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uns aber doch merkwürdig genug dünken, um hier zum Be-
schlusse einen Platz zu finden. Hartm. Schedel in seiner
1493 gedruckten historia aetatum mundi nennt als erster
Stifter Lübecks einen Cimbrischen Fürsten, Vicbold; Fran-
zisc. Jrenicus nach dem Aeneas eben so. Raphael von
Volterra nennt als Stifter einen Cimbrischen Fürsten Um-
boldus Vitigus. Das Nähere darüber in Beckers Lüb. Ge-
schichte 1. Th. S. 10. Cranz behauptet, die Cimbrer hätten
in uralten Zeiten schon die bequeme Handelslage in Erwä-
gung gezogen, und einer ihrer Fürsten habe die Stadt ge-
grundet. Was nach unserer Meinung diese Zeugnisse der
Aufmerksamkeit werth macht, ist, daß alle vier Zeugen keine
fabelhafte Umstände hinzufügen, denen zu Gefallen die Na-
men erdichtet worden; ferner daß sie in ihrem Berichte nicht
viel von einander abweichen, aber doch auch nicht ganz über-
einstimmen. Dies beweist wenigstens, vaß sie sich nicht einander
abgeschrieben haben, ja daß sie nicht einmal aus einer gemein-
samen Quelle schöpften. Cranz, der sonst gewiß keinen] Namen
verschweigt, thut es diesmal, und giebt dadurch zu verstehn,
daß er den Namen nicht kenne. Das Merkwürdigste aber
ist, daß alle vier darin übereinstimmen, daß der Stifter Lü-
becks ein Cimbrischer Fürst gewesen. Dürfte man auf diese
Seugnisse einen Werth setzen, und sie mit der Eginhard-
schen Nachricht in Verbindung bringen, daß Rerich eine
Dänische Handels- Niedertassung gewesen, und daß König
Gottfried die dortigen Kaufleute 808 wiederum nach Schles-
wig in Cimbrien zurückgeführt habe, so würde dies aller-
dings für die in Anrege gebrachte Identität Rerichs mit Bu-
cow sprechen. Allein die Conjectur scheint uns, bis jetzt,
gewagt. Wir müssen ferner bemerken, daß die angeführten
Zeugen sämmtlich in spätern Zeiten lebten, als von Alt-
Lübeck an der Schwartau nicht mehr die Rede war, und es
daher möglich ist, daß ihre aus anderen Nachrichten ges
schöpfte Nachricht gar nicht auf Neu-, fondern auf Alt-
Lübeck zu deuten sey. . Ob auf diesen Fall der erwähnte
Stifter ursprünlglich ‘ein Cimbrischer Fürst, oder ein im
Sachsenkriege cingewanderter und daselbst gewissermaßen na-
turalisirter Flüchtling gewesen, das alles sind denkbare Mög-
lichkeiten, aber weiter auch nichts; und wit glauben daher,
daß von diesen Zeugnissen wenig Gebrauch für die Geschichte
zu machen seyn dürfte.