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eiterig — Ewer
1072
Ettfoder n. „das beste Putter (ohne
Bocksbart)" PL. Vgl. eed.
etterig (edari) adj. „eifrig“, he is e.
bi de Saak Neust. (Oh.). Ob zu mnd. etter
„Eiter“?
Ett-gröde (edgrö), —gröd, —grö,
vereinz. — g r ö v (Tönning) f. „der zweite
Wiesenwuchs“, „Grummet“, „Nachmahd“;
aus ed- „wieder“ (s. edder) und dem Subst.
mnd. grode, anord. grödr, dän. grade, nordfr.
grööd u. gröör „Wachstum“, „der frische
Wuchs“ zum Verbum mnd. grdien „w r ach-
sen“ (altfries. growa, ags. growan, engl.
to grow); daneben seltener Ett-grede
(Ostenfeld b. Hus.), das auf stammverwand
tes altfries. gred „Weideland“, „Wiese“ (mnd.
gret, greedt bei Neok.) zurückgeht. Das
Wort erscheint nur in früher friesischem
Gebiet (Eetgröör Sylt, Eetgroat Amrum):
Eid. (1795 bezeugt), Nordstr., Hus., Nordfr.
Husumer Amtsrechnung von 1629: „graßgeld
vor 2 feiste Kühe, so auf Ihr. Fürstl. Gnaden
Etgröde geschlagen, 5 Reichstaler“. Borde-
lum 1679: „darvor gibt das Kirchspiel dem
Pastori mit Eddegrod jährlich 15 Mk."
Durch volksmäßige Umdeutung ist aus Ett-
gröd Ettgrön (edgrön) n. entwickelt,
eigentl. „zweites Grün" (as. grdni, mnd.
grdne gehört allerdings ebenfalls zum
Stamme grd— „wachsen“); das Wort ist das
übliche im übrigen Schlesw. (in Ang. selten)
und in Holst, etwa westl. einer Linie Rends
burg — Neumünster — Segeberg — Oldesloe —
Altona, östl. davon kommt es nur ganz ver
einz. vor, im eigentl. Ostholstein ist es un
bekannt; dort heißt es Namatt „Nachmahd“
oder Nagrass (vereinz. Ohmt s. d.), Aus
drücke, die neben Ettgrön auch in Wh. Vor
kommen. Ettgrön ist entstellt zu Eerdgrön
Neum. Sdtm. und Eergrön (Sch. 2, 73). Die
Angaben über die Verbreitung bei Sch. 1,
304 beruhen auf einem Mißverständnis.
Ältester nachweisbarer Beleg im St. Marga-
rethener Kirchenmissale (Wm.) von 1630:
„der Pastor soll das Land auf diesen Herbst
besäen, die Ettgrön auf Michaelis an
nehmen".
Ett-lem (edlem), —lum n. „Zeitraum
von 24 Stunden“, vgl. Ettmal; friesisch (aus
Eetmal entstellt), nur aus Eid. Nordstr. Hus.
Nordfr. belegt (abst.). nqgen Dage jagen,
negen Dage dragen, n§gen E. blind un
doch en Hgrenkind von jungen Hunden oder
Katzen. Bohmstedt b. Bredstedt (Nordfr.).
Ett-mal (e dmgl) n. „Zeitraum von 24
Stunden“ (dass, wie Ebenlied), von et
„wieder“ (s. edder, Ettgrön, Ettlem, Ett-
winn) und mal „Zeitpunkt“, also eigentl.
„die wiederkehrende Zeit von einem Tage
zum andern“ oder in der Seemannsspr. „von
einer Flutperiode zur andern, also von 12
Stunden“ (vgl. Zs. 26, 5 aus dem Jahre
1583: se wolden dat werck in 50 etmalen
edder tiden averbringen); mnd. etmäl, fries.
eetmeel (woraus Ettlem (s. o.) entstellt).
Petreus 1596: alle ethmall (sic enim apud
insulanos dies naturalis appellatur). Nordstr.
Landrecht von 1572: „so einem seine Beeste
unwissentlich und wider Willen abhanden
kämen und in eines andern Korn oder
Wische liefen und darüber eingeschüttet und
nach Verlauf dreyer Tage und Nächte, ein
Ethmal genannt, der Obrigkeit zugetrieben
würden, soll der Schade nach Erkenntniß
unpartheyischer Leute gehalten und bezahlt
werden“. Das Wort ist namentl. in Eid.
u. Nordfr. gebräuchlich, seltener in Stap.
u. Dtm. Vom Kranken wird gesagt: he hett
all 3 E. Ipgen oder nix eten Eid. de Melk
mutt een E. stahn; daher E—smellc „Milch,
die 24 Stunden gestanden hat“, „der Sturm
dauerte ein halbes Etmal oder 12 Stunden“
Stap. 1794. Vgl. noch Nd. Kbl. 5, 37.
Ett-wänn (e-dvin) f. „die zweite Brache“,
„zweite Umpflügung“, „das Land, das im
Frühjahr aufgebrochen und im Herbst wieder
umgepflügt wird“ Wm.; aus mnd. etwende,
wörtl. „Wiederwende"; s. edder, Ettgröde,
Ettgrön, Ettlem, Ettmal.
Euerbeuer, Eutbar „Storch“ s. Adebar.
Euwer „Ufer“ s. öwer.
Eva (e fa) 1. die biblische Eva s. Adam
u. Adam un Eva S. 42. 2. Verdrehung von
„Epheu“ s. Efeu.
Evangeln (efarage-ln) n. „Evangelium“.
man kann em dat E. dgr de Backen blasen
Mschi., s. Back 1 S. 197. Vgl. Epistel, dat
is’n E. för em „daran glaubt er fest“, „ist
unumstößliche Wahrheit“. Evangelnbook
wird scherzh. für „Spielkarten“ gebraucht:
laat uns mal beten in’t E. lesen Wm.
ewallerig (gvalari), ewellerig adj.
„widerspenstig“, „querköpfig“ Fehm., ver
einz. in Oh. (Ltjbg.) u. FL. Wohl aus altem
e „Gesetz“ und mnd. wedderich „feindlich“,
„aufsässig“ (wedder > weiter > waller),
eigentl. also „der sich gegen das Gesetz auf-
lehnt“. Vgl. Nd. Kbl. 29, 21 (anders 30,
29) u. ewerdig.
eweis (evais) in der Wendung: dar lconn
wat e. sien „es könnte etwas im Wege sein“
Bohmstedt (Bredstedt) abst. Wohl aus platt-
dän. i vejs „im Wege“; vgl. dän. ivejen.
Ewer 1 ((va) m. „kleines flaches Wasser
fahrzeug“ ; z. B. Torfgwer, Postgwer
(„welche Waren und Menschen Hamburg
und Altona zu- und abführen“ Sch. 1, 305).
Ewer 2 (fva) m. „Eber“, männliches
Schwein, he hett’n Fell op sik as'n E.
„dickfellig“ Hü. Schw. Dw. FL. he säht ut,