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gans — Garf
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kung der Negation (vor ni, nix, keen):
dor warr ik g. ni klook ut; dat will g. ni
bgter warm; et is g. nich koold (Sch. 2, 10);
dor will ik g. nix vun wgten; dor bün ik g.
keen Fründ vun; lewer g. keen as den!
Vgl. allgans S. 106. Seltener ist g. in der
Bdtg. „überhaupt“, „auch nur“: magst di
noch g. vor mi sehn laten? Dtm. he will
am („ernten“ s. I, S. 177), ghr he g. seit
hett Wm. Ganz-ut fingierter Name des
Kindes in der Erzählung vom Fuchs und
Wolf s. Voss. — Vgl. gänslich.
Gant, Ganter s. Ganner.
ganz s. gans.
gapen (ggbm.) sw. v. „den Mund offen
halten“ (vgl. Gaps); daher: 1. „gähnen“,
heute auf Ang. beschränkt (dän. gäbe): ik
kann nich to sien för g. „ich kann mir vor
Müdigkeit nicht helfen“, dat is nich guud
un g. gegen ’n Backaben an, vgl. Backaben
1, 200; holst, jappen. Übertragen: de Plank
gaapt „die Planke hat Kitzen“ Sch. 2, 5. —
2. „gaffen“, mnd. gapen. wat steist dor to
g.f Inschrift: st ah Ape un gape usw. s. Ap
I, 150. —gaapig (gg-bi) adj. „schläfrig“
Ang. Mschl. Dtm. — Zusammensetzungen:
Gaap-ei n. wisst du ’n G. hemmf sagt
man zu Kindern, die mit aufgesperrtem
Mund gaffen (Flensb.). — sp§l n. schlägt
Sch. 2, 5 für „Schauspiel“ vor, weil „unsere
neuste deutsche Bühne oft mehr zu gaffen,
zu begaffen als zu sehen oder gar zu hören
gibt“. — stock m. „einer, der mit offenem
Munde herumgafft“ Ang. Schw., auch von
müßigen Zuschauern oder gradezu für
„dumm“ Ang. Auch scherzhafte Bezeich
nung für die Pflanze „Löwenmaul“, An-
tirrhinum. Ang. Vgl. Jappop.
Gaps (gabs) n. „Loch“, „Lücke“; zu
gapen, vgl. dän. gab „Bachen“ „Schlund“,
fries. gäp (Amrum) „Kerbe“, „Schlucht“,
»Spalt“. Noch gebräuchl. in Eid., besonders
für ein Loch, das man macht, schneidet.
ut de Schuut („Schürze“) is'n grote G. weg
Dazu: gapsen (gabsn) sw. v. „beschnei
den“ Eid. Kompositum: ut-gapsen (s. d.)
»treppenartig ausschneiden“. Ableitung:
gapsig (ga-bsi) adj. Haar, das nicht gut
geschnitten ist (sodaß absatzartig Stufen
entstehen), oder eine Fenne, die nicht glatt
gemäht ist, ist gapsi Eid. Durch Vermen
gung mit grapsi (s. d.) auch von einem, der
nichts liegen lassen kann (Dw.); vgl. ut-
gapsen.
gar s. bei gaar.
garben s. garwen.
Gard „Garde“ s. Garr,
Garden „Garten“ s. Gaarn 1 .
Garden (gän) Kurzform für Garderut
(s- d.) „Gertrud“. Dtm. (Groth 1, 36 u. ö.).
r ehm.
Garderut (gärdorüd), Gardrut (Sch. 2,
10), Gardrutjen (Groth 1, 63), Galle-
rut (Holst. 1840) Frauenname „Gertrud“;
vgl. Garden. Neckreim: G. krüppt achter
rut, vgr weller rin, hett keen goden Sinn
Fehm. G., puuß de Lamp ut „putz die
Nase“ FL. Der Gertrudentag (17. März)
spielt in Bauernregeln eine große Rolle.
Garderut mutt de Buur mit ’n Ploog rut
(un wenn ’t Water ok gwer ’n Boom läppt
Fehm.) Holst. 1840 oder G. treckt (geit) de
Ploog ut (geit de Ploog guud Jb, f. Ldk. 7,
382). G. smitt den rügen Habern ut Fehm.
Kiel 1800 (Sch. 2, 10). Gallerut puußt Licht
ut, Brie inhappen, Dgr tosnappen un to Bett
stappen „vom 17. März an wird abends kein
Licht mehr gebrannt; die hilde Zeit be
ginnt; man geht früh ins Bett“ Eid.
Gardien (gadvn) f. „Gardine“, ik kruup
achter de G. „gehe zu Bett“; die alten
Wandbetten waren durch einen Vorhang
von der Stube getrennt, se treckt de G. up
vom Vorhang im Theater (Sch. 2, 10). he
sitt achter de swedschen G. „sitzt im Ge
fängnis“. Über das Kätsel dor seet en Mann
achter de G. s. TJrqu. 2, 10. Zs. f. Volksk.
6, 420.
Garding (gän), Garrn die Stadt Gar
ding in Eid. Volksreime auf Ortschaften in
Eid.: in Welt da hebbt de Lüde Geld, in
Vollerwiek, da sünd de Lüde riek, in Garrn
da sünd de Lüde arm, in Ehst (Kchsp. Ta
ting) da hebben de Lüde Beest, da hebben
se Hau un Stroh, da supen se Water to
Eid. 1800 (Sch. 4, 356).
Gardrum (gä-drum), Garderum, Gad-
rum (ga-drum) n. „Hofstelle“, „Kaum
beim Hause“, „Hofplatz“; wohl aus Gaard
(s. d.), das durch Ruum „Raum“ verdeut
licht ist; das absterbende Wort begegnet
nur in Nordfr. (Ostenfeld, Olderup, Bohm-
stedt) und ganz vereinz. in Ndtm. Zuwei
len versteht man darunter auch den ge
pflasterten Weg, der über den Hof auf die
Haustür zuführt; vereinz. auch „kleine
Gasse im Dorf* (Bohmstedt b. Bredstedt).
Ältere Belege: Nordstr. Landr. v. 1556 St.
57 im valle desulvige, deme dat landt tho
höret und geervet hefft, wolde sulvest sin
landt brücken, so schall he idt eme (näm
lich dem, der darauf wohnt) nicht an sin
garthrum edder in de Khofenne brücken.
Petreus S. 63 (1590): he geit henuth ins
gardrum, thut de scho uth und springt in
den sodt. Vgl. Goldruum.
Gardrut s. Garderut.
Garf (ggf), plur. Garwen (gäm), Garben
f. „Garbe“; alts. garva, mnd. garve. de
Si)g läppt nu wull nich mit de Garve weg
„so schlimm wird es wohl nicht werden“
oder „dafür ist gesorgt“ Hollingst. (Treene)