Full text: Reise auf S.M.S. "Möwe"

  
210 Im Bismarc-Archipel 
mußte immer reiten, ohne abiteigen. zu fönnen; dann 
machte ich mir in meiner Phantafjie eine milde Gefchichte 
zurecht; bas Fieber [ei mir eingeredet worden, und der Arzt 
wäre mit im Romplott u. |. w. In der Meinung, ich 
hätte nie Fieber gehabt, fchleuderte ih gegen Morgen alles 
von mir, machte die Tür nach der Kalten Bergjeite auf, 
lief im Hemde umher und trank immerfort Waljer mit 
Rotwein. Dann warf ih mich —. oder fiel ing Bett 
und {Olief ein. Das war der Höhepunkt gewejen. 
21. Mai (Pfingjtjonntag): Das Fieber war ge- 
brochen. Ich Konnte bei ungefähr 38° Chinin bekommen. 
Fieber ging langjam zurück, Noch appetitloS und ganz 
jhmwach. Fürchte mich, länger in „Lila Möwe“, zu bleiben. 
Täglidhe mächtige Regengüffe machen die jhimmelige Luft 
noch feuchter. 
Am nächften Tage ward ich in das Wohnhaus oben 
auf das Plateau getragen. Ich hatte mir vorgenommen, 
nicht fern der Heimat jterben zu wollen, und e& war mir 
geglückt. Ich felbft beftand energifch auf meinem Wohn- 
wechjel, da ich in der „Villa Möwe“ an keine SGenejung 
glaubte und der Anblik der Palmen mir unerträglich 
geworden war. Am 24, Konnte ih zum erften Male 
etwas gehen, blieb aber noch wochenlang ziemlich [MHmwach. 
Die geringer werdenden Chinindojen nahm ich . weiter. 
Ein Anfall ftellte‘ fihH nicht mehr ein. Allein ih war 
e8 doch ganz zufrieden, den mir einftweilen etwas unbehag- 
lich gewordenen Archipelboden mit der nächften „Stettin“ 
wieder verlaffen zu fönnen, um zur Erholung ins java- 
nijdhe Gebirge zu reijen. Um 28. Mai feierten wir die 
Taufe des BabhyzZ hei Sekt und ganz hervorragend {Hönem 
Rafjuarbraten, und am 29. lief endlich die „Stettin“ ein, 
  
 
	        
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