Full text: (1914/15)

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sein besonderer Sinn für Humor und Komik, auch für die 
burlesken Abarten, ermöglichten ihm, entscheidend einzu 
greifen, als der ägyptische Boden uns erst Proben der 
groben mimischen Poesie wiederschenkte, dann den feinsten 
und für die Weltliteratur bedeutendsten Komiker des Alter 
tums. Die Menanderausgabe im kleinsten Format war ein 
Meisterstück philologischer Technik und philologischen 
Denkens. An ihrer Erneuerung und an der Zusammenfassung 
der sonstigen Resultate, die ihm das Studium dieses seines 
Lieblingsdichters ergab, hat er bis zu dem Tage gearbeitet, 
da er ins Feld zog. Ihr Erscheinen hat er nicht mehr erlebt. 
Es ist kein Wunder, daß ein Mann von dieser Eigen 
art auch im Verkehr mit den Kollegen und, was für den 
akademischen Lehrer wichtiger ist, mit den Studenten die 
richtigen Töne zu treffen verstand. Er wußte seine Hörer 
zu packen und zu begeistern. Ein bequemer Lehrer war 
er nicht; denn er stellte hohe Anforderungen und verlangte 
ernste Arbeit. Aber wer die leistete, den förderte er mit 
aller Kraft und mit echtem Wohlwollen; dem spendete er 
freigebig aus den Schätzen des eigenen Wissens und der 
eigenen Forschung. Manche Dissertation, die das gewöhn 
liche Niveau der Erstlingsarbeit übersteigt, ist aus seiner 
Schule hervorgegangen. Ja, er hat das höchste Glück 
des akademischen Lehrers genossen: Zwei seiner Schüler 
wurden seine Kollegen; und ihre schnellen Berufungen er 
freuten ihn wie eigene Erfolge. 
Ein reiches Leben hat die feindliche Kugel vernichtet. 
Aber reich doch nicht nur an Hoffnungen und Entwürfen, 
wie das Leben so vieler jüngerer, sondern an Leistungen 
und Wirkungen, die nicht verloren sind für den großen Bau 
der Altertumswissenschaft. Wir dürfen seinen Heldentod 
beklagen; aber wir dürfen ihm nicht mißgönnen, daß er dies 
schönste Ende des deutschen Mannes gefunden hat, ein 
Ende, das seiner würdig war und dessen er würdig war.
	        
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