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auch Thaer auf seiner Reise durch Holstein 1798 *) be-
merken. Hören Sie seine Bemerkung und sein Urtheil! Er
vermißte auf dem Pferdemarkt zu Heide die einst allgemei-
nen Rappen, und diese Veränderung des Haares, glaubte er,
beweise, daß auch die Art sich verändert habe, daß die jetzi-
gen Holsteiner keine originale reine Race mehr ausmachen.
Dies falle aber auch sonst in die Augen. Ob dabei die
Pferdezucht in Holstein gewonnen, sey wol noch nicht ent-
schieden. Soferne man zum Luxus und um Geld daraus
zu lösen, Pferde aufzieht, möge man nach dem Geschmack
der Käufer und nach Launen der Mode in Ansehung der
Farbe sich richten. Etwas sey zugleich auf die Form geses
hen, doch hierin mehr nach der Mode, als. nach richtigen
Grundsätzen, und nach diesen nur, wo sie mit jener zusam-
mentreffen, ein zweckmäßiger Körperbau hervorgebracht. So
sey der große, starke Hals und der lange Schweif, ohne wel-
<en ehemals kein Pferd für schön gehalten wurde, und wos
durch das holsteinische so vorzüglich sich auszeithnete, aus der
Mode gekommen, seitdem man eingesehen, daß kein Pferd
mit dem Halse und Schweife arbeite. Diese haben sich daher
in Holstein ziemlich verloren, ohne Nutzen für die Stärke
anderer Theile, die ehemals fast ausgehungert worden. Immer
bleibe doch die Spur davon noch merklich. Denn den Hals
und die Vordertheile der holsteinischen Pferde hält Thaer,
nach denjenigen, die er auf jenem Markte sah, noch zu. stark
auf Kosten der Hintertheile. Manches dieser Pferde präsen-
tirte sich von vorne herrlich und äußerte viel Kraft; wenn
man es aber von der Seite oder von hinten betrachtete, bes
sonders wenn es in Bewegung war, so ließ es, als ob die
*) Vermifchte Schriften I. S. 469 f.