). — Kü- 
ren-maker m. „spaßhafter Mensch“ 
Holst. 1800 (Sch. 2, 326). — Kür wagen 
s. bes. Artikel. 
Kürbis (kyabis) und Kürbs (kyabs) m. 
„Kürbis“, Cucurbita pepo. 
küren (kyan) sw. v. „wählen“, vgl. kgren. 
he kürt sik all dat Best mank ut (beim 
Essen) Kremp. vörbüddelsch (vörfötelsch) 
weg gten, ni grst mank rüm k. Ellerb. — 
Dazu kürsch (kyas) adj. „wählerisch“, be 
sonders beim Essen öder bei der Wahl des 
Gatten, nu büst du ok noch lc., dank Gott, 
dat du wat hesst Dtm. Eid. Schw. Dw. Vgl. 
kgrsch u. krüsch. 
kürken (kyagn) sw. v. ein Marmelspiel 
(Ndtm.) s. külken. 
kürlos (ky-alös) adj. „hilflos“; mnd. kur 
ios „ohne Munterkeit“, „schwach“, so raad 
un k. harr he em sünst nich sehn Lbg. (nur 
literarisch belegt). 
Kttrr (kya) f. „Seeschwalbe“ Eid. s. Kirr 2 
III, 123. 
Kürwagen (ky-avgw) und Kürwaag (ky-a- 
vgx) m. der frühere Staatswagen der Bau 
ern, der nur zum Ausfahren und bei feier 
lichen Gelegenheiten, z. B. bei der Fahrt zur 
Kirche bei der Trauung, beim Einbringen 
der Aussteuer (s. Eochtied 11,833) gebraucht 
wurde; zu Kür (vgl. Sch. 2, 329: „dient zu 
Lustfahrten“). Der Kasten war aus Korb 
geflecht oder mit Weidengeflecht durchfloch 
ten, oft bunt bemalt; das Vorderstück war 
aus Leder; der Wagen hatte keine Federn; 
die mit Kissen belegten Sitze waren mit 
Lederriemen am Kasten aufgehängt, um 
die Stöße zu mildern. Inventar aus Oldbg. 
1790: „1 Paar Kührwagen leddern mit ein 
Unterbrett — 6M.“ Wort und Sache waren 
früher allg. bekannt; seit die so gebauten 
Wagen verschwunden sind, ist auch das 
Wort im Absterben; es haftet vereinz. an 
Wagen, die etwas feiner gebaut sind als 
die gewöhnlichen Kastenwagen und auf 
denen Korn oder Kartoffeln zur Stadt ge 
fahren werden (Bdsbg.). Der K. hieß früher 
auch scherzhaft Mghlbüdelwagen (Innien); 
vgl. Karkmissenwagen III, 54; Stohlwagen, 
Kgrwagen. 
Küsche (kjjsd) und Küscher (kysa) m. 
u. n. Lockruf für Kälber (vereinz. Schweine 
Eid.); dann auch Kosewort für das Tier 
selbst: komm, K. K. wi hebbt düss Nacht 
’n lütt K. krggen Mh. Kinderstube: hesst 
’n Daler, gah to Mark, köp di ’n Stark un 
so ’n gans ’n ole lütten K.; s. Daler I, 662. — 
Verdeutlicht: Küsche-kalf n., auch 
Kosewort für junge Mädchen, zugleich um 
deren Albernheit zu bezeichnen, du büst 
recht so ’n lütt K. Oh. 
Küsel 1 (kyzl) u. Küssel (kysl), plur. 
K—s m. „Kreisel“, „Wirbel“ (vom Wind, 
im Wasser, auf dem Kopf); dasselbe Wort 
wie Krüsel (s. d.) mit Umstellung (Kürsei) 
und Ausfall des r (Küssel), dann gedehnt 
zu Küsel; beide Formen gehen noch oft in 
derselben Gegend nebeneinander her. — se 
dreiht sik as ’n K., vgl. Brummküsel I, 540. 
Groth 2, 55. de Strohhalms dreiht sik in ’K. 
„im Wirbel“, dat Water maalct K—s „Stru 
del“. sien Haar sünd bi ’n K. all ’n bgten 
dünn „Haarwirbel“, so bi lütten kregen se 
all ’n K. „kleinen Bausch“. Auch von einem 
besonders lebhaften Kind: dat is recht so’n 
lütten K. Vgl. noch Hi)rn II, 917 (küssel 
üm ’t Für). — Ableitungen: k ü s e 1 n (kyz\n) 
und k ü s s e 1 n (kysln) sw. v. „herumwir 
beln“. a) trans. küsel mi mal „schwing mich 
mal herum!“ de Wind küselt de Bläder in 
den Byk. he küsel em ut de Dgr „warf ihn 
hinaus“. Refl. de Bläder küselt sik in ’n 
Wind, b) intrans. „sich wie ein Kreisel 
drehen“, de Kutscher küsel vun den Bock 
„taumelte“, he küselt as ’n Block „tanzt 
schwerfällig“ Storm. Wetterregel: wenn de 
Wind küselt, gifft dat Rggen Kk. — kü 
sel i g (ky-zdli) adj. „taumelig“, ik wgr 
gans k. in’n Kopp Sdtm. Zsstzgen: Kü- 
sel-ding n. „Kreisel“. Kinderreim: slaap, 
mien leef lütt Schaap, büst rein as so ’n lütt 
K. — schaap n. „gehirnkrankes Schaf, das 
sich im Kreise dreht“. — Kinderreim: slaap,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.