27. Das germanistische Seminar.
Im Sommersemester 1913 wurden unter der Leitung von Prof.
Gering Egils Höfuälausn und die ersten 5 Strophen von Sighvats
Bersöglisvfsur übersetzt und interpretiert; in einer zweiten Abteilung
waren die Bruchstücke der altsächsischen Genesis Gegenstand ein
gehender Behandlung. An den altnordischen Übungen nahmen 7,
an den altsächsischen 23 Studierende teil.
Im Wintersemester 1913/14 wurden von Prof. Gering mit
4 Teilnehmern altnordische Übungen abgehalten, in denen die
eddische Völundar kviäa und die Helga kvicta Hjörvarctssonar gelesen
und erklärt wurden. In einer zweiten Abteilung, der 40 Studierende
angehörten, wurde das 5. Kapitel des gotischen Matthaeus-Evan-
geliums interpretiert und (im 2. Quartal) das 23. Kapitel des Lukas
aus dem Griechischen ins Gotische übersetzt.*)
Prof. Kauffmann hielt im Sommersemester 1913 Übungen über
das Nibelungenlied ab; die große Zahl der Teilnehmer konnte sich
zum erstenmal wieder in dem Seminarlokal versammeln, dessen
Neubau den Anforderungen genügte. Im Wintersemester 1913/14
war Prof. Kauffmann beurlaubt.
Dr. Gering. Dr. Kauffmann.
28. Das Literaturwissenschaftliche Seminar.
Durch Ministerialerlaß vom 7. Oktober 1913 ist vom Beginn
des Wintersemesters ein Literaturwissenschaftliches Seminar staatlich
errichtet. Als Räumlichkeit ist ihm in der Kunsthalle ein Saal mit
drei zugehörigen Kammern überwiesen. Die Ausstattung mit zweck
mäßigem neuen Inventar ließen sich der Herr Minister und der Herr
Kurator angelegen sein. Für Bestreitung der laufenden Ausgaben,
insbesondere für Neuanschaffungen, bleibt das Seminar auf die
Semesterbeiträge der Mitglieder und private Zuwendungen an
gewiesen.
Der Bestand des am 22. Mai 1912 privat gestifteten „Literatur
wissenschaftlichen Instituts“ ging — zum weit überwiegenden Teil
*) In der vorigen Chronik ist der Bericht über die von Prof. Gering ge
leiteten Seminatübungen ausgefallen; er muß jetzt nachgetragen werden.
Sommer 1912: dän. Übungen (2); altnord. Übungen (4); althochd. Übungen (27).
Winter 1912/13: Erklärung ausgewählter Runendenkmäler (4); Interpretation des
•Meter Helmbrecht (57).