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Dörp — dörscheten
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und enthalten in vielen Fällen einen ge
schichtlichen Kern. Viele Dörfer sind durch
Mederlegung (zwecks Gründung von Gü
tern und Meierhöfen) verschwunden, andere
durch Sturmfluten; manche Ortschaften sollen
infolge von Pestepidemien (s. Dood S. 749)
oder Krieg verödet sein, über andere soll
wegen irgend eines Frevels (Gottesläste
rung, Üppigkeit) das Strafgericht hereinge
brochen sein; vgl. Mhff. s Nr. 191 f. u. S.
528. Außerdem gibt es für zahlreiche Dör
fer Gründungssagen, die oft auf einem in
dem Namen enthaltenen oder ähnlich klin
genden Wort fußen. So soll das Dorf Barg-
stall (früher auch Burgstall geschrieben)
seinen Namen einer Burg verdanken, nach
anderen einem Stall, in dem das Vieh
bei Überflutungen geborgen wurde. —
Zsstzgen: Dörps — belewung f. eigentl.
„die in der Versammlung der Dorfeinge
sessenen beschlossenen Verfügungen“, dann
Bezeichnung für die Versammlung selbst,
bzw. für die Gesamtheit der dorfansässigen
Männer. Die D. zu Munkbrarup (Ang.)
hält noch alljährlich einige Tage vor Weih
nachten ihre Versammlung ab, um über Ver
pachtungen und ähnl. zu beraten. Eine
kleine Festlichkeit ist mit der Sitzung der
D. verbunden; neu zugezogene Einwohner
müssen sich mit dem „Angler Muck (s. d.)“
in die D. einkaufen. — blink m. „Dorf
platz“ Holst. 1880; s. Blink 3, Brink.
— bull, —holl m. „Dorfbulle“, „Gemeinde
stier“. se schäl de D. op't Huus hebben
wenn viel Gras auf dem Hausdach wächst
(Ähren viöl); vgl. das Schildbürgerstück
Heim. 5, 122. D. wird scherzh. auch der
„Gemeindevorsteher“ (Buurvaagd) genannt,
auch ein „Schürzenjäger“. — d i e k m.
„Dorfteich“; vgl. —pohl, —soll. Aus dem D.
wird bei Bränden das Wasser zum Löschen
geschöpft. Typisch ist der D. bes. für die
ursprünglich slavischen Dörfer. — h p h n f.
„Dorfhenne“, Schelte für Frauen und Kin
der, die selten zu Hause, meist im Dorf
zu finden sind. Hohenw. — k 1 o c k f.
„Dorfgiocke“, eigentl. die Klingel, durch die
der Gemeindebote die Aufmerksamkeit auf
sich lenkte, wenn er Bekanntmachungen
auszurufen hatte; vgl. Buurklock. Daher:
de D. geil wenn beim Kaffeeklatsch tüchtig
über die nicht anwesenden Dorfbewohner
hergerissen wird (Mh.). — knüppel m.
dass, wie Buurstock, Dingstock (s. d.) Holst,
(abst.) FL. Lbg. — 1 ü d m. pl. „die Ein
gesessenen eines Dorfes“, meist im Ggs. zu
Stadlslüd. — meenheit, —gemeenheit f.
„die Gemeinweide einer Dorfschaft“ (Mh.),
ursprüngl. die „Allmende“. Vgl. —meid,
Meent, Meenmark, Buurmeen. — mus
kant m. „Dorfmusikant“, der bei Festlich
keiten zum Tanz aufspielt. Dann scherzh.
für „Frosch“; wenn abends de Schietfleulen
(s. d.) gaht un de D—en so luud upspglt,
gifft't siecht Weller Holst. — p o h 1 na.
„Dorfteich“ Storm.; s. —diek. —soll m-
„Dorfteich“ Fehm.; s. —diek. Dörp-
s w a g e r m. „Dorfgeschworener“ Fehm.
Dörps-weid f. „Gemein weide“; vgl.
—meenheit. Sie dient bes. den Gänsen zur
Grasung.
dör-paun, — pedden, — perrn,
— patten (Wm.) „durchtreten“, de Din
ner paut dat Lummerschiet (Kohschiet) dgr.
V gl. —kngden, —knojen. — pietschen
„durchpeitschen“; übertragen: „durch
machen“, „erleben“, ik heff keen Dust un
pietschen all de Nood noch mal weiter dör
Ang. — proben „durchprobieren“. du
hesst de Koken ja noch ggrni all dgrpröft
nötigt die Hausfrau den Besuch zum Zu
langen. — prügeln „verprügeln“, s.
dgr 3 a».
Dörr (doa) f. „Darre“ Bgth.; s. Darren.
dör-raken „durchscharren, —stochern"-
Aus einem Verwunderungslied: de Muus de
raak dat Für dgr Dw. — rangeln „ver
prügeln“ Altona 1800 (Sch. 3, 273); s -
dgr 3 a a. — rapsen „verprügeln“ Dtm-
Hohn; s. dgr 3 a a. — rieben „durch
reiben“, durch die Reibe. Brood d. — rie
ten „durchreißen“. 1. trans. he reet den
Breef merrn dgr „zerriß“, dat Land d.
„pflügen“, meist „eggen“; vgl. —ketschern-
se hebbt em arig d. „über ihn gesprochen 1 )
meist in verleumdendem Sinne. 2. intrans-
se is so dünn, se kunn d. dat reet mi mH
eens dör von plötzlich auftretenden Schmer
zen (z. B. Bruststichen); auch „es fiel mir
plötzlich ein“ Oh. — r ö k e 1 n „durch
räuchern“. Schinkens mgt arig dgrrökell
wgn. — sagen „durchsägen", he snorkt,
as wenn he en (Ehen-) Knast dgrsaagt vom
Schnarchenden.
Dorsch s. Dösch 1 und Dresch, döschen-
dörschen s. döschen.
dör-schaken refl. „sich kümmerlich
durchhelfen“ Dtm. Eid. s. schaken; vgl-
—frgten, —krgpeln. — schechten „durch
einander bringen“, de Kgrten d. „mischen
Dtm.; s. schiften. — scheten, —schgden
(Hohn) adj. (Part, zu —schielen), he sucht
tit as en d. Appel Dtm., meist: as (en) d-
Appelmoos (schon im 18. Jh. aus Reinb-
bezeugt), auch einfach: he sücht man wat
d. ut von blasser und kränklicher Gesichts
farbe; vgl. pgperig, piepsig, keesig, sniedeng>
schedderig. Die Schwalbe (s. Swollc) sagt:
as ik wegfloog, wgr Huus un Schün vulh
as ik xoellerkeem, wgr allem opfrgten un d-,