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bruen - Brummeibeer
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beitern in kleinen Tönnchen (Lecliel) aufs
Feld mitgegeben. Abergläubische legten
beim Brauen ein Holzkreuz über den Bottich
und streuten auf jedes Ende ein wenig Salz,
damit niemand den Gest rauben und das Bier
nicht verrufen werden konnte (Holst. 1797)
oder man stellte einen Querbaum in die Tür,
um Unreine fernzuhalten, die das Bier ver
derben könnten (Holst. 1800. Sch. 4, 43).
— Wenn die Unterirdischen (s. tlnnergrschen)
ein Kind gegen ihr eigenes umgetauscht
haben (Wechselbälge), so hängt die Mutter
des gestohlenen Kindes den Braukessel über
das Feuer, schickt sich an, ein Ei in das
kochende Wasser zu tun und spricht: Nu
wffllt wi Beer bruen. Dann ruft das Kind
der Unterirdischen, sein bisheriges Schwei
gen brechend: Ik bün so oold as de Weg
!l a de Wohld un heff all mien Daag so n
Beerbruen ni sehn! Dann tauschen die Un
terirdischen das Kind wieder um (Megger
dorf; ähnlich Mhff. 2 Nr. 494, 1 u. S. 545).
Redensarten: all Bruen un Backen geraad
nic K s. backen S. 206. wat de een nich
bruut, dat backt de anner nach Sch. 1, 289
»was einer nicht weiß, weiß der andere
(von Parteigängern); vgl. backen S. 207.
ho iveet nich, wo David sien Beer bruut
»dumm" Ang. Sehr häufig die Wendung:
de Voß bruut (Beer) vom Aufsteigen des
abendlichen Nebels auf den Wiesen oder über
dem Moor, vielleicht weil der auf Beute
ausgehende Fuchs sich in dem Nebel ver
argen kann; gilt als Anzeichen guten Wet
ters; wenn aber der Fuchs noch bei Sonnen
schein braut, steht Regen bevor (Kollm.
Ranz.); vgl. baden u. brusen. — Zum
Schnellsprechen: de Beerbruer bruut bruun
Beer Ranz. Subst. B r u u. B r o f. »das
l’rauen" u. „das Gebräu“. Sch. 1, 154. Bei
Mhff.2 Nr. 594, 1 sagt der Unterirdische (s.
°-) : ik heff in mien Lgben so'n Bro nich
sehn. — Bruer m. „Bierbrauer“, wo de
■ wohnt, kann keen Bäcker bestahn Oh.,
s. Bru-huus. — Zssetzungen: Bru-ballig
*; »Braukessel“ Ang. — bütt f. »großes
Braufaß“ Sch. 1, 191. — huus n. „Brau
haus“. wo en ß s i e it, kann keen Back
haus stahn „Trinker essen wenig“; s. Bruer.
Name einer Kalkbrennerei b. Rade (Rdsbg.).
~~ k f t e 1 m. „großer kupferner Kessel, um
as Wasser für das Brauen heiß zu machen ;
'gh Boltkftel Ang. u. Buulkftel. Auch beim
Schweineschlachten zur Herstellung des
brüh Wassers und zum Kochen der Grütz- und
Ueberwürste benutzt; doch s. Brüh-kfiel.
... k P k f. „Brauküche“, jetzt die Wasch
küche. Hohn. — k ü b e n m. „Bräubottich,
* n dem das Bier gebraut wird“, s. o. bei
rue n. — pann f. „Kupferkessel zum Ko
chen des Wassers“ FL. — sei f. „Treber“,
Rückstände beim Brauen. Sch. 4, 94; s. Sei.
bruken (brügio) sw. v., vereinz. mit
starkem praet. ik brnk Pbg. (vgl. ags. breac)
„brauchen“. 1. „gebrauchen“, „anwenden“.
dor mutt ’n Knakenfett bi b. „Kraft anwen
den“ Hü. man mutt allens b., woto't good is,
sä de Buur. do wisch he sik mit sien Fru
fr Schärt de Ngs af Stap. he kann allens b.
verhüllend für „stehlen“ Ranz, he bruke
Mund „widersprach aufgeregt“ Ang. wat b.
„Heilmittel gebrauchen“, ohne weiteren Zu
satz: sühst leeg nt, muß mal wat b. Scherzh.
mien Gewgten is rein, dat is noch gorni
bruukt Ang. man mutt sik nich to'n Stroh
wisch b. laten Holst. 1840. he bruukt em
för'n Buurn „hält ihn zum Besten“, tom
Buurn Hollingst. 1850. In derselben Bdtg.
he ward för'n Griesen (Esel) bruukt Holst.
1840 Dtin. (Groth 3, 134) Wm. und bes.
häufig wullt du mi vernarrn b.? „für einen
Narren“ Holst. Dw. — 2. „bedürfen“, „nötig
haben“, wenn de Koh den Stgrt verlgrn
hett, weet se, wo se em to bruukt Kh.
wat ik nich heff, dal bruulc ik nich; wat ik
nich weet, dat plaagt mi nich Hus. wenn
de Krös (Krüge) lerri warm, bruukt dat
keen Muulopsparrn Rdsbg. Subst. B r u u k
m. „Brauch“, „Gebrauch“, dat is riev in
de B. „verbraucht sich schnell“ Schlesw.
dat is'n ölen B. dem Volksmund nicht recht
geläufig; dafür: dat is all Ummer so west
oder ähnl.
Brüll (brul) n. „Stachel der Insekten“,
„Zunge der Schlange“ Flensb., vgl. Brott 2 .
brüllen (bruln) sw. v. „brünstig sein“
von der Sau. Ranz. Elbm.; vgl. Bronn.
Brumm (brurri) f. „die abgelöste Rinde
für die Weidenpfeifen“. Bastlösereim s. bei
Blarr 2 . Ebenso Brummei m. im Bast
lösereim: Baß, Baß, Baß, Buribaß, giff mi
en goden B. af, ik ggf di en wedder af Oh.
Brummel-ber (brumlbga) und Brom-
mel-ber (bromlbga) f. „Brombeere“ Rubus
fructicosus L„ in diesen Formen in ganz Holst.
Dw. Schw. Hü. üblich; im übrigen Schlesw.
herrscht die vom Hochd. beeinflußte Form
Brumm- oder Brommbgr, die sich
auch in Dtm. findet (Brummbein); vereinzelt
bleiben Brummerbpr Stap. Dw. Oh. und
B r a m m e r - oder Brammelbfr Hohn
Rdsbg. Prb. Wankendorf (Bornhöv.) Schön
kirchen. Synonyma: Snerr- oder Sngrbein
(Dtm.), Snurrbgrn (Mh.). na Micheli smgrt
de Düwel sien Stgweln mit B. sie sind dann
überreif und taugen nichts mehr. Ang. Schw.
Hü. wenn du den Iigrl nimmst, bruukst
nich to'n B.-plücken to gähn, denn kriggst
B. nog Dtm., Wortspiel mit Brummbär:
„dann wird dir zu Hause genug vor-