Full text: (1915/16)

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und auch bei seinen Mitarbeitern und Schülern den gleichen 
Geist gepflegt. Er hatte einen scharfen Blick für das Wichtige 
in den Dingen und einen leidenschaftlichen Wahrheitstrieb, 
der ihn in jüngeren Jahren zu manchen Zusammenstößen 
und Schroffheiten veranlaßte, ihn aber gerade nur die Sache 
im Auge behalten ließ und niemals zu persönlicher Gehässig 
keit führte. Diese Eigenschaften schufen ihn zu einem be 
sonders wirkungsvollen akademischen Lehrer, der die Heran 
bildung der Studierenden zu tüchtigen Ärzten als eine ideale 
Lebensaufgabe betrachtete. Gerade in einer Zeit der immer 
schärfer durchgeführten Spezialisierung und der immer 
mächtigeren Einwirkung der Technik sah er es als Haupt 
aufgabe des Vertreters der inneren Medizin an, die all 
gemein-physiologische und pathologische Ausbildung der 
Studierenden in den Mittelpunkt zu stellen und Ärzte zu 
erziehen, die auch in dem abnutzenden Getriebe täglicher 
handwerksmäßiger Arbeit biologisch fest und wissenschaft 
lich denkend und handelnd bleiben. Ebenso stark betonte 
er aber auch die menschliche Seite der ärztlichen Tätigkeit 
und gab selbst durch die warmherzige und bei aller Be 
stimmtheit gütige Art und die ruhige Heiterkeit seines 
Wesens das beste Beispiel. Er war ein begeisterter und 
inniger Kinderfreund und Freund der Jugend, was auch in 
seinem Verkehr mit der studierenden Jugend zum Ausdruck 
kam, die in ihm mehr den Freund und Berater als den 
Lehrer und Erzieher sah. Gerade diese Eigenschaften, die 
Lüthje mit Entschiedenheit und Tatkraft einträchtig zu ver 
binden wußte, schufen ihm allgemeine Beliebtheit im Kreise 
seiner Fach- und Amtsgenossen und weiteren Kreisen der 
gesamten Bevölkerung Schleswig-Holsteins, die den großen 
Verlust, den die Universität durch sein frühzeitiges Hin 
scheiden erlitten, noch lange mitempfinden werden.
	        
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