Full text: (Dritter Band)

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kommissarische Dispositionen geschehen. Inzwischen hat die 
Sache ihre großen Bedenklichkeiten. Welchen vernünftigen 
Grund kann man haben, Cinem Feiner Nachkommen einen 
Besit zu sichern, und die übrigen zur Dürftigkeit, ja zur 
äußersten Armuth zn verdammen? HBei zunehmender Aus- 
breitung einer Familie mag eine Verminderung des Vermö- 
gens in der Regel eintreten,. allein der Stammvater hat denn 
doch nicht seine Nachkommen in Dürftigkeit versetzt, und kei- 
ner derselben kann ihn anklagen. Ferner ist eine Einrichtung, 
die für den Adel passend seyn mag , es nicht gerade auch für 
den Bürgerstand. Jeder Adeliche besitzt in seinem Adel inso- 
fern ein wirkliches Capital, als man den Adel für ein Hülfs- 
mittel zum Fortkommen ansehen kann. Und gewiß ist er keins 
der unwirksamsten. Reiche Heirathen, einträgliche Aemter sind 
für den Adel leichter zu erreichen, während der unvermögende 
Bürgerstand sich allein durch Fleiß und Geschicklichkeit helfen 
kann. Wenn also die jüngern Söhne des Adels auch nichts 
erben, so ist schon durch ihren Stand in gewissem Maaße für 
sie gesorgt , selbst wenn Domcapitel und Stister keine fetten 
Präbenden mehr darbieten. Dieser Unterschied zwischen der 
Lage des Adels und des Bürgerstandes scheint mir von keinem 
verkannt werden zu können, der auf die einzige Thatsache 
achtet, daß noch niemals, (mir wenigstens ist kein Beispiel 
bekannt) Adeliche den Armencassen zur Last gefallen sind. 
20) Eine Anecdote von Liscow. 
Die folgende Anecdote, welche aus einem Briefe des Pa- 
stors C o ch in Altrahlstedt an den Prof. Kordes, vom 241sten 
Juni 1815 entlehnt ist, verdient zur Ergänzung der Liscow- 
schen Biographie aufbewahrt zu werden *). Der Pastor Coch 
war ein Großneffe von Liscow, und hat von seiner Groß- 
mutter, Liscows Schwester, die Geschichte häufig - erzählen 
hören. Die Chronologie wird jedoch einer Berichtigung be- 
dürfen. * Denn ‘nach Hrn. Bankdirectors Schmidt Erzäh- 
lung ist Liscow erst im Jahre 4718 in Rostock immatricu- 
lirt worden , während der hier zu erzählende Vorfall auf der 
Universität Rostock schon im Jahre 1717 sich zugetragen ha- 
ben soll. Des Pastors Coch Erzählung ist folgende : 
Vergl. die Biographie Liscows von Bankdirector Schmidt 
in den Prov. Ber. 1821. 3tes Heft und 1822 2tes Heft, und 
die Berichtigung im âten Heft S. 198. Vergl. auch die Zusätze 
des Hru. Bankdirectors S. im ersten Hefte der diesjähr. V. B.
	        
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