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Gest — Gesundheit
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backen 1 I, 204 o., Stuten, Pannkoken. Tier-
reim: de Kukuk sitt up’t Nist un süppt sik
duun in Gist Ndtm. 1870. Im Verwunde
rungslied: dat Beer fung an to susen, dat
G. fung an to brusen, de Heister seet wull
op dat Nest un wgr gans g?l vun all dat G.
Bredst., ähnl. in Ang. Anderes s. bei Beck
mann I, 249. G. wird als Mittel gegen Ver
brennungen gebraucht (Reinb. 18. Jh.; s.
Barm 1 !, 237). Dem Schwein wird G. einge
geben, wenn es an Verstopfung leidet (FL.).
Aberglaube s. bruen I, 537 o. — Zsstzgen:
Gest-kranz m. „Hefekranz“, um den
sich beim Brauen die Hefe ansetzt. Ang.;
wohl ein Gerät aus Holz, das beim Brauen
oben im Bottich (Buulk^tel) schwimmt.
—-pannkook m. „mit Hefe angerührter
Pfannkuchen“ Eid.; vgl. Ruuspannkook.
Ge-stalt (gasdald) f. „Gestalt“, schön G.
hett v?l Gewalt FL.; wohl aus dem Hd. kiek
mal, wa’s dat vun G. „Jammergestalt“,
»krummes Gestell“. — ge-stalt adj. nur
in der Vbdg. all na gestalten Sakcn „je
nachdem“ Kk.; ältere Part.-Form zu „stel
len“, vgl. hd. „bestallt“. —stanl: m. „Ge
stank“. Auch = Stank: G. maken „stän
kern“. — ständig adj. „geständig“, ik bün
e t em nich g. „ich gebe ihm das nicht zu“
Holst. 1800 (Sch. 2, 30. 3, 71). —stell n.
„Gestell“, s. Stell. Meist von Menschen u.
Tieren gebraucht: dat schewe G. „Jammer
gestalt“; vgl. —statt, se w$r so knakenmöd,
dat se pr G. kuum na ’t Bett slgpen kunn
»ihren Körper“, „sich“.
gestereren (gesdarpan) Kk., auch gaste-
r ?ren sw. v. „Gastereien, Feste veranstal
ten“, „zechen“, he hett nix in ’n Kopp as
9- Vgl. swieren, swuutschen.
gestern (gesdan) „gestern“ s. güstern.
Gestizrat (gasdvdsrpd) m. verderbte Aus
sprache von „Justizrat“ Storm. 1850.
Ge-stöhlt (gosdald) n. „Gestühl“, „eige
ner Stuhl in der Kirche“ Altona 1800 (Sch.
4, 205); vgl. Karkenstohl. —stijker n.
„Stochern“; auch „Gestammel“, „Gestotter“
Dtm.
Gestrich (gasdrix) Wm., Gestrickt
(Ang.) m . verderbte Aussprache für „Di
strikt“, die erste Form wohl mit Anlehnung
a n „Strich Landes“.
Gestroll (gasdrol) n. verderbte Aussprache
inr „Kasserolle“. Nur in der Zsstzg. G e -
s troll-loek (Pellw.), —loch (Wschl.)
n ' »Feuerloch im (gemauerten) Herd“,
„Topfloch“. Vgl. Kastroll-, Stroll-lock.
gesund (gasund) adj. „gesund“; vgl. sund.
e g. as’n Fisch (in’t Water) oder as en
.er („Eichel“ Ang.) „kerngesund“, he is
” lc ' i 9- bi’t Pillhuus (s. d.) Ang. he is ’n
Qt för sik hen, awer doch g. dgrbi „ein
Wenig beschränkt“ Ang. Sommerdaags
drinkt de Buur sik in Bottermellc g. un
Winterdaags itt he sik in kotten Kohl un
Hawergrütt g. Hohn, ik will hier ne g.
Sitten, wenn ’t ni wahr is Beteuerungsfor
mel (Wm.). froh upstahn un froh to Bett
gähn maakt oold, riek un g. Ndtm.; vgl. I,
323 u. sik g. maken „seine wirtschaftliche
Lage bessern“, bes. von Spekulanten und
Schiebern gesagt; im Weltkrieg „sich durch
Verkauf von Heeresgut bereichern“. Reime:
slaten Mund höllt g. zu einem, der durch
den geöffneten Mund atmet (Schw.). wisst
du l$ben lang g., fritt as de Katt, drink as
de Hund. Anderes s. bei Apteker I, 160 o.,
Dokter I, 745 u., Etig I, 1070. — Gesund
brunnen Name einer Kate bei Niendorf
(Lbg.); in der Nähe ist eine Quelle, der man
Heilkräfte zuschreibt; vgl. auch Sch. 2, 30.
— Gesundheit f. „Gesundheit“. Das „Ge
sundheitstrinken“ und der Zuruf (tor) G.l,
wenn jemand niest, war um 1800 nicht mehr
so üblich wie in früheren Zeiten (vgl. Sch.
2, 30) und ist jetzt fast ganz abgekommen.
Dem Niesenden (s. pruschen) ruft man wohl
zuweilen noch ein mehr scherzhaft gemein
tes G.l zu, das er mit einem dank ok! oder
danke! (früher Gott help! Holst. 1800) er
widert, öfter aber mit einer scherzhaften
Ergänzung des Zurufswortes: is b?ter as
Krankheit; oder man verspottet den
Wunsch: ik dank för de Dummheit. Zu
weilen wird dem Niesenden auch eine er
weiterte Wunschformel zugerufen: GJ, dat
s’ rümgeit un se all wat afkriegt un ik ok
ni Qwerblief Heist (Üters.) oder G.! un Geld,
wenn’t nödig deit Holst.; vgl. die Ra. G.
un Tofrqdenheit un ’n Schilling, wenn ’t
nödig deit Flensb. Trinksprüehe: G.
pwer ’n Hupen, de wat hett, kann wat
supen! Hollingst. (Treene) 1850; G., dat ’t
rund geit! Hü.; vgl. freuen II, 225, gellen
u. Augustiny, Achtern Aben (1857) S. 114 f.
dat deit he rein ut sien G. von einem Trin
ker, der kein Glas leer stehen läßt. Holst.
1800 (Sch. 2, 30). gifft Gott G., gifft he ok
wol Arbeit, — Antj, tapp in! Ra. zur Ver
spottung des arbeitsscheuen Trinkers. Holst.
1840 (vgl. Sch. 2, 30). noch mal sien G.!
beim Kartensp., wenn man dieselbe Farbe
nachzieht (Wm. FL.), vertqhr dat mit G.!
Wunsch des Verkäufers oder Gabenspen
ders beim Aushändigen von Eßwaren (Wm.)
und der Gäste beim Abschied nach der
Swiensköst (Dtm.). — G. nannte man um
1800 in der Schiffersprache eine Binde,
die man um den Leib trägt (Sch. 2, 30). —
Zsstzgen: Gesundheits-kees m. „Ge
sundheitskäse“, eine kleine Käseart (Nord-
fr.). — placken m. pl. Bezeichn, für die
auf drallen weißen Frauenarmen durch