Full text: (Zweiter Band)

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oder’ zu Pärthieen mit zugezogen; : letzteres geschieht auch von 
Familien in der Stadt, bei denen Studirende eingeführt 
sind; wie ist es denn möglich, daß daraus nicht stete Unter- 
brechungen hervorgehn ? _ 
Wichtiger aber, als einzelne Unterbrechungen, ist der. Ein- 
fluß, den dies auf den ganzen Sinn und Geschmack, auf Rich- 
tung und Neigung so manches jungen Mannes üben muß,. 
Ueberhaupt ist es wahrlich nicht die düstere Ansicht des Le- 
bens, die sich vormals wohl manches. Büchermannes. bemäch- 
tigt hatte, nicht der Ernst und die Strenge, die sich auch wohl 
die.nöthige Erholung: versagt, sondern. es ist die Genuß- und 
Vergnügungssucht, es: ist der Hang zu äußerem Wohlleben 
und Zerstreuung,. „der als der Krebs | an unserm geselifchaft- 
lichen Leben nagt. Nicht. zu wiel arbeiten,. sondern zu viel 
genießen wollen, das ist es, worüber man die meisten und ge- 
rechtesten Klagen hört. Daher ist es denn auch besonders. für 
unsre. Zeit zu wünschen, daß die Universität eine Schule des 
Ernstes' und der Arbeit sey, und daß alles darauf berechnet 
werde, sie dazu zu machen. Nur durch Ernst .und Arbeit 
werden des Wissens Schätze gehoben; und selbst dem, der sich 
dem künstlerischen Berufe widmen wollte, rief der Dichter 
sein multi sudavit et alsit etc. zu. Ferne sey es, des- 
halb der Jugend .ihr natürliches Recht auf Frohsinn und Hei- 
terkeit schmälern zu wollen. Aber nicht in dem Saale der 
Badeanstalt und in dem Cirkel der Badegesellschaften mögen 
sie diese suchen, sondern in der Natur und im Kreise gleich- 
gesinnter und gleichstrebender Freunde. Denn die einfachsten 
und natürlichsten Freuden haben das. mit den einfachsten und 
natürlichsten Speisen gemein, daß sie nur wohlthätig wirken, 
und nicht zu verderblichem Uebermaaß reizen. 
Welche besondere Wichtigkeit diese Betrachtungen dadurch 
erhalten, daß unsere Universität eben Landesuniversität ist, ist 
ebenfalls schon ein in der Vorstellung des academischen Con- 
sistorii hervorgehobener Punkt. Wäre ste es nicht, so möchte 
jeder Vater es selbst überlegen, ob er nach dem Charakter und 
den Neigungen seines Sohnes den Aufenthalt auf einer Unis 
versität, die zugleich Badeort ist, zweckmäßig finden könne 
oder nicht. Jetzt muß jeder Eingeborner zwei Jahre hier zu- 
bringen, er sey geneigt, sich zerstreuen zu lassen oder nicht; 
t; L§V >>. Vol§czüt; ther hs 
sität Einfluß haben, ganz andere Pflichten auf; Pllichten, 
die um so dringender werden, wenn man. bedenkt, daß die 
Bildung fast aller Staats- und Kirchendiener größtentheils
	        
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