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Kür — Küsel
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machen?“ Holst. 1800 (Sch. 2, 326). Dree-
pannkooksmaat (s. I, 848), wat is’t’n KJ
Dtm. 1865. wat’n Lust un KJ Dtm. 1870
(Piening). Die Herkunft ist nicht sicher;
vielleicht ist das Wort zu küren, kören zu
stellen und bedeutete zunächst etwas „Aus
gesuchtes“, „Besonderes“, „Auffallendes“ und
wurde dann auf sonderbare heitere Einfälle
eingeschränkt; dafür spricht die Bedeutung
der Adjektive kürig u. kürlich (s. u.). Das
Wort ist heute in Schl.-H. wohl kaum mehr
im Gebrauch; nur in der Nähe Hamburgs
scheint es noch vorzukommen (für Hamburg
vgl. Heim. 20, 175). — Ableitungen: küren
(kyan) sw. v. „Spaß machen“, de so vgl kürt,
kümmt toletzt op ’n Fuulboom to rieden
Neust, (vereinz.); vgl. Fuulboom II, 257. —
kürig (ky-ri) adj. „sonderbar“ Kremp.
1797; „auffällig“, „merkwürdig“ Dtm. 1865;
„spaßig“, „drollig“ Holst. 1800 (Sch. 2, 326)
Dtm. 1860. Gott, wa küri! Lieblingswort des
Jochen Putt in der gleichnamigen Geschichte
von Piening (Sdtm.). — kürlich (ky-ali)
adj. „merkwürdig“, „spaßig“, „drollig“ Kk.
Wm. Sdtm. dat süht k. ut, wenn een rieden
schall un kennt dor nix vun Kremp. —
Zsstzgen: Kür-boom m. im Sprichwort:
de to lang op ’n K. ritt, mutt achterna op ’n
Fuulboom rieden (s.o. und 11,257). — Kü-
ren-maker m. „spaßhafter Mensch“
Holst. 1800 (Sch. 2, 326). — Kür wagen
s. bes. Artikel.
Kürbis (kyabis) und Kürbs (kyabs) m.
„Kürbis“, Cucurbita pepo.
küren (kyan) sw. v. „wählen“, vgl. kgren.
he kürt sik all dat Best mank ut (beim
Essen) Kremp. vörbüddelsch (vörfötelsch)
weg gten, ni grst mank rüm k. Ellerb. —
Dazu kürsch (kyas) adj. „wählerisch“, be
sonders beim Essen öder bei der Wahl des
Gatten, nu büst du ok noch lc., dank Gott,
dat du wat hesst Dtm. Eid. Schw. Dw. Vgl.
kgrsch u. krüsch.
kürken (kyagn) sw. v. ein Marmelspiel
(Ndtm.) s. külken.
kürlos (ky-alös) adj. „hilflos“; mnd. kur
ios „ohne Munterkeit“, „schwach“, so raad
un k. harr he em sünst nich sehn Lbg. (nur
literarisch belegt).
Kttrr (kya) f. „Seeschwalbe“ Eid. s. Kirr 2
III, 123.
Kürwagen (ky-avgw) und Kürwaag (ky-a-
vgx) m. der frühere Staatswagen der Bau
ern, der nur zum Ausfahren und bei feier
lichen Gelegenheiten, z. B. bei der Fahrt zur
Kirche bei der Trauung, beim Einbringen
der Aussteuer (s. Eochtied 11,833) gebraucht
wurde; zu Kür (vgl. Sch. 2, 329: „dient zu
Lustfahrten“). Der Kasten war aus Korb
geflecht oder mit Weidengeflecht durchfloch
ten, oft bunt bemalt; das Vorderstück war
aus Leder; der Wagen hatte keine Federn;
die mit Kissen belegten Sitze waren mit
Lederriemen am Kasten aufgehängt, um
die Stöße zu mildern. Inventar aus Oldbg.
1790: „1 Paar Kührwagen leddern mit ein
Unterbrett — 6M.“ Wort und Sache waren
früher allg. bekannt; seit die so gebauten
Wagen verschwunden sind, ist auch das
Wort im Absterben; es haftet vereinz. an
Wagen, die etwas feiner gebaut sind als
die gewöhnlichen Kastenwagen und auf
denen Korn oder Kartoffeln zur Stadt ge
fahren werden (Bdsbg.). Der K. hieß früher
auch scherzhaft Mghlbüdelwagen (Innien);
vgl. Karkmissenwagen III, 54; Stohlwagen,
Kgrwagen.
Küsche (kjjsd) und Küscher (kysa) m.
u. n. Lockruf für Kälber (vereinz. Schweine
Eid.); dann auch Kosewort für das Tier
selbst: komm, K. K. wi hebbt düss Nacht
’n lütt K. krggen Mh. Kinderstube: hesst
’n Daler, gah to Mark, köp di ’n Stark un
so ’n gans ’n ole lütten K.; s. Daler I, 662. —
Verdeutlicht: Küsche-kalf n., auch
Kosewort für junge Mädchen, zugleich um
deren Albernheit zu bezeichnen, du büst
recht so ’n lütt K. Oh.
Küsel 1 (kyzl) u. Küssel (kysl), plur.
K—s m. „Kreisel“, „Wirbel“ (vom Wind,
im Wasser, auf dem Kopf); dasselbe Wort
wie Krüsel (s. d.) mit Umstellung (Kürsei)
und Ausfall des r (Küssel), dann gedehnt
zu Küsel; beide Formen gehen noch oft in
derselben Gegend nebeneinander her. — se
dreiht sik as ’n K., vgl. Brummküsel I, 540.
Groth 2, 55. de Strohhalms dreiht sik in ’K.
„im Wirbel“, dat Water maalct K—s „Stru
del“. sien Haar sünd bi ’n K. all ’n bgten
dünn „Haarwirbel“, so bi lütten kregen se
all ’n K. „kleinen Bausch“. Auch von einem
besonders lebhaften Kind: dat is recht so’n
lütten K. Vgl. noch Hi)rn II, 917 (küssel
üm ’t Für). — Ableitungen: k ü s e 1 n (kyz\n)
und k ü s s e 1 n (kysln) sw. v. „herumwir
beln“. a) trans. küsel mi mal „schwing mich
mal herum!“ de Wind küselt de Bläder in
den Byk. he küsel em ut de Dgr „warf ihn
hinaus“. Refl. de Bläder küselt sik in ’n
Wind, b) intrans. „sich wie ein Kreisel
drehen“, de Kutscher küsel vun den Bock
„taumelte“, he küselt as ’n Block „tanzt
schwerfällig“ Storm. Wetterregel: wenn de
Wind küselt, gifft dat Rggen Kk. — kü
sel i g (ky-zdli) adj. „taumelig“, ik wgr
gans k. in’n Kopp Sdtm. Zsstzgen: Kü-
sel-ding n. „Kreisel“. Kinderreim: slaap,
mien leef lütt Schaap, büst rein as so ’n lütt
K. — schaap n. „gehirnkrankes Schaf, das
sich im Kreise dreht“. — Kinderreim: slaap,