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Getieden — Gewehr
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Ge-tieden (gotiin) pl. „Gezeiten“, zsfas-
scnde Bezeichn, für Ebbe und Flut, öfter
bei Grotb (2, 51. 136. 182), nicht volkstüml.
•— t i e m n. „geziemendes Benehmen“. Nur
bei Sch. 1, 175: hool he sik in sien G. „bleib
er in seinen Schranken“ Holst. 1800. Vgl.
betpmen I, 318 f. — t i e r n. „Gehabe“.
u>at ’n G.! wenn jemand sich zimperlich hat;
nach Sch. 4, 259 (s. auch 2, 31) „auch hei
uns: Lärm, Widerstreben, Gestreite“ Holst.
1800. — t ö s (—tms) n. „Getöse“, vgl. Groth
lj 133. 158; nicht volkstüml. Groth (4, 40)
kennt auch ein adj. getösig „lärmend“,
»laut“, das sonst nicht gebräuchlich ist.
— triepel n. „Blankscheuern“, mit Asche
oder Kreide. — tru, — truug (Bgth.)
ndj. „getreu“, „treu“; wenig gebraüchl., (s.
tru). Trinklied: Br oder, ik un du, wi sünd
uns beide g., wi wollt den Buurn in ’n Kel
ter krupen un wollt em all dat Beer ut-
supen, un wenn he kämmt un will uns slaan,
denn wollt wi seggen, wi hebbt ’t nich daan
(de Kiwitt hett ’t daan Plön 1840) Oldesl.
1840; vgl. I, 524 Mitte.
gettern (gedan), geddern, göddern
(Storm. Bgth. Bornh.), g ü 11 e r n (Sgbg.)
sw - v. „anhaltend herabfallen“, wohl zu
Qeten. Das Wort wird bes. von dem Herab
fallen des Obstes beim Schütteln der Bäume
gebraucht: de Appeln gettert dor man so dal
Sdtm. Storm. Lbg. Sgbg. Bornh. Oh. FL.
Auch oft von starkem Regen, Hagel oder
Schneefall: de R$gen gettert man so dal FL.
Storm. dat Water göttert man so vun ’t
Dack hendal Bgth. Vereinz. auch vom
Durchfall: de Farken gettert sik wat trech
*dtm.; vgl. scheddern, Gi)t.
Gettörp (xe-dob) Kirchdorf Gettorf im
Dw. Preetz, Paris un G. sünd de dree besten
Körper Heikendf. (Kiel). Verspottung der
Aussprache des g als Reibelaut (vgl. H,
280 f.); i n Q' i n ( i e g U g e Gegend, dor gif ft
dat v$l Gassengrütt, un wenn dat de gifft,
denn warr ik gans giftig (auch als Schnell-
s Prechübung benutzt).
Ge-tudel (gatü-dal) n. „Gesindel“ FL.
Dgth. Auch dass, wie Gedrawwel, Geslüch-
ar (im Rätsel von der Henne mit den Kü
ken) Fehm. Vgl. Getüdel. —tuuks n.
»Herren“. Dann auch für einen Wirrwarr:
w at is dat hier för ’n G. Schw. dat is all in
een Q von verwirrtem Band (Schw.).
t u u t n. „Tuten“, z. B. von Fabriken,
»“lasen au f Trompeten“. — t ü d e 1 n.
»allerhand Kram durcheinander“, ik heff
allerhand G. in de Tasch Storm. Vgl. — tu-
' tüder. —tüder, — tüter n. dass.
tüdel. Meist „dummes Geschwätz“,
geusein (goisln) sw. v. „zu lose stricken“.
Se . kann v$l beschicken, aber se geuselt ok
»sie beschafft viel beim Stricken, aber es
wird auch danach“ nur in Sdtm. Herkunft
unsicher. Vgl. prünen, bruddeln.
Ge-vadder (gafa-la) m. „Gevatter“, ver
einz. neben Vadder (s. d.). —väder nur
im Kinderspiel (vgl. I, 389 u.): Blinnemöm,
ik trecke di. — Won$mb hin? — Na G—s
Huus Dtm. vgl. Grootvader. — wahr adv.
„gewahr“, s. wahr, wies.
Gewalt (gavald) f. „Gewalt“; mnd. ge-
welde, gewalt. G. geit vor Recht, mit G.
lett sik (kann man) en Vigelin an ’n Boom
tweislaan Mahnung an den Unbesonnenen;
vgl. Bull I, 568 Mitte, Eekboom I, 993. G.
doon (bruken) „Gewalt anwenden“, „seinen
Kopf durchsetzen“, vgl. Faulheit II, 258;
auch (in Vbdg. mit Bös „Böses“) „Gewalt
tätigkeiten verüben“, vgl. bös 1 2 (I, 489).
In Vbdg. mit mit oder för wird G. in ad
verbialer Bdtg. verwendet: dat ward mit
(för) G. Sommer „zusehends“, „unaufhalt
sam“. he will mit G. to Kroog „durchaus“;
verstärkt: mit aller G. Auch verneint: he
will mit G. ni opstahn „durchaus nicht“.
dat rggent för (mit) G. „sehr stark“; vgl.
för dull un unkloolc. Aus der Wendung
mit G. kann man allens „wenn man will“
(vgl. o.) entwickelt sich die Bdtg. „mit
Leichtigkeit“: dat kann he mit G. Eid.;
vgl. dazu: dat is ja keen G. un haun den
Boom af (un lopen mal $ben na’n Koop-
mann, un buun sik en Huus) „nicht so
schwer (schlimm, teuer)“, he maakt ’n G.,
as wenn he hangen schall „ein Wesen“,
„Aufsehen“, „Lärm“, „tut, als ob es eine
übermenschliche Leistung sei“, z. B. von
einem Kind, das sich nicht waschen lassen
will; vgl. Opstand, Gewitter, dat gifft
jümmer vql G., wenn Fromm kaamt „viele
Umstände“, „Aufregung“; vgl. Groth 1, 239:
ahn G. „ohne Lärm“. — gewaltig adj.
„gewaltig“, nicht volkstümlich, nur gele
gentlich steigernd gebraucht, he hett ’n
g—en Brand, he is g. duun „ist stark be
trunken“. Vgl. bannig. — Gewalthaken
m. „Haken am Wagendeichsel bezw. am
Pflugbaum“ Ndtm.; s. Waag, Ploog. Vgl.
Diesseltupp (s. I, 735 bei Diessel", wo —lupp
in —tupp zu bessern ist).
Ge-warf (gaväf) n. „Gewerbe“. In der
Bdtg. „Auftrag“ selten neben Warf (s. d.).
Als Synonym zu Handwark nicht gebräuch
lich; in der hd. Lautform: Gewerbe gähn
„Laufjunge oder -mädchen sein“ Flensb.
— wehr n. u. m. (Fehm.) „Gewehr“,
„Flinte“; vgl. Flint 1 , Knarr, Schaapschin-
ken. dat G. in ’n Graben smieten vgl. hd.
„die Flinte ins Korn werfen“; auch „die
Zügel aus den Händen geben“, z. B. von
einem Wirt, der altershalber seine Wirt
schaft dem Sohn übergibt. Holst. 1800 (Sch.
4, 129). Null (Noler) mit ’n G. scherzhafte