Full text: (1915/16)

sität als preußische Hochschule im neuen deutschen Reiche, ja die 
erste, die sie überhaupt begehen konnte. Als die Universität 
100 Jahre alt wurde, war sie unter Kriegswirren verfallen und dem 
Untergang nahe. Und hundert Jahre später verbot wiederum die 
Unsicherheit der politischen Verhältnisse jeden Gedanken an ein Fest. 
Dann aber kamen die Jahre, in denen die Universität aufblühte, 
befreit von dem Druck der dänischen Herrschaft, teilnehmend an 
den Gütern des Friedens und der gewaltigen Entwickelung Deutsch 
lands. Einst eine kleine Landesuniversität für die „Herzogtümer“, 
wuchs sie in unerwartetem Maß, und ihre verjüngte Kraft, lebendig 
sich entwickelnd in allen ihren Gliedern, wirkte werbend und an 
regend in ganz Deutschland. 
So konnten wir voll Freude und Stolz dem Tage entgegen 
sehen, an welchem wir uns mit Freunden, Lehrern und Schülern 
aus alter und neuer Zeit vereinigen wollten, um die Anhänglichkeit 
neu zu beleben, die jeden Akademiker mit seiner alma mater ver 
bindet. 
Wiederum ist es anders gekommen. Unsere Studenten und 
viele unserer Lehrer stehen im Felde, gar manche unserer Besten 
sind — dem Vaterland und unserer Hochschule zur Ehre — gefallen, 
und unsere Herzen kann jetzt nur ein Gedanke entflammen: der 
Gedanke an den Sieg des großen, des niemals größer gewesenen 
Deutschlands! 
In solcher Zeit kann man kein Fest feiern. Wir haben jetzt 
nur den Boden zu behaupten und zu bereiten, auf dem es einer 
friedlicheren Zeit dereinst vergönnt sein möge, im Festesglanze der 
Vergangenheit zu gedenken. 
Aber der Erinnerung an die Geschichte unserer Hochschule 
können und wollen wir auch heute nicht wehren. Eine zwiefache 
Aufgabe ist der Christiana Albertina zugefallen. Der Pflege der 
Wissenschaft durch Lehre und Forschung zu dienen, ist sie gleich 
ihren Schwestern in erster Linie und mit ganzer Kraft stets bestrebt 
gewesen. Zugleich aber war sie während eines längeren, hinter 
der Gegenwart nicht weit zurückliegenden Zeitraumes berufen, in 
dem Kampfe Schleswig-Holsteins um die Erhaltung von Freiheit 
und Deutschtum einen Mittelpunkt für die Erweckung und Samm 
lung der geistigen Kräfte des Landes zu bilden. So ist das Band, 
das die Universität mit dem Lande verknüpft, von jeher besonders 
stark gewesen. Wir haben es als wertvolles Erbe überkommen und 
werden es als ein solches auch ferner zu erhalten und zu festigen
	        
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