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böten
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(Brustlatz) der langen Frauenschürze heißt
B.: Schärten, wongm keen B. an is, heet
Schuten.
bölen (bödn u. boidn Nort. Hü.) sw. v.
„bessern“, vgl. Boot 2 u. hd. „büßen“. Praes.:
ik böt (bed), he bött (bed); Praet.: ik bött
u. börr (Mh. Oh. Schw.); Part.: bött.
t. „ausbessern“, „flicken". Netten b. Eckf.
Ellerb. Das zum Netzflieken verwandte
Garn heißt B ö t - g p r n , das mittels einer
hölzernen Filiernadel (B ö t - n a d e 1) in die
schadhaften Stellen hineingeknotet wird. —
2. „Krankheiten bessern, heilen“ durch Be
schwörung der bösen Geister, die sie ver
anlaßt haben. Meist,in der Vbdg. roden un
b. (seltener stillen un b., höten un b.)
„Krankheiten besprechen“, „durch Bann
formeln beheben“ und dann auch „zaubern“,
„hexen“, „Wetter machen“ (s. Mhff. 2 Nr.
347), abst., aber noch ziemlich bekannt,
namentlich in der scherzhaften Be
schwörungsformel: ik raad un böt mit
Kreienföl (Heisterpöt Storm.), mit Heister-
knaken (Kreienknaken Storm.), wenn't nich
helpen will, kann't (blieben) laten Pbg.
Storm. Sgbg. FL. Kiel, oder ik raad un böt
mit Heisterpöt, mit Heisterknaken, schall
all de Wehdaag ut mien lütten N. sien Hand
rutstaken Mh. 1860: vgl. Kreinfoot, hissle-
piss. Das Raden un B. (s. auch utböten,
besprgken, wicken) hat sich trotz aller Ver
bote und trotz aller Aufklärung bis heute
erhalten. Die Beschwörungsformeln sind
zum großen Teil hd. oder halbhd.; oft sind
sie stark entstellt, weil ein geläufiges Wort
an Stelle eines nicht mehr verstandenen ge
setzt wurde. Zur Verstärkung des Ein
drucks dienen allerlei symbolische Handlun
gen, wie Streichen mit der Hand, Besprengen
mit Wasser, Anhauchen, Spucken, Bekreuzi
gen u. ähnl. Die Schlußformel lautet stets:
im Namen des Vaters, des Sohnes und des
heiligen Geistes. Besprochen werden fast
alle Leiden, bes. aber Hautkrankheiten
(Rose, Flechten, Warzen, Ausschlag, Ge
schwülste). Die Kunst des Bötens kann nur
von einem Mann auf eine Frau übertragen
werden und umgekehrt. Erfolgreich ist sie
nur dann, wenn der Kranke von einem
Böter (s. unten) des entgegengesetzten Ge
schlechtes besprochen wird. Beschwörungs
formeln s. bei Adel 2 , Bloot, Borngrund,
Brand, Fewer, Flecht, ßnirrband, Hartspann,
Hillding, Roos, Schrien, Sünnplacken, Ver
fangen, Voß, Wart u. a. m. Warzen be
spricht man mit der Formel: böt, böt, böt,
de Krei de heit twee Föt, de Krei de hett en
langen Stgrt, un hclpt dat nich, so schaad't
dat nich; böt, böt, böt, de Krei de hett twee
Föt Plön. Zuweilen wurden beim B. mit
tels Stahl und Feuerstein Funken über der
krankhaften Stelle geschlagen und dabei die
Formel gemurmelt (z. B. bei Rose: treck af,
treck af in vullen Draff, im Namen usw.
Tondern 1840) und die Stelle angehaucht (s.
Jb. f. Ldk. 8, 85); der Brauch des Funken
schlagens ist wohl daraus zu erklären, daß
man b. in der geläufigeren Bdtg. „zur Glut
anfachen“ (s. unten 6) verstand. — Böter
m. „ein Mensch, der sich auf Raden un Böten
versteht“ ausgest.; s. Raad-ut. Im 17. Jh.
wurde bei den Kirchen Visitationen naehge-
forscht, ob auch Wicker, Segner und Böter
in der Gemeinde vorhanden seien (s. Heim.
18, 132). — Böterie f. „das Heilen von
Krankheiten durch Böten“ ausgest. —
3. Formelhaft in Vbdg. mit möten: nu is
keen Möten un Böten mghr „kein Halten
und kein Bessern mehr“, „alles ist ver
loren“. In der Wendung he mött un bött en
bgten na „er half nach“, „brachte die Sache
ins Rollen“ (Dtm., s. Groth 4, 96) ist es mit
böten — „anfachen“ (s. unten 6) vermengt.
— 4. „stillen", „befriedigen“, nu kannst du
dien Lust mal b. „jetzt kannst du dich ein
mal nach Herzenslust satt essen“ Dtm. Wm.
Itz. Storm. de Lust mutt bött ivarrn „man
muß sich einmal gehörig austoben“ Dtm.
Heikendf. Auch „lindern“: de grst Nood
mutt bött warm s. Backtrog 8. 212. —
5. Technisch: de Immen b. „die Bienen mit
einer gekochten Lösung von Zucker, Honig
und Wachs füttern und sie dadurch zur Ar
beit anregen“ Imkerspr. (Pbg.). — fi. Am
gebräuchlichsten ist böten in der Bdtg. „zur
Glut entfachen“; ob es zu dieser Bdtg. aus
böten „bessern“ sich entwickelt hat, ist
zweifelhaft; vielleicht stimmt es zu ags.
betan „stoßen“ (vgl. boots). böt mal'n
bgten ünner'n Teekgtel „führe dem Feuer
neue Nahrung zu“, daß es nicht erlischt;
meist naböten (s. d.). Dann auch „Feuer
anlegen“: wi mgl sach’n bgten in'n Äben
böten „einheizen“ (s. inböten); hesst den
Äben all bött1 „angeheizt“ (s. anböten),
he will dat Stroh sparen un bött sien Back-
aben mit Floss; vgl. Backtrog, de Aben
bött good „strahlt große Hitze aus“. Bes. in
der Vbdg. Für b. „Feuer anlegen“, auch vom
Brandstifter, dat Für böt ik, sä de Goos un
dee wat op’t Ies Wm. ik mutt dar man'n
bgten Für achter b. „Dampf dahinter setzen“,
„die Sache beschleunigen“. Bötefür Fa
milienname (Dtm.). Der Schmätzer (s. Für-
böter) ruft böt Für, böt Für Itz.; ebenso die
Rohrdommel (Holst. 1862) und der Regen
pfeifer (Sschl.); s. auch Kgtelböter. Finger
reim : d e haut Holt, d e driggt in, d e bött
Für, de kaakt Swpp, de lütte Peter (un d e
lütt Swienggel Schw.) itt’t all op Ang.