Full text: (1915/16)

seinem ganzen Empfinden und seiner ganzen Eigenart wurzelte 
er in seiner Heimatsprovinz und so hatte er es auch als Er 
füllung seines Lebenswunsches betrachtet, als er 1907 als 
Nachfolger Quinckes an die Christian-Albrechts-Universität 
berufen wurde. Er kam aus einer glänzenden Stellung als 
Direktor der städtischen Krankenanstalten in Frankfurt a. M., 
wo er durch den lebhaften Pulsschlag des ganzen öffent 
lichen Lebens mannigfache Anregungen für sein ganzes 
Leben empfangen und reiche Gelegenheit gefunden hatte, 
sich als Organisator und beratender Arzt in weiten Kreisen 
zu bewähren. Aber als er den Ruf an die schleswig-hol 
steinische Landesuniversität erhielt, gab es für ihn kein 
Schwanken, da Begabung und Neigung ihn völlig zur 
Universität zurückzogen, wo er für seine wissenschaftlichen 
Bestrebungen und die Lehrtätigkeit ein größeres Feld der 
Betätigung zu finden erwartete. 
Lüthje hatte das Glück gehabt, bald nach Beendigung 
seiner Studien gerade zu den führenden Männern der neueren 
inneren Medizin in innige Berührung als Schüler und Mit 
arbeiter zu treten und Anregungen zu empfangen, die seinen 
Gaben und seiner Gemütsanlage freie Entfaltung und Förde 
rung gewährten und Bande der Freundschaft knüpften, die 
ihn sein ganzes Leben mit seinen Lehrern verbanden. Seine 
wissenschaftliche Tätigkeit richtete sich in erster Linie auf 
das Gebiet der Stoffwechselerkrankungen, das er durch 
wichtige Untersuchungen und Entdeckungen mächtig ge 
fördert hat. Erst später — in Kiel — beschränkte er sich 
nicht mehr auf chemische Laboratoriumsarbeit und Tier 
versuche, sondern zog mehr die Beobachtung des kranken 
Menschen heran, besonders auf dem Gebiet der Infektions 
krankheiten. ln allen seinen Arbeiten hat sich Lüthje durch 
Schärfe und Klarheit der Fragestellungen, durch Beherrschung 
der Methodik und besonnen-nüchternes 
Urteil ausgezeichnet
	        
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