Full text: (Erster Band)

49! 
böten 
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(Brustlatz) der langen Frauenschürze heißt 
B.: Schärten, wongm keen B. an is, heet 
Schuten. 
bölen (bödn u. boidn Nort. Hü.) sw. v. 
„bessern“, vgl. Boot 2 u. hd. „büßen“. Praes.: 
ik böt (bed), he bött (bed); Praet.: ik bött 
u. börr (Mh. Oh. Schw.); Part.: bött. 
t. „ausbessern“, „flicken". Netten b. Eckf. 
Ellerb. Das zum Netzflieken verwandte 
Garn heißt B ö t - g p r n , das mittels einer 
hölzernen Filiernadel (B ö t - n a d e 1) in die 
schadhaften Stellen hineingeknotet wird. — 
2. „Krankheiten bessern, heilen“ durch Be 
schwörung der bösen Geister, die sie ver 
anlaßt haben. Meist,in der Vbdg. roden un 
b. (seltener stillen un b., höten un b.) 
„Krankheiten besprechen“, „durch Bann 
formeln beheben“ und dann auch „zaubern“, 
„hexen“, „Wetter machen“ (s. Mhff. 2 Nr. 
347), abst., aber noch ziemlich bekannt, 
namentlich in der scherzhaften Be 
schwörungsformel: ik raad un böt mit 
Kreienföl (Heisterpöt Storm.), mit Heister- 
knaken (Kreienknaken Storm.), wenn't nich 
helpen will, kann't (blieben) laten Pbg. 
Storm. Sgbg. FL. Kiel, oder ik raad un böt 
mit Heisterpöt, mit Heisterknaken, schall 
all de Wehdaag ut mien lütten N. sien Hand 
rutstaken Mh. 1860: vgl. Kreinfoot, hissle- 
piss. Das Raden un B. (s. auch utböten, 
besprgken, wicken) hat sich trotz aller Ver 
bote und trotz aller Aufklärung bis heute 
erhalten. Die Beschwörungsformeln sind 
zum großen Teil hd. oder halbhd.; oft sind 
sie stark entstellt, weil ein geläufiges Wort 
an Stelle eines nicht mehr verstandenen ge 
setzt wurde. Zur Verstärkung des Ein 
drucks dienen allerlei symbolische Handlun 
gen, wie Streichen mit der Hand, Besprengen 
mit Wasser, Anhauchen, Spucken, Bekreuzi 
gen u. ähnl. Die Schlußformel lautet stets: 
im Namen des Vaters, des Sohnes und des 
heiligen Geistes. Besprochen werden fast 
alle Leiden, bes. aber Hautkrankheiten 
(Rose, Flechten, Warzen, Ausschlag, Ge 
schwülste). Die Kunst des Bötens kann nur 
von einem Mann auf eine Frau übertragen 
werden und umgekehrt. Erfolgreich ist sie 
nur dann, wenn der Kranke von einem 
Böter (s. unten) des entgegengesetzten Ge 
schlechtes besprochen wird. Beschwörungs 
formeln s. bei Adel 2 , Bloot, Borngrund, 
Brand, Fewer, Flecht, ßnirrband, Hartspann, 
Hillding, Roos, Schrien, Sünnplacken, Ver 
fangen, Voß, Wart u. a. m. Warzen be 
spricht man mit der Formel: böt, böt, böt, 
de Krei de heit twee Föt, de Krei de hett en 
langen Stgrt, un hclpt dat nich, so schaad't 
dat nich; böt, böt, böt, de Krei de hett twee 
Föt Plön. Zuweilen wurden beim B. mit 
tels Stahl und Feuerstein Funken über der 
krankhaften Stelle geschlagen und dabei die 
Formel gemurmelt (z. B. bei Rose: treck af, 
treck af in vullen Draff, im Namen usw. 
Tondern 1840) und die Stelle angehaucht (s. 
Jb. f. Ldk. 8, 85); der Brauch des Funken 
schlagens ist wohl daraus zu erklären, daß 
man b. in der geläufigeren Bdtg. „zur Glut 
anfachen“ (s. unten 6) verstand. — Böter 
m. „ein Mensch, der sich auf Raden un Böten 
versteht“ ausgest.; s. Raad-ut. Im 17. Jh. 
wurde bei den Kirchen Visitationen naehge- 
forscht, ob auch Wicker, Segner und Böter 
in der Gemeinde vorhanden seien (s. Heim. 
18, 132). — Böterie f. „das Heilen von 
Krankheiten durch Böten“ ausgest. — 
3. Formelhaft in Vbdg. mit möten: nu is 
keen Möten un Böten mghr „kein Halten 
und kein Bessern mehr“, „alles ist ver 
loren“. In der Wendung he mött un bött en 
bgten na „er half nach“, „brachte die Sache 
ins Rollen“ (Dtm., s. Groth 4, 96) ist es mit 
böten — „anfachen“ (s. unten 6) vermengt. 
— 4. „stillen", „befriedigen“, nu kannst du 
dien Lust mal b. „jetzt kannst du dich ein 
mal nach Herzenslust satt essen“ Dtm. Wm. 
Itz. Storm. de Lust mutt bött ivarrn „man 
muß sich einmal gehörig austoben“ Dtm. 
Heikendf. Auch „lindern“: de grst Nood 
mutt bött warm s. Backtrog 8. 212. — 
5. Technisch: de Immen b. „die Bienen mit 
einer gekochten Lösung von Zucker, Honig 
und Wachs füttern und sie dadurch zur Ar 
beit anregen“ Imkerspr. (Pbg.). — fi. Am 
gebräuchlichsten ist böten in der Bdtg. „zur 
Glut entfachen“; ob es zu dieser Bdtg. aus 
böten „bessern“ sich entwickelt hat, ist 
zweifelhaft; vielleicht stimmt es zu ags. 
betan „stoßen“ (vgl. boots). böt mal'n 
bgten ünner'n Teekgtel „führe dem Feuer 
neue Nahrung zu“, daß es nicht erlischt; 
meist naböten (s. d.). Dann auch „Feuer 
anlegen“: wi mgl sach’n bgten in'n Äben 
böten „einheizen“ (s. inböten); hesst den 
Äben all bött1 „angeheizt“ (s. anböten), 
he will dat Stroh sparen un bött sien Back- 
aben mit Floss; vgl. Backtrog, de Aben 
bött good „strahlt große Hitze aus“. Bes. in 
der Vbdg. Für b. „Feuer anlegen“, auch vom 
Brandstifter, dat Für böt ik, sä de Goos un 
dee wat op’t Ies Wm. ik mutt dar man'n 
bgten Für achter b. „Dampf dahinter setzen“, 
„die Sache beschleunigen“. Bötefür Fa 
milienname (Dtm.). Der Schmätzer (s. Für- 
böter) ruft böt Für, böt Für Itz.; ebenso die 
Rohrdommel (Holst. 1862) und der Regen 
pfeifer (Sschl.); s. auch Kgtelböter. Finger 
reim : d e haut Holt, d e driggt in, d e bött 
Für, de kaakt Swpp, de lütte Peter (un d e 
lütt Swienggel Schw.) itt’t all op Ang.
	        
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