280 Über Siam und Franzöfifch-Fndien
randete, dunkfeljchwarze Gewitterwolfe {tehen, von der fich
alle abhob; ich werde den Anblik nie vergeffen.
Auch wenn man in diefen Höfen umherwandert, hat
man genug zu bewundern. Der eigentliche alaft tft ge-
ichictes europäifches Werk, italienijdhe Renatjjance mit
famefijder Dachkrönung. Aber gerade diefe Halbheit ver-
hindert den tieferen Eindruck. Die verfchiedenen Neben-
gebäude jind mehr oder weniger reizlos. Der KReiz be-
ginnt erft in den TempelhHöfen, und zwar auch nicht bei
den glänzend renovierten Bauten, jondern bei den noch
in ihrer Urfprünglichfeit erhaltenen. Zum Renovieren ver-
braucht man eine enorme Menge von Vergoldung und
leichter, bunter Glasmojaif. Die ältere Mofaikf er]cheint
mir viel edler, namentlich {ind die Tore und Türme aus
Borzellan von bezaubernder Schönheit. Eine Fülle von
Blumen, Schildchen oder Tellercdhen bededt fie, deren Wert
ein enormer fein mag. Die Kunft diefer teilweije uralten
Porzellanarbeiten ift verloren gegangen; ebenjowenig ver-
mag man noch den Zement, der alles zujammenhält, her-
zuftellen. Dazwijdhen fieht man grotesfe Figuren, Götter
oder Helden darftellend, und mwmunderlidhe Tiernachbil-
dungen; noch gefchmacklojer muten un8 Häßliche Nach-
bildungen europäifch Foftimierter Figuren an. Für Höchft
beachtenswert Halte ich die mehrfach vorfommenden Türen
mit Perlmuttereinlage.
Was wir im Innern erbliden, Hinterläßt troß
prachtvoller Einzelheiten in Mofaif, Marmor u. {. mw.
feinen fünftlerijchen Eindruck; es ift zu viel Firlefanz
dabei, 3. 3. in den bunten Altären, zwijchen allem Fremd-
artigen europätjche ordinäre Skulpturen, die abfohut mit
einer Xirche nichts zu tun haben, Die vielen Wandgemälde,
namentlich die Fresfen in langen Wandelgängen mögen