Full text: (Siebter Band)

  
  
  
gen kann, Dies aber muß ich bemerken, daß das Blutlaſ: 
unſtreitig das bedeutendſte Schwächungsmittel für den 
thieriſchen Organismus iſt, und grade daraus, daß es durch 
ſeine ſs enorm die Lebenskräfcre herabſtimmende ſchwächende 
Wirkung in der Hand eines rationellen Arztes ein so vori 
zügliches Heilmittel iſt, geht um so gewisser hervor, wie ver: 
derblich es durch Empiriker und Quackſalber werten kann, 
Denn wie unendlich schnell muß da die größte Schwäche ein-. 
treten, wo bei Schwächekrankheiten, begründet durch Blut; 
oder Säftomangel, diese Flüſſigkeit Kannenweiſe abgezapfe 
wird! Die Folgen dieſes unsinnigen Handelns bleiben auch 
nie aus, und wenn es auch der großen Reproductionkraft des 
Körpers zuweilen gelingt, das Verlorne zu ersetzen, so behal- 
ten doch die auf die Weise behandelten für lange eine Schwär 
che zurück, die die blaſſe Farbe ihres Geſichts, entſtanden 
durch den Mangel des nicht so schnell erſeßbaren rothen Bes 
ſtandtheils des Bluts, ſattſam beurkundet. 
Weit häufiger aber kommen die auf diese Weise Gemiß- 
handelten nicht ſo leichten Kaufes davonz denn nicht zu er- 
wähnen, derjenigen, die ein unzeitiges Blutlaſſen, sey es durch 
Oeffnung der Ader oder blutiges Schröpfen, schnell tödtete 
und deren blutleere Leichnahme die friedliche Erdſcholle ver- 
ſchwiegen bedeckt, wache ich nur auf diejenigen aufmerksam, die 
durch die vorbenannten Mißgriffe ein ſieches Leben bis zu ih- 
rem Ende zu ertragen haben. Denn ich ſtütze mich auf die 
ärztliche Erfahrung aller Zeiten, wenn ich dehaupte, daß Ge- 
hör und Augenfehler, der Verluſt sämwelicher Sinne, allges 
meine Lähmung, das ganze Heer von Nerven- und Gemüchs- 
krankheiten ſo wie alle Krankheit, die mit der ſchrecklichen 
Silbe. „Sucht ‘“ ſich endigen, z. B. Waſſerſucht u. s. w. die 
Folge davon seyn können und leider oft gewesen ſind. Iſt es 
nicht etwa für den unwissenden Bader hinreichend, wenn der 
Kranke oder deſſen Verwandte es verlangen, oder wen 
trockne. Hie, Durſt u. ſ. w. bemerkbar iſt, sd viel Blut zu 
entziehen, als die schlaffe Ader nur immer hergeben will, und 
wird denn wohl früher aufgehört, als bis halbe Kannen we 
gelaſſen worden und der Kranke in tödtliche Ohnmacht ver-: 
ſunkon iſt? Der allgemein verbreitete Glaube; daß Aderlaß 
gegen- jedes Uebel ein ſtets anwendbares gutes Mittel sey, 
hat gewiß Hunderte getödret. “V 
Gut reſt es gewiß, daß unter dem gemelnen Volke die 
große Wirksamkeit der Blukentziehung nicht in der ganzen 
Ansdehnung bekannt iſt, =/ denn wüßte manche feile Frauen- 
 
	        
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