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3. Auszug eines Schreibens vom Landinspektor G u d me än den
Herrn Conferenzrath La wätz in Altona d. d. Kiel den 20sten
December 1821.
Auf einer. Reise im Novembermonat d. I. erblickte ich
auf dem Wege von Hamburg nach Ulzburg unweit Langen-
harm einige Häuser auf der Harks Heide, welche theils schon
mit einem Strohda.,, versehen waren, theils eben gedeckt wur-
den. Ohne weitere :Vorfrage erkannte ich gleich nach der Be-
schreibung, daß es die Colonistenhäuser seyn müßten, welche
den Dürftigen hier im Lande, die sich durch Feldbau und
Handarbeit selbst ernähren sollten, zur Wohnung bestimmt
wären.. Da die Lage etwa 200 Ruthen von der Landsiraße
entfernt war, ließ ich mich dahin fahren, um die Anlage eines
so wohlthätigen Instituts näher in Augenschein zu nehmen
und die Qualität des Bodens zu untersuchen, und dadurch
zugleich dem mir von Ihiten geäußerten Wunsche Genüge zu
leisten. Unterweges machte ich die Bemerkung, wie die Er-
fahrung allenthalben lehrt, daß in den fruchtbarsten Gegenden
eites Landes, an den Flüssen in der Nachbarschaft großer
Städtê, die Emsigkeit, und auf dürren unfruchtbaren Haiden,
in abgeiegenen Oextern, in unbevölkerten und unbesuchten Ge-
genden die Faulheit zu finden sey. Wenn ein tragbarer Bo-
den und die Nähe der Käufer für die gewonnenen Erzeugnisse
an einem Orte zusammen kommen, so ist es fast unfehlbar,
daß die Einwohner betriebsam seyn werden. ]
In einem jeden Bezirke eines Landes, durch welchen eine
große Landstraße führt, oder in dessen Nähe einige reiche Städte
liegen, so daß die gewonnenen Erzeugnisse in größerer Menge
und um bessere Preise abgesetzt werden können, und daß der
Bauer noch irgend eine Gelegenheit hat , außer seinem Acker-
bau, etwas zu verdienen, es sey durch Fuhren oder die Gärt-
nerei, oder durch eine Manufaktur, bemerkt man eine beson-
dere Munterkeit und auch mehr Wohlstand-des Landmannes.
Kurz, wie Arbeit. Gewinn bringt, so bringt Gewinn Lust zur
Arbeit. Man zeige nur dem armen Tagelöhner > so wie auch
dem Bauern einen Weg, durch Geschicklichkeit und Arbeitsam-
keit empor zu kommen, und er wird ihn gewiß einschlagen.
î Die natürliche Begierde des Menschen, sich glücklicher zu
machen, ist wie jede andere Triebfeder: ihre Spannkraft kann
nur durch einen zu großen Gegendruck zerstört werden.
Wenn der Mensch nach den Mitteln, seinen Zustand zu ver-
bessern - lange vergeblich gesucht, wenn er sogar keine Aussicht
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