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darin von Pfannen stiel auf eine neue Grundlage gestellt worden,
indem er diese Tumoren weniger nach histologischen Merkmalen
als nach der chemischen Beschaffenheit, ihren Inhalt, einzuteilen lehrte.
Auch die übrigen Geschwülste des weiblichen Genitals maligner
ünd benigner Art sind Gegenstand seiner Forschungen gewesen.
Eine Monographie Pfannenstiels „über die Eieinbettung
ünd Plazentaentwickelung“ zeigt in besonderem Maße die
Eigenschaft seiner wissenschaftlichen Arbeit, Gründlichkeit, Zuver
lässigkeit und Klarheit.
Als praktischer Geburtshelfer und Gynäkologe, der frühzeitig
ln eine selbständige Stellung kam und an großem Material seine
Erfahrungen sammeln konnte, hat er in eifriger Arbeit an dem Aus
bau geburtshülflicher und gynäkologischer Therapie mitgewirkt.
Die Behandlung des engen Beckens, künstliche Frühgeburt,
die beckenerweiternden Operationen, der Kaiserschnitt,
die Behandlung der Plazenta praevia durch Hystereuryse
sind von ihm in vielen Aufsätzen behandelt worden. Auf gynä
kologischem Gebiet hat er sich stets als ein Arzt gezeigt, der weit
entfernt war von einseitigem Spezialistentum. Er hat keine
Gelegenheit vorübergehen lassen, die Vielgeschäftigkeit bei der
Behandlung von Frauenkrankheiten zu bekämpfen. Einen besonderen
Fortschritt hat er der Bauchhöhlenchirurgie dadurch gebracht, daß
er den Querschnitt (Fascienquerschnitt) zur Eröffnung des Leibes
angab, der die Gefahr der Bauchnarbenbrüche fast vollständig
aufhebt.
Als eifriger Besucher aller gynäkologischen Kongresse nahm
er zu allen wichtigen Diskussionsgegenständen Stellung und man
hörte gern und mit -Gewinn auf sein Wort, da man ihn als einen
erfahrenen und zuverlässigen Forscher und warmherzigen Arzt kannte.
Pfannenstiel war ein außerordentlich tatenfreudiger und
willenskräftiger Mann. Seine Energie war um so mehr zu bewundern,
als ihm nur eine schwächliche Konstitution zu Gebote stand. Er
war die Pünktlichkeit und Gewissenhaftigkeit selber. Mit unermüd
lichem Eifer begann er tagtäglich sein Werk, arbeitete mit eisernem
Fleiße und ließ sich von seinem Beruf durch Nebendinge nicht ab
lenken. Von ihm gilt das Wort in vollem Maße: „Wer Großes
will, muß sich zusammenraffen, in der Beschränkung zeigt sich erst
der Meister!“
Mit großer Umsicht leitete er die ihm unterstellte Klinik und
bei aller Bestimmtheit und Strenge gewann er sich doch die Herzen