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kommissarische Dispositionen geschehen. Inzwischen hat die
Sache ihre großen Bedenklichkeiten. Welchen vernünftigen
Grund kann man haben, Cinem Feiner Nachkommen einen
Besit zu sichern, und die übrigen zur Dürftigkeit, ja zur
äußersten Armuth zn verdammen? HBei zunehmender Aus-
breitung einer Familie mag eine Verminderung des Vermö-
gens in der Regel eintreten,. allein der Stammvater hat denn
doch nicht seine Nachkommen in Dürftigkeit versetzt, und kei-
ner derselben kann ihn anklagen. Ferner ist eine Einrichtung,
die für den Adel passend seyn mag , es nicht gerade auch für
den Bürgerstand. Jeder Adeliche besitzt in seinem Adel inso-
fern ein wirkliches Capital, als man den Adel für ein Hülfs-
mittel zum Fortkommen ansehen kann. Und gewiß ist er keins
der unwirksamsten. Reiche Heirathen, einträgliche Aemter sind
für den Adel leichter zu erreichen, während der unvermögende
Bürgerstand sich allein durch Fleiß und Geschicklichkeit helfen
kann. Wenn also die jüngern Söhne des Adels auch nichts
erben, so ist schon durch ihren Stand in gewissem Maaße für
sie gesorgt , selbst wenn Domcapitel und Stister keine fetten
Präbenden mehr darbieten. Dieser Unterschied zwischen der
Lage des Adels und des Bürgerstandes scheint mir von keinem
verkannt werden zu können, der auf die einzige Thatsache
achtet, daß noch niemals, (mir wenigstens ist kein Beispiel
bekannt) Adeliche den Armencassen zur Last gefallen sind.
20) Eine Anecdote von Liscow.
Die folgende Anecdote, welche aus einem Briefe des Pa-
stors C o ch in Altrahlstedt an den Prof. Kordes, vom 241sten
Juni 1815 entlehnt ist, verdient zur Ergänzung der Liscow-
schen Biographie aufbewahrt zu werden *). Der Pastor Coch
war ein Großneffe von Liscow, und hat von seiner Groß-
mutter, Liscows Schwester, die Geschichte häufig - erzählen
hören. Die Chronologie wird jedoch einer Berichtigung be-
dürfen. * Denn ‘nach Hrn. Bankdirectors Schmidt Erzäh-
lung ist Liscow erst im Jahre 4718 in Rostock immatricu-
lirt worden , während der hier zu erzählende Vorfall auf der
Universität Rostock schon im Jahre 1717 sich zugetragen ha-
ben soll. Des Pastors Coch Erzählung ist folgende :
Vergl. die Biographie Liscows von Bankdirector Schmidt
in den Prov. Ber. 1821. 3tes Heft und 1822 2tes Heft, und
die Berichtigung im âten Heft S. 198. Vergl. auch die Zusätze
des Hru. Bankdirectors S. im ersten Hefte der diesjähr. V. B.