503
Brand
504
Brand (brand) m. „Brand“; plur. Brünn
(bren). 1. „verwüstendes Feuer", in B.
staken „anzünden“, ik kann dat ni in
B. kriegen „es will nicht brennen“, dor
kamen 3 Slag Lüde bi enB.: weck io beigen,
weck to kieken un weck to stahlen Ang.
en B. brennt ne lang Oldbg. 1840. loop di
man nich in B. Hus. Von einem gut segeln
den Boot sagt man: he läppt as’n B. Ellerb.
he hett de Piep in B. „betrunken“ Sgbg.
Auch was zum Feueranlegen dient: ik heff'n
lütten B. in Aben leggt Kh. Bei der Ziegelei
nennt man den ganzen Inhalt eines Brenn
ofens einen Brand Eckf. Feuersegen:
Bemerkt man einen Hausbrand, so geht
man 3 mal um das brennende Gebäude und
spricht dabei: Herr Jesus nehm sien Stock in
Rand un gung dormit gwer See un Land,
dormit still he dat Für un Brand, im Famen
Gottes usw. Fehm. Oder hochd. so hoch wie
der Himmel, so rot wie diese Glut, so stark
ist diese Meisterhand, damit beschwör ich
diesen Brand Fehm. Oder: Christus ging
durch das Land und sah von fern einen
Brand; er sagt zum Brand: sollst stille stehn
und nicht weiter gehn, im Namen usw. Ang.
1800. (Dabei wirft man etwas Brennendes
ins Feuer und geht dann bis über die Knie
ins Wasser.) Oder: Brand über den Brand
wohl über die Glut über die Glut, Feuer
stehe still bei Christi Blut, daß du stille
stehest und nicht weiter gehest, bis unsere
Frau Maria einen anderen Sohn Jesum
Christum gebärt, im Namen usw. Ang. 1800.
Träumt man von Brand, bekommt man Blut
(Hohn) oder eine Leiche (Dtm.) zu sehen.
Wer ein Haus brennen sieht, muß die Num
mer des Hauses oder, wenn er es geträumt
hat, die Summe der Jahre der auf der Brand
stätte angetroffenen Personen in der Lotterie
besetzen (Lunden). Brand setten: in die
Steinkammer von Erteberg auf Alsen ist
„Brand gesetzt“; sie darf nicht abgebro
chen werden, sonst brennt der Hof des Be
sitzers ab; s. Mhff. 2 S. 540 (Anm. zu Nr.
396 f.). — Scherzhaft oft für „Kausch“, he
hett'n Brand (as’n Huus hoch), he hett'n
B. opladen Dtm. he leggt sien Geld in natte
Waar (Ware) un doch nich gegen B. Holst.
1840. he hett all arig wücke Brünn (Brau
ten) to Huus slgpl Hohn, ’n B. mutt Igwert
warm, un wenn't ok op'n Bghn is, sä de
Jung „du kannst das Saufen ja wohl nicht
lassen“ oder „heute wollen wir uns mal einen
antrinken" Rdsbg. lewer'n B. supen as den
Kröger wat schenken FL. — Ein übermäßig
lebhaftes Kind nennt man en Brand Ang.
— In Flurnamen bezeichnet Brand Rodung
durch Feuer: böwelste B., Brandheid Bilsen
(Pbg.), —hörst Schwarzenbek (Lbg.),
—kamp Oldenbütten (Nort.), —koppel,
—kühl Gönnebek (Bornhöv.), —rott Testorf
(Oldbg.), —scheide, —soll (Oldbg.),
—stücken Pbg., Brandshorn Bargen (Stap.),
—warder (Oldbg.); Brandenkamp (Lbg.),
Brandjen Erfde (Stap.). — 2. „Verletzung
durch Brand“, „Brandwunde“. Zahlreiche
Mittel empfiehlt die Volksmedizin dagegen,
z. B. Blätter des Brandbooms (s. d.), Saft
des Hauslauchs (s. Huuslook), geschrapte
rohe Kartoffeln, Sirup, breitgeklopfte Grün
kohlstengel, Erde, mit verbranntem Finger
durch die Haare fahren, ihn in den Mund
stecken, hinters Ohr, an den Ohrlappen oder
in Aufwaschwasser (Schöttelwater) halten.
Weit verbreitet ist aber auch das „Raten“
des Brandes, wobei namentlich die kalte
Totenhand eine große Rolle spielt, mit der
man den Brand aus der Wunde heraustreiben
will. Zahlreiche Formeln mit vielen Varian
ten sind dabei in Gebrauch: a) Man führt
die Hand 3 mal um die Wunde und sagt:
Brand, gah in Sand, un nich in Fleesch un
Blood Sgbg. Rdsbg. b) Man legt auf die
Wunde ein Blatt vom Brandboom und sagt:
brenn du den B. as he brennt mien Hand
Storm. 1800 oder kole dode Minschenhand
dormit still ik Für un B. FL. c) Man nimmt
die Wunde zwischen die Hände, haucht sic
3 mal kreuzweise an, spuckt ein wenig
darauf und streicht kreuzweise mit der Hand
darüber mit den Worten: Mudder Maria
giing gwer de Brügg, se harr en gölten Book
in'e Hand, dormit stillt se düssen B., im
Namen usw. Holst. 1860. d) ln Gottes
Namen! Heet is de B., koold is de Doden-
hand, dormit still ik düssen B. FL. e) ik
güng mal gwer Land, dor funn ik en 1 loden-
hand, un mit de Dodenhand still ik den B.
Sarau, Wankendorf. Oder: ik gah gwer
Sand un Land, dor begegen mi en dodig
Minschenhand, ik nehm de dodig Minschen
hand un still dormit Für un B. FL. Oder:
ik gah mit dem Herrn Christus dörch Strand
un Land un dormit still ik dissen B. Fehm.
Oder: Brand, Brand, du geist gwer Moor un
Land, mit mien gesggende Hand rade ik
düssen B. Holst. 1840. f) Am häufigsten ist
ein in den verschiedensten Fassungen be
kannter Spruch, dessen ursprünglicher Wort
laut folgender gewesen zu sein scheint: Hoch
is de Hgv (Himmel), rood is de Kr ge
(Krebs), koold is de Dodenhand, dormit still
ik düssen Brand. Im ersten Vers statt Hgv
auch Hgwen und danach nun im zweiten
Verse mannigfache Änderungen, z. B. söt is
dat Lgwen Fehm., sied sünd de Gräwen Prb.,
wied (koold) is de Swgwen FL. Fehm., koold
is de Steioen, blank (swatt) is de Dggen
FL. Hademarschen. g) De Brand un de