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Zunahme der Armen gleichen Schritt halten, so ist der Weg
zur Vermehrung ins Unendliche gefunden. Vielleicht hat
man jetzt die Idee aufgegeben, daß das Glück des Staats
auf der Volksmenge beruhe und ist zu besonnenerem Nachdenken
gekommen. Wo man die Krankheit holte, kann man auch
das Gegenmittel wider dieselbe finden. Man müßte. indessen
stets nur mit Vorsicht denen folgen, welche Uebertreibung
und Extreme lieben. Jetzt muß der neunte Theil der ganzen
Bevölkerung Englands von der Armenkasse unterhalten wer-
den. Was werden in Zukünft die Folgen seyn, wenn die
Zahl der Contribuirenden und der Wohlstand in demselben
Verhältnisse abnehtten, wie die Zahl und das Bedürfriß der
Armen sich vermehrt. Schon jetzt sehen England und Ir-
land ihre Ruhe und Sicherheit durch die große Anzahl von
Armen bedröht. Bei uns, wo Betriebfamfkeit noch überall
nicht im Verhältniß zur Volkszahl zugenommen hat und wo
es keine reiche und unternehmende Fabrikanten und Landhe-
siter giebt, welche viele Hände beschäftigen können, muß die
Volksvermehrung dem Staat noch weniger heilbringend seyn.
Q Die sogenannte niedere Arbeitsclasse ist unstreitig ach-
tungswerth und wichtig, denn fie versieht uns mit Dienst-
boten uiid Tagelöhnérn und trägt, indem sie die gröberen
Arbeiten verrichtet, das Ihrige zur Ernährung der übrigen
Stände bey. Aber Arbeitsamkeit ist es, durch welche sie diese
Achtung erwirbt; verläßt sie diese, überläßt sie sich dem Müs-
siggang, so tritt sie aus der ernährenden in die verzehrende
Classe über und an verzehrenden Mitgliedern hat der Staat
schon in andern Ständen genug. Sey ‘es nun, daß die An-
zahl der Arbeiter bereits zu groß ist, als daß ste mit Arbeit
versorgt werden kann, sey es, daß sie sich selbst der Arbeit
entziehen, so muß in beiden Fällen der Staat darunter lei-
denz denn jedes unnütze Mitglied verzehrt einen Theil der
inländischen Production, welche fonst ausgeführt werden konnte,
- vielleicht auch einen Theil ausländischer Producte, welche
eingeführt werden müssen, ohne dafür irgend einen Ersatz