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Bost — Bostdook
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Bost (bos) f. „Borste“ und „Bürste“
s. Böss.
Bost 1 (bos) m. „Biß“; meist im pl.
gebraucht: Bossen (bosn), Bussen,
Brossen (Prb.), Barßen (Eid.) „Bisse
im Eis“, wie sie bei sehr starkem Prost auf-
treten; zum Vbm. hassen „bersten“, dat
Ies (de See) smitt Bossen „die Eisfläche
wird von Bissen zerklüftet“; das deutet auf
einen Witterungsumschlag (Dw.). Vgl.
Kluft, Sprung. Auch „die Bisse in spröder
Haut“, die durch Prost entstehen, meist
jedoch Hartbossen (s. d.). Selten von „Bis
sen in irdenem Geschirr“ (Wm.); s. Splgt,
Ret. — bossen (bosn) sw. v. „rissig
werden“, „aufspringen“ von spröder Haut an
den Händen, mi bosst de Hänn so dull
Dw.; s. hassen.
Bost 2 (bos), Borst (Sch. 1, 137),
B p r s t (Wschl.), Brost (Pellw.), pl. B ö s t
(bös) und Bosten (bosn), Bossen
(Kk.), Böste (Sch. 1, 138), f. „Brust“.
1. Vorderteil des Bumpfes vom Hals bis
zum Magen, he heit nich Buuk noch B.
„ist mager“ Dw. dal is en Kgrl vun B.
un Schullern „sehr kräftig“ Dtm. hoge B.
un keen Geld is’n grote Gnaad von Gott
vom Bettelstolzen (Holst. 1840). dat smögt
(smöd't Wm.) de B. „das labt, erfrischt“
Oh. dat loser de B. „das erleichterte“, „mir
fiel ein Stein vom Herzen“ Ang. en Sol
dat mutt stramm ut de B. gähn „muß mit
„Brust heraus“ gehen“ Bgth. hart Wort
kann en Kerl vun de B. holen „mit einem
schroffen Wort kann man sich die Menschen
vom Leibe halten“ Üters. pwer de B.
sprühen „geziert (mit dem Gaumen-r) spre
chen“ Dtm. Wm. he sloog (sett, nehm,
trock, hau) sik lein Bannkoken to B.
„führte sich zu Gemüte“, „aß mit gutem
Appetit“; vgl. Bost-dook, —knaken. laat
uns man een to B. nehmen (tehn) „einen
genehmigen“, „einen Kleinen trinken“, dat
harrn wi nu erst mal to B. „das hätten wir
gehabt“, „damit sind wir fertig“, eigentl.
von Speise oder Trank, dann auch allgemein.
he smitt sik in de B. „er richtet sich stolz
auf“, bes. von einem Prahlhans, auch „er
nimmt eine herausfordernde Haltung an“, mit
Zusätzen: as'n doden (naakten) Kitvitt
Holst. 1842, as uns Naiver sien Kuhnhahn,
as de Drecksdörper Bull Holst. 1840, as
so'n Daglöhnerfarken Batzebg., as en ma
gere Sog Batzebg.; auch he maakt sik en
B. „tritt hochmütig auf“, „bildet sich etwas
ein“ Prb. (vgl. Sch. 1, 138); vgl. böstig.
he springt em vor de B. „geht ihm zu
Leibe“, „dringt auf ihn ein“, beim Karten
spiel: „er geht aufs Ganze“, kannst mi ni
mal mit twee Grüschen vor de B. springen?
„unter die Arme greifen“, „aushelfen“, he
hett dat op (vor Ang. Hohn, in) de B.
oder he is drang op de B. (Schw.) „hat eine
schwache Brust“, „hat Atembeklemmungen“,
„ist stark erkältet“; auch sien B. is op,
hgr mal, wo he hiemt („röchelt“) Itis.;
vgl. Bost-sük. Asmus in de B. „Asthma“
Bordesh. Scherzfrage (Wortspiel): in wat
van Brost wähnt keen Hart? (in der Arm
brust) Pellw. B. als Bezeichn, für die die
Brust umhüllende Kleidung (vgl. Bossen):
he kreeg em in de B. faat „er packte ihn
vorn am Bock- oder Hemdausschnitt“, um
ihm eine Standpauke zu halten oder ihn zu
bändigen; vgl. Bost-latz. B. heißt auch das
„Vorhemd“, sowohl das schwarze geblümte
als auch bes. das modische weiße: he bunn
sik en witte B. vor; vgl. Bost-dook, —lap
pen, —latz, Vgrblatt. Der oberhalb des
„Knick" gelegene Teil der Buterdosscrung
des Deiches heißt B. oder Böwerdiele Eid.
— 2. „die Frauenbrust“, „die Brüste“, se
leggt dat Kind an de B. um es zu säugen.
dat Kind kriggt (de) B. „wird gesäugt“.
se hett dat Kind ni mghr an de B. oder
hett dat vun de B. nahmen „sie hat das
Kind entwöhnt“, se hett keen Suug mehr,
er Bossen sind upgüsst Börmerkoog. se
hett en stimme B. „entzündet“, en roge,
sware B. „rauhe, schwere Brust“ Wm.
Bätsel: dor hangt'n paar Flaschen an de
Wand ahn Nagel un ahn Band, dor is keen
Jumfer un keen Mann, de dor nich ut
drinken kann (Prauenbrust) Beinf. Aber
glaube: „wenn eine Frau eine rothe Biust
hat, so nim eine schwarze Katze, schneide
sie in den Schwanz daß es Blut gibt, mit
dieses Bluth schmiere die Brust damit“ Ang.
1800. Die säugende Frau melkt ihre Mutter
milch über dem Feuerherd aus, sodaß sie im
Feuer verbrennt; dann bekommt sie keine
kranken Brüste (Ltjbg.), s. auch afteilen,
Bost-schgt.
Bost-bengel m. „strammer (eig. mit
Muttermilch gesäugter) Bursche“ Eut.
— blatt n. „Brustblatt“ am Pferdegeschirr;
s. —küssen, —lappen 3 u. Sei. — boom
m. am Webstuhl (Bredst.); s. Buulcboom.
— b r e 11 n. „Brett zum Schutze der Brust",
dessen sich die Bürstenbinder, Messer
schmiede, Stellmacher und Schirmmacher
bedienen (FL.). —bunt j er m. „Brust
bonbon“. — d o o k m. u. n. „Brusttuch".
1. „ein dreieckiges, meist wollenes Tuch“,
das um den Hals geschlagen und kreuzweise
über die Brust gelegt wird (bezw. hinten
am Kreuz mit Bändern festgebunden wird);
es entspricht der heutigen „Untertaille“. In
Stellau (Kh.) war das B. aus gemustertem
Kattun oder Damast und wurde unter dem