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Fatt — Fahr
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datf („was geht es dich an?“) Pellw. he
hett all in mennig F. leggt „schon viele
Erfahrungen gesammelt“ ffm. (vgl. Sch.
4, 299). he hett so’n Barg in’t F. to leggen
„hat so viel zu beschicken“ Ellerb. he hett
noch v$l in’t F. „hat noch viel (meist
Schlimmes) zu erwarten“ Wm. — Wetter
regeln: Mai koold im natt füllt (den Buurn)
Huus, Schün un Fatt. is’t üm Wiehnachen
koold un natt, gifft dat Nood in Schün un
Fatt Hü. rein Fatt, all satt, morgen ward
good W$der Sgbg. Spottreim s. Botter S.
460. — Am Abend vor Weihnachten stellten
die Kinder eine Schüssel oder einen Teller
ins Fenster in der Erwartung, daß der
Weihnachtsmann etwas hineinlegen werde;
das hieß Fatt setten; dabei waren (und sind
z. T. noch) verschiedene Gebete üblich; am
häufigsten begegnet noch folgendes: Kinne-
ken (Kindjen Hus., Kinken Nordfr., Ren
ken Föhr, Kinjees Dw., Kiekenjees Ang.),
giff mi wat op mien Fatt, so will ik im
mer to School gähn un lehren düchtig wat
oder nach Fatt: ik will bgden Dag un
Nacht, ik will Moder wol hgren, ik will
smuck na de School gähn, ik will wol wat
lehren Nordfr. Andere Fassung: Kinjees
bring mi wat, Vadder un Moder leggt in’t
Fatt Dw. Prb. (Zusatz: ut dat F. un in dat
F. kriegen all de ordigen Kinner wat Bred-
stedt). Varianten s. Heim. 14, 270. Sitte
und Gebet sind heute nur noch in Schlesw.
(bes. Hus. Nordfr. Föhr) üblich, in Holst,
kaum bekannt, ik heff düchtig wat op’t
Fatt kragen „habe viel zu Weihnachten
geschenkt bekommen“ Flensb. (abst.). —
Der Gesang der Schwalbe lautet: as ik hier
letzmal w$r, do w$r dit Fatt voll, nu is et
all vertqrt Sdtm. 1800. — Zssetzungen:
Fatt —binner m. „Faßbinder“, he läppt
as en F. Holst. 1800 (Sch. 4, 298). — hol er
m. „schwacher, mutloser Mensch“ Sdtm.
(abst.); vgl. fattig. —koken m. „Napf
kuchen“, dient an Backtagen als Mittag
essen; vergl. Abenkater, Süsterkoken.
— s a a t n. altes Fehmarnsches Landmaß,
9 Quadratruten: 1 Drömtsaat (s. d.) — 12
Schippsaat — 48 Fattsaat; hd. Foss—saat
Fehm. 1794. Sch. 4,3.
fatt (fad) adj. in der Imkerspr. de Im
men sünd f. „schwer“, „haben viel Honig“.
Dagegen scheint das Wort in dem Heim.
22, 286 aus Altona mitgeteilten Laternen
lied in den Versen: dat Kitt dat is so fatt,
fallt mit de N$s in de Satt die Bedeutg.
„schwach“, „kraftlos“ zu haben; s. fattig.
fattig (fa-di), f a d d i adj. „arm“, „müde“,
„schwach“; mnd. nicht belegt, zuerst 1657
in der „Schäftigen Martha“ v. 134: een
faltig bloot, de nichts hett „ein armer Kerl,
der nichts hat“; entsprechend dem dän.
fattig „arm“, „dürftig“, „armselig“. In
dieser Bdtg. noch besonders von der Klei
dung, überhaupt vom Äußern des Men
schen: he geit so f. in Tüch „sein Zeug ist
abgetragen, fadenscheinig“ Mh. Storm.
Flensb. Hus.; daher auch „unordentlich“
(Mh. Schw.) und sogar „schmutzig“, „un
rein“. se geit so f. „geht so schmutzig ein
her“ Dtm. 1755, Nort. Das von Sch. 4, 298
aus Dtm. verzeichnete vattigful „nach dem
Fasse, unrein schmeckend“ hat wohl mit
Fatt „Faß“ nichts zu tun, sondern ist ein
Versuch, das selten werdende fattig durch
das bekanntere fuul „schmutzig“ zu verdeut
lichen. Vgl. Sch. 1, 310 fattjig. Gewöhnlich
aber hat f. die Bdtg. „schwach“, „kraftlos“,
„leicht ermüdend“, „angegriffen“, „hin
fällig“, „matt“ entwickelt, wobei vielleicht
die Erinnerung an fardig „fertig“ (s. d.)
mitwirkt, he geit so f. „so müde“, „etwas
lahm“, warrst ok all f.f „bist du auch
schon mit deinen Kräften zu Ende?“ nu
is he rein f. „nun ist es ganz aus mit sei
ner Kraft“, mi is rein so f. to Mood „ich
fühle mich angegriffen nach anstrengender
Arbeit“, de Sgg is f. „die Sau ist mitgenom
men“, „mager“, nämlich von den Ferkeln,
die sie säugt. In dieser Bdtg. ist das Wort
in Oh. und Mh. noch ziemlich bekannt, we
niger in Sh., gar nicht, wie es scheint in
Wh.; spärlich sind auch die Belege aus
Schlesw. (Dw. Eid.). Von der kraftlosen
Haltung dann auf das Wesen übertragen:
„ungeschickt“, „tölpelhaft“, „schwerfällig“,
„ratlos“, he steit dor so f. „so verlegen“.
dat is en gans fattige Kerl „ein Tölpel“
Ang. (vgl. fottig). Wenn in der Gg. von
Plön u. Barmst, de Sijg is f. so viel bedeu
tet wie „trächtig“, so hat man wohl das
unverständlich gewordene Wort mit Fatt
zusammengebracht: rund as’n Fatt.
fattschig (fa-dSi) adj. dat fohlt sik so f.
an sagt man von Stoffen, die ihre Festigkeit,
ihre Stärke verloren haben (Sgbg.), zu fat
tig „schwach“, „kraftlos“. Vgl. fattjig Sch.
1, 310.
Fauken (faugtd) „kleine schwarze Ein
tagsfliegen“ Elbm., s. Gnuck.
Faxen (fagsn) f. plur. „Späße“, „Schwän
ke“. Sch. 1, 311. he sitt vull von Fixen un
Faxen. Synonym: Kn?p „Kniffe“. Faxen
maker m. „Spaßmacher“.
Fahr (fea u. f$a) f. u. n. „Fähre“, bi ’t
Hohner F. liggt’n Flott (Floß) Hohn, dat
güng rüggwarts, bet Fijhr un Führ op’n
Sand seet „Fuder und Fähre“, d. i. „die
ganze Wirtschaft“ Groth 1, 54. Häufig in
Ortsnamen: in de F. Katen bei Kiepsdorf,
Kchsp. Grube (Oldbg.), Führ—diek Wiese bei
Güldenst. (Oldbg.), —huus oft,—fcaafWensin
(Kchsp. Warder), —kamp Außendeichsland