FF
125
Ü
sicherte, daß er bei Oeffnung derselben einige Minuten zu-
rücktreten müsse, um nicht umzufallen bei dem unerträglichen
Gestank, der ihm entgegendünste. War denn in solchem Ge-
fängnisse nicht der Qual genug, um alles zu bewirken, was
durch Qualen zur Abschreckung geschehen kann? Und den-
noch, was ward dadurch gewonnen? Warum waren in die-
sem Gefängnisse nach dem alten System der von den Ent-
lassenen wieder eingebrachten vierzig von hundert, während
dieser nach der neuen Ordnung nur drei bis vier, selten sechs
sind. Nicht die Menschlichkeit der Gefangenzucht ist von der
Zunahme der Verbrecher die Ursache. Vielmehr liegt nicht
nur in England, sondern auch in Frankreich, in Deutschland.
der Grund in der bedauernswürdigen Lage, worin ein großer
Theil. des Volks versetzt worden, theils durch den Mangel
gehöriger Vorsorge von Seiten ihrer Obern; theils durch
üppige Lebensart, welche erst in den Manufakturen, dann
auch beim Ackerbau die Armen der Mittel zum Erwerbe be-
raubte und auf Jahre hinaus den ganzen Zustand der bür-
gerlichen Gesellschaft zerrüttete. ~ Hr. Bennet prüfte sorg-
fältig die Beschaffenheit verschiedener Gefängnisse, und in
keinem einzigen Fail war es ihm möglich, zwischen einer
wohlgeordneten Anstalt und der Veranlassung zu Verbrechen
irgend eine Verbindung zu entdecken, vielmehr gerade das
Gegentheil. Bei der ältern Einrichtung ward der Verbrecher
arbeitssscheu und trotzte widerspenstig gegen jeden Zwang;
abgehärtet durch grausame Behandlung kehrte er, ein Opfer
eines solchen Systems, um desto verzweifelter und gefähr-
licher, in die Gefellschaft zurück. ~~ Auch Hr. Wilberforce
leugnete die Behauvtung, daß das neue System durch seine
Menschlichkeit die bürgerliche Sicherheit gefährde. „„Sind ja
doch Grade der Strafwürdigkeit, soll nicht auch die Behandlung