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Faden — Fahlentöt
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oder nimm dien Kind vun de Straat, mien
Dochter will neihn. — Rätsel: en ole Fru
seet up’n Block un hol em vör’t Lock, se
dach in gm Sinn, harr’k em man grst rin
(Frau, die einen Faden einfädeln will).
iesern Pgrd mit’n flössen Stert, Knütt
vör’t Gatt, wat is dat? (eingefädelte Näh
nadel); vgl. Nadel u. Neihnadel. Auch:
iesern Ploog, flössen Stgrt un’n mischen
Nadriewer (Nadel, Faden, Fingerhut)
Kremp. — Aberglaube und Volksmedizin:
Bei Nasenbluten wickelt man einen Faden
fest um den kleinen Finger an der Seite
des Körpers, wo das Blut austritt (Dtm.
Schw.) oder an der anderen Seite (Dw.);
vgl. TJrqu. 2, 177. Gegen „Gliederknarren“
(Gnirrgnarr): man bittet jemanden um
einen Faden rote Seide und bindet ihn um
das leidende Glied (Sch. 2, 46). Wer die
Hand verrenkt hat, läßt sich von einem
Weber, ohne daß dabei ein Wort gesprochen
wird, einen Faden um das Gelenk bin
den und geht schweigend davon (Oh.).
Gegen Warzen: Man macht über jeder
Warze einen Knoten in einen Faden und
vergräbt den Faden unter einem Stein, wo
weder Sonne noch Mond hinscheint, oder
unter der Dachtraufe; sobald der Faden
vermodert, verschwinden die Warzen; vgl.
Nds. 6, 360. 19, 189. Urqu. 3, 249. Umwin
det man den rechten Flügel einer Amsel
mit einem roten Faden, der noch nie ge
braucht ist, und hängt ihn in ein Haus, so
kann niemand im Hause schlafen, bis er
wieder weggenommen wird (Ang. 1800).
Man darf keinen wollenen Faden ins Haar
binden, da sonst der Haarwurm hinein
kommt (Stap.). Vgl. Dodenhemd S. 761. —
3. der Faden, den die Spinne spinnt. Läßt
sie sich an einem langen Faden nieder, so
gibt es gutes Wetter. Spinnt sie den Faden
vor jemandem nieder, so bringt das Glück
(Dtm.). —Zsstzg. Fadendarm m. „soviel
als man mit beiden ausgebreiteten Armen
messen kann“ Holst. 1800 (Sch. 1, 305); vgl.
Faden 1. — g r a a d adv. „gradezu“. se is
ümmer so f. weg „sagt immer unverblümt
ihre Meinung“. —holt n „Kluftholz“.
Fahl ff öl) und Fahlen (fgln), plur. Fah
len n. u. m. „Fohlen“, „Füllen“, he rönnt
as’n F. he sleit achterut as’n jungen F. he
lengt dorna as dat F. na’n Titt. Kk. he
blifft gwer as de drütt F. an’n Titt Kk.
he wrickt as’n sgbenjghrig F., de in 24
Jahr keen Titt mghr krggen hett „ist sehr
verdrießlich“ Ranz, de ruugsten F—n ward
de glattsten (schiersten) Pgr häufig auch
von Menschen, mit F—n plögen gifft schewe
Fgren (Furchen) Holst. 1840. de weet ok,
wongm de F. suugt „weiß allerlei, was er
in seinem Alter noch nicht zu wissen
brauchte“ Lbg. wat maakt de Dütsche nich
all för Geld, sä de dänsche Jung, dor seeg
he en bunte F. Hus., vgl. dütsch S. 951. he
hett ’n F. doodstgken (awer dat Mess is em
afbraken Schwabst.) „ist aus dem Dienst
gelaufen“ (s. doodstgken S. 757), ebenso: he
hett’n F. rgden oder wegrgden Sdtm. 1810.
FL. Ang. Jung, hesst F—n rgden? „hast
du die Schule geschwänzt?“ Ranz., auch
„bist du nicht richtig im Kopf?“ Oldbg.;
vgl. ggl. Aberglaube: Ein Füllen ist 9 Tage
blind; daher kann es als Pferd im Dunkeln
9 Schritte voraussehen (Stap.). Rätsel vom
Backofen: ’n Stall null brune F—n usw. s.
Backaben S. 201. Scherzfrage: wodennig
ward’n F. maakt? Antwort: half to Foot
un half to Pgr Plön. Im Knieschaukellied:
Suck, suck, suck na Mghlen, Grete op dat
Fghlen usw. s. Mijhl; daselbst im Reim auf
Mghleken auch das Diminutiv: Föhleken.
Kosenamen für das Füllen: Fühke (Ang.),
Hüte, Hütefahl, Sute, Süde; vgl. Süt-, Süg-,
Titt—fahl. Lockruf: Hüte, Hüte; Nite, Nite
(Schwabst.). du kleene Fahl Kosewort für
Kinder (Ang.). — fahlen (föln) sw. v.
„Füllen werfen“, de Tgt schall f. „die Stute
ist trächtig“; de Tgt hett fahlt „hat gewor
fen“. he schall man doran denken, in wat
vun Stall as he fahlt is „sollte sich nur an
seine niedrige Herkunft erinnern, den Kopf
nicht so hoch tragen“ Eckf. Vgl. das Rätsel
von der Geige bei brammen S. 501. —
Zsstzungen:
Fahl (en)-Meter (fg-lnbida) m. „Fiillen-
beißer“, Spottname der Bewohner des Dor
fes Böel (Ang.), s. Böel S. 474. — fleesch
n. s. Böel S. 474. — f o o t, gewöhnl. im
Plur. — f ö t m. „Füllenfuß“, „Huflattich“,
Tussilago Farfara L., nach der Form der
Blätter benannt; zuweilen auch Bezeich
nung für „Pestwurz“, Petasites officinalis
(Kk.). Vielfach als Hausmittel gegen Hu
sten, Gicht, Blattern, Ausschlag, Schwind
sucht gebraucht; die Blumen getrocknet
werden als Tabak geraucht. Findet man
im Frühling zuerst den goldigen Huflat
tich, so verheißt das reichen Golderwerb
(Nds. 1, 220). — h a g e n Flurname in
Schrevenborn (Kiel). — hock n. „der Teil
des Stalles, wo die Füllen stehen“ Hus.
— koppel f. „Koppel, wo Füllen wei
den“, s. Sch. 1, 330; Gehölz bei Oldesl. u.
bei Ahrensbök (FL.). —mähr f. „träch
tige Stute“ Sdtm. — p g r d n. „Stute“
Ang. — plagg, — plarg „einjähriges
Pferd“ Pellw., s. Nd. Kbl. 30, 30. 38.
— t ö t f. „Fohlenstute“, „Mutterpferd“.
Ratespiel: nutt, butt, jiepstgrt, F. un
Hingstenpgrd Kk. Eine F. darf nicht vor
den Leichenwagen gespannt werden; sonst
wird das Füllen sterben (Nordfr. Ang.).