Full text: (Erster Band)

811 
Dörp — dörscheten 
812 
und enthalten in vielen Fällen einen ge 
schichtlichen Kern. Viele Dörfer sind durch 
Mederlegung (zwecks Gründung von Gü 
tern und Meierhöfen) verschwunden, andere 
durch Sturmfluten; manche Ortschaften sollen 
infolge von Pestepidemien (s. Dood S. 749) 
oder Krieg verödet sein, über andere soll 
wegen irgend eines Frevels (Gottesläste 
rung, Üppigkeit) das Strafgericht hereinge 
brochen sein; vgl. Mhff. s Nr. 191 f. u. S. 
528. Außerdem gibt es für zahlreiche Dör 
fer Gründungssagen, die oft auf einem in 
dem Namen enthaltenen oder ähnlich klin 
genden Wort fußen. So soll das Dorf Barg- 
stall (früher auch Burgstall geschrieben) 
seinen Namen einer Burg verdanken, nach 
anderen einem Stall, in dem das Vieh 
bei Überflutungen geborgen wurde. — 
Zsstzgen: Dörps — belewung f. eigentl. 
„die in der Versammlung der Dorfeinge 
sessenen beschlossenen Verfügungen“, dann 
Bezeichnung für die Versammlung selbst, 
bzw. für die Gesamtheit der dorfansässigen 
Männer. Die D. zu Munkbrarup (Ang.) 
hält noch alljährlich einige Tage vor Weih 
nachten ihre Versammlung ab, um über Ver 
pachtungen und ähnl. zu beraten. Eine 
kleine Festlichkeit ist mit der Sitzung der 
D. verbunden; neu zugezogene Einwohner 
müssen sich mit dem „Angler Muck (s. d.)“ 
in die D. einkaufen. — blink m. „Dorf 
platz“ Holst. 1880; s. Blink 3, Brink. 
— bull, —holl m. „Dorfbulle“, „Gemeinde 
stier“. se schäl de D. op't Huus hebben 
wenn viel Gras auf dem Hausdach wächst 
(Ähren viöl); vgl. das Schildbürgerstück 
Heim. 5, 122. D. wird scherzh. auch der 
„Gemeindevorsteher“ (Buurvaagd) genannt, 
auch ein „Schürzenjäger“. — d i e k m. 
„Dorfteich“; vgl. —pohl, —soll. Aus dem D. 
wird bei Bränden das Wasser zum Löschen 
geschöpft. Typisch ist der D. bes. für die 
ursprünglich slavischen Dörfer. — h p h n f. 
„Dorfhenne“, Schelte für Frauen und Kin 
der, die selten zu Hause, meist im Dorf 
zu finden sind. Hohenw. — k 1 o c k f. 
„Dorfgiocke“, eigentl. die Klingel, durch die 
der Gemeindebote die Aufmerksamkeit auf 
sich lenkte, wenn er Bekanntmachungen 
auszurufen hatte; vgl. Buurklock. Daher: 
de D. geil wenn beim Kaffeeklatsch tüchtig 
über die nicht anwesenden Dorfbewohner 
hergerissen wird (Mh.). — knüppel m. 
dass, wie Buurstock, Dingstock (s. d.) Holst, 
(abst.) FL. Lbg. — 1 ü d m. pl. „die Ein 
gesessenen eines Dorfes“, meist im Ggs. zu 
Stadlslüd. — meenheit, —gemeenheit f. 
„die Gemeinweide einer Dorfschaft“ (Mh.), 
ursprüngl. die „Allmende“. Vgl. —meid, 
Meent, Meenmark, Buurmeen. — mus 
kant m. „Dorfmusikant“, der bei Festlich 
keiten zum Tanz aufspielt. Dann scherzh. 
für „Frosch“; wenn abends de Schietfleulen 
(s. d.) gaht un de D—en so luud upspglt, 
gifft't siecht Weller Holst. — p o h 1 na. 
„Dorfteich“ Storm.; s. —diek. —soll m- 
„Dorfteich“ Fehm.; s. —diek. Dörp- 
s w a g e r m. „Dorfgeschworener“ Fehm. 
Dörps-weid f. „Gemein weide“; vgl. 
—meenheit. Sie dient bes. den Gänsen zur 
Grasung. 
dör-paun, — pedden, — perrn, 
— patten (Wm.) „durchtreten“, de Din 
ner paut dat Lummerschiet (Kohschiet) dgr. 
V gl. —kngden, —knojen. — pietschen 
„durchpeitschen“; übertragen: „durch 
machen“, „erleben“, ik heff keen Dust un 
pietschen all de Nood noch mal weiter dör 
Ang. — proben „durchprobieren“. du 
hesst de Koken ja noch ggrni all dgrpröft 
nötigt die Hausfrau den Besuch zum Zu 
langen. — prügeln „verprügeln“, s. 
dgr 3 a». 
Dörr (doa) f. „Darre“ Bgth.; s. Darren. 
dör-raken „durchscharren, —stochern"- 
Aus einem Verwunderungslied: de Muus de 
raak dat Für dgr Dw. — rangeln „ver 
prügeln“ Altona 1800 (Sch. 3, 273); s - 
dgr 3 a a. — rapsen „verprügeln“ Dtm- 
Hohn; s. dgr 3 a a. — rieben „durch 
reiben“, durch die Reibe. Brood d. — rie 
ten „durchreißen“. 1. trans. he reet den 
Breef merrn dgr „zerriß“, dat Land d. 
„pflügen“, meist „eggen“; vgl. —ketschern- 
se hebbt em arig d. „über ihn gesprochen 1 ) 
meist in verleumdendem Sinne. 2. intrans- 
se is so dünn, se kunn d. dat reet mi mH 
eens dör von plötzlich auftretenden Schmer 
zen (z. B. Bruststichen); auch „es fiel mir 
plötzlich ein“ Oh. — r ö k e 1 n „durch 
räuchern“. Schinkens mgt arig dgrrökell 
wgn. — sagen „durchsägen", he snorkt, 
as wenn he en (Ehen-) Knast dgrsaagt vom 
Schnarchenden. 
Dorsch s. Dösch 1 und Dresch, döschen- 
dörschen s. döschen. 
dör-schaken refl. „sich kümmerlich 
durchhelfen“ Dtm. Eid. s. schaken; vgl- 
—frgten, —krgpeln. — schechten „durch 
einander bringen“, de Kgrten d. „mischen 
Dtm.; s. schiften. — scheten, —schgden 
(Hohn) adj. (Part, zu —schielen), he sucht 
tit as en d. Appel Dtm., meist: as (en) d- 
Appelmoos (schon im 18. Jh. aus Reinb- 
bezeugt), auch einfach: he sücht man wat 
d. ut von blasser und kränklicher Gesichts 
farbe; vgl. pgperig, piepsig, keesig, sniedeng> 
schedderig. Die Schwalbe (s. Swollc) sagt: 
as ik wegfloog, wgr Huus un Schün vulh 
as ik xoellerkeem, wgr allem opfrgten un d-,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.