Full text: (Erster Band)

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zwei Hirten genug, um ohne Aufgebot die Thiere in Ordnung 
zu halten. Wem ein odor das andere Gut gehört und wie 
viele Kühe es hat, kann zwar im Allgemeinen ziemlich gleich- 
güirig für die Beschreibung eines Landes seyn, will man aber 
Angaben darüber machen, so sollte man sich versichern- daß sie 
Juch richtig sind. Das Gut Bothkamp gehöyt nicht der 
Familie Buchwald, die es auch niemals besessen hat , sondern 
dem Kammerherrn von Bülow ; die Angabe des Biehstandes 
von 4%) Stücken ist in jeder Beziehung falsch, denn bei dem 
Hauptÿho;- selbs ist nur sehr wenig Land, und es werden dort 
kaum 19 Kühe gehalten, die Zahl derselben auf den sâmmt- 
lichen größeren und kleineren Meierhöfen beträgt über 1000 
Stück, wobei die in den Dörfern befindlichen natürlich nicht 
mit gezählt sind. Perdoel gehört keinem Hamburgischen, 
sondern einem Altonaischen Kaufmann (dem jelzigen Etatsrath 
Stoppet), und das dortige Wohnhaus hat, zur Berichtigung 
sey es beiläufig bemerkt, kein gewölbt es Erdgeschoß. 
Schwer möchte es dem Herrn M. werden, mittlere 
Landpfarren mit tauscnd Reichsthaler jährlicher Einkünfte, von 
denen er in seiner Reise erzählt, nachzuweisen, solche Stellen 
t:!:::: zu den größeren und seltenen, und die Hhöchste, welche 
rei tausend Reichsthaler abwerfen sell, wird er wohl unter 
den Lan>-»farren Holsteins ewig vergebens suchen. Das Gehalt 
der ‘Hrev. erwittwen isr ebenfalls viel zu unbedingt zu 10 Pro- 
zent von der reinen Diensteinnahme angegeben, sondern wird nach 
den verschiedenen Stellen nach sehr abweichenden Verhältnissen 
bestimmt. Öbgleich nach dem neuesten Schulregulativ die Lage 
der Schullehrer hier im Lande bedeutend verbessert ist „ so ha- 
ben sie doch bei weitem nicht 5 bis 600 Rthlr. jährlicher Ein- 
künfte, kaum möchte wohl ein solcher, wenn er zugleich Or- 
ganist oder Küster ist, es so hoch bringen; ich möchte kaum 
annehmen, daß es bloße Landschullehrer giebt, die, alle Na- 
turalemolumente nach Mittelpreisen zu Gelde gerechnet , volle 
400 Rchl. Einnahme hätten. 
_ HIn dem Ueberblicke der holsteinischen Landwirthsschaft findet 
sich manche Unrichtigkeit, deren Rüge hiev unterbleiben mag- 
um nicht in zu große Weitläuftigkeit zu. verfallen, und der 
idyllischen Beschreibung der Teichfischereyen möge nur deshalb 
erwähnt werden, um zu bemerken, daß sie sich in der Wirk- 
tichkeit ganz ungemein prosaisch ausnehmen. 
Die Klagen über die holsteinischen Wege sind in der 
Hauptsache nicht ungerecht, wenn nur Herr M. sich auch. in 
Rücksicht ihrer nicht so lächerliche Uebertreibungen hätte zu 
Schulden kommen lassen. Denn so s<lecht unsere Wege auch
	        
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