349 Gemach
— Gemös 350
ggl 1. — gelwöttelsch adj., nur in der
Vbdg. g. snacken = ggl snacken (s. ggl 2)
Sdtm. 1870.
Ge-mach (gamax) n. nur in der Wendung
dor is keen Hach or G. „da regt und rührt
sich noch nichts“, „da ist noch niemand
wach“ Wm. — macht n. „Geschlechtsteile
des weiblichen Rindes“ Eid.; s. Macht.
— mack n., mnd. gemack, gemake. 1. „Ge
mach“, „Gemächlichkeit“, mit G. „gemäch
lich“, „allmählich“ Holst. 1800 (Sch. 2, 25);
vgl. Gebrack u. gelinn. Dazu gemächlich
(gama-gli), gemaklik (Holst. 1800), gemäk-
lich (Ang.) adj. „gemächlich“, „bequem“;
vgl. maaklich. en g. Bedde „ein bequemes
Bett“ Holst. 1800 (Sch. 2, 25). man nich so
g.! Ang. FL. (vgl. Sch. 2, 25). he maakt sik
dat g. Bgth. he kreeg den Boom g. rin
»mit Leichtigkeit“, als er ihn vörlang statt
vördwass zur Tür hineintrug (Sh.). — 2.
»Gemach“, „Zimmer“, dass, wie Gelaats (s.
3-), bes. das „heimliche Gemach“ Holst.
1800 (Sch. 2, 25); vgl. Gelegenheit. Das
Wort ist im Aussterben; vereinz.: se hebben
dor noch so ’n kleene G. an „einen kleinen
Nebenraum“ Ang. FL. —mählich adv.
»allmählich“, nur literarisch bei Groth (vgl.
1) 31) u. sonst in Dtm. um 1860. g. riest to
Höchd dat Höfd „allmählich erhebt sich das
Haupt“. Vgl. gelinn, Gemack. In der Volks
sprache: so bi lütten.
gemeen (gamen), gemein adj. „gemein-
sam“, „gemein“, „zur Masse gehörig“, de
g—e Mann „der einfache Mann aus dem
Volke“ Dtm. 1820. he is mi to g. „aus zu
niedrigem Stande“, „ich rechne ihn nichts“;
vgl. simpel, minn, orngr. Früher meist in
der Bedeutung: „sich mit anderen gemein
machend“, „herablassend“, „leutselig“, he
is ’n g—en Mann (Kerl) oder he is
8 ° g. mit jedereen „freundlich gegen
jedermann“, „nicht hochmütig“; verstärkt:
s e is’n niederträchtig g. (g. un niederträch
tig) Minsch, vgl. Heim. 7, 192. Ein Bauer
®^gt zu einem leutseligen Prediger: Herr
Paster, Se sünd en fürchterlich g—en Mün
chen Kh.; vgl. Sch. 2, 26. de Kerl maakt
s ik niederträchtig g. un hett ggrkeen Cha-
r o.kter „ist herablassend und hat keinen
°tolz“ Zarpen (Reinf.) 1880. Zuweilen wird
ff- auch im Sinne von „schlicht“, „anspruchs-
j os ‘ (Schw.) und „demütig“ (Prb. 1840) ge
braucht. Im ganzen aber verliert diese An
wendung des Wortes immer mehr an Boden,
offenbar weil Mißverständnis mit der im
Hochd. allein mehr üblichen Bedeutung:
»niedrig“, „roh“ möglich war. Diese Bedeu-
tung überwiegt heute auch im Plattdeut
schen: he is so g. (in sien Wßr) „er hat
e me gemeine Gesinnung“, „er ist roh in
seiner Ausdrucksweise“, heff di ni so g.
(wgs ni so g.) „benimm dich anständig“,
„zügle deine Zunge“. Sehr beliebte Scherz
frage: wat is g.f mit verschiedenerlei Ant
worten, z. B.: wenn man sien Großmudder
de Trepp dalstött un seggt: Minsch, Groß
mudder, wat kannst du lopen. — Gemeen,
Gemeene, Gemeende (Holst. 1800) f.
„Gemeinde“, wie im Hd. von der Dorf- und
Kirchengemeinde; vgl. Kommün, Buurlag,
Kaspel. he hgrt nich to uns G.; vgl. Sch.
2, 25 und Butenminsch I, 598. vor Johanni
mutt de gans G. um Eggen bgden, na Jo
hanni kann ’t en ol Wief alleen; vgl. beden 1
1 (I, 253). Zsstzgen: Gemeenvörstaher
(meist Buurvaagt, scherzh. Dörps-, Gemeen-
bull), —Vorstand wie im Hd. Gemeen-
wark n. „Gemeindedienst“ Wm.; s. Meen-
wark. Der Vorsteher der Gemeindearbeiten
heißt Gemeenwarks-Vorsteher Wm. Gemein
blick Flurn. Arpsdorf (Neum.). — G e -
meenheit f. „Gemeinheit“. 1. „die der
Gemeinde (Bauernschaft) gehörigen Lände
reien“ Ndtm. Kremp. Hohn; vgl. Meenheit,
—-mark. — 2. „schlechte Handlungsweise“,
wie im Hd.
Ge-miegd (gamvxd) n. Eine Frau kommt
zum Kaufmann: ik wüll gern ’n Nachtputt
hebben! — Jawüll, wo groot schall he sien?
— Ah, G—er söss d. h. „daß er etwa für 6
Personen ausreicht“ Heikendf.; zu miegen
„Wasser lassen“. —möd, —möt, —müt
(Ang.) n. „Gemüt“, nicht sehr volkstümlich,
dafür Hart, Seel u. ähnl. he hett sik enen
to G. (Gemö) nahmen „ist betrunken“, en
good G. „ein guter Kerl“;, vgl. Sch. 2, 49
(auch 2, 26). Dem Prahlhans legt man in
den Mund: Hochmut is mein G. „mein
Leben“ Ang. Dazu: —mütlich, vereinz.
—mötlich (Bgth.) adj. „gemütlich“, dat fangt
an g. to warm, sä Britz, do güng dat Haun
to ’n drütten Mal los Reinf. Lied s. bei
Bök 3 I, 480 Mitte. — mütlichkeit f.
„Gemütlichkeit“, good Eten un Drinken
mag ik, dgrför will ik (awer) ok mien G.
hebben. nix geit gwer (steit vor Üters.) de
G.l wohl aus einem alten „Schlager“, gern
fortgesetzt: sä de Buur, dor kettel he sien
Fru mit de Mistfork Ang., — sä de Düwel,
do sett he sik mit ’n Ngrs in ’n Immen,
swarm (Innien) u. ähnl.; auch mit gereim
ter Fortsetzung (altes Tanzlied): Lock in de
Büx (in ’t Dack Üters.), wo de Wind dgr
weiht Sgbg. Hus. Pellw., — wenn de Buur
sien Fru mit de Fürtang (op’n Sünndag
Fehm.) sleit Neum. Plön (seit.). —mös
(gamöos) Hollingst. i. Schlesw. 1850, Bgth.,
jetzt meist — müs (gamyys) n. „Gemüse“,
dafür auch Grön-kraam, —tüch; vgl. To-
gemüs. Übertragen: dat wurr en bannig G.
(als alle Tiere auf der Diele zusammen