seinem ganzen Empfinden und seiner ganzen Eigenart wurzelte
er in seiner Heimatsprovinz und so hatte er es auch als Er
füllung seines Lebenswunsches betrachtet, als er 1907 als
Nachfolger Quinckes an die Christian-Albrechts-Universität
berufen wurde. Er kam aus einer glänzenden Stellung als
Direktor der städtischen Krankenanstalten in Frankfurt a. M.,
wo er durch den lebhaften Pulsschlag des ganzen öffent
lichen Lebens mannigfache Anregungen für sein ganzes
Leben empfangen und reiche Gelegenheit gefunden hatte,
sich als Organisator und beratender Arzt in weiten Kreisen
zu bewähren. Aber als er den Ruf an die schleswig-hol
steinische Landesuniversität erhielt, gab es für ihn kein
Schwanken, da Begabung und Neigung ihn völlig zur
Universität zurückzogen, wo er für seine wissenschaftlichen
Bestrebungen und die Lehrtätigkeit ein größeres Feld der
Betätigung zu finden erwartete.
Lüthje hatte das Glück gehabt, bald nach Beendigung
seiner Studien gerade zu den führenden Männern der neueren
inneren Medizin in innige Berührung als Schüler und Mit
arbeiter zu treten und Anregungen zu empfangen, die seinen
Gaben und seiner Gemütsanlage freie Entfaltung und Förde
rung gewährten und Bande der Freundschaft knüpften, die
ihn sein ganzes Leben mit seinen Lehrern verbanden. Seine
wissenschaftliche Tätigkeit richtete sich in erster Linie auf
das Gebiet der Stoffwechselerkrankungen, das er durch
wichtige Untersuchungen und Entdeckungen mächtig ge
fördert hat. Erst später — in Kiel — beschränkte er sich
nicht mehr auf chemische Laboratoriumsarbeit und Tier
versuche, sondern zog mehr die Beobachtung des kranken
Menschen heran, besonders auf dem Gebiet der Infektions
krankheiten. ln allen seinen Arbeiten hat sich Lüthje durch
Schärfe und Klarheit der Fragestellungen, durch Beherrschung
der Methodik und besonnen-nüchternes
Urteil ausgezeichnet