Johannes Pfannenstiel zum Gedächtnis.
Von Professor Dr. W. Anschütz.
Am 3. Juli 1909 starb der Direktor der Universitäts-Frauenklinik
Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. med. Johannes Pfannenstiel an
einer septischen Erkrankung. Bei der Operation einer infizierten
Ovarialcyste hatte er sich in den Mittelfinger der linken Hand ge
stochen; es entstand eine schwere allgemeine Infektion, der er in
wenigen Tagen erlag.
Pfannenstiel war geboren am 28. Juni 1862 in Berlin.
1880 1884 studierte er Medizin in Berlin, wo er promovierte und
sein Staatsexamen ablegte. 1887 wurde er Assistent an der Uni
versitäts-Frauenklinik in Breslau, die damals unter Fritsch’s
Leitung stand. Im Jahre 1890 habilitierte er sich für Geburtshilfe
und Gynäkologie in Breslau. 1896 wurde er leitender Arzt der
gynäkologischen Abteilung des Krankenhauses der Elisabetherinnen
in Breslau. Hier erwarb er sich bald den Ruf eines guten Arztes
und Operateurs und das Vertrauen einer großen Klientel. Im April
1902 folgte er einem Rufe nach Gießen als ordentlicher Professor und
Direktor der Universitäts-Frauenklinik. Nachdem er im Jahre 1904
einen Ruf nach Erlangen und Freiburg i. B. abgelehnt hatte,
folgte er im Oktober 1907 einem Ruf nach Kiel. Pfannenstiel
war gleichbedeutend als Forscher, Lehrer und Arzt. Während
seiner Breslauer Zeit trat er Heidenhain, Flügge, Mikulicz,
Ponfick, Born, dem physiologischen Chemiker Röhmann nahe,
von denen er dauernd wirkende Anregungen erhielt. Seine
Habilitationsschrift handelt „über die Pseudomucine der
cystischen Ovarialgeschwü 1 ste“. An diese Arbeit schlossen
sich weitere Studien über die Flimmerepithelcysten, über die pa
pillären Geschwülste des Eierstockes, über die einkammerigen Eier
stockscysten und über die Tubo-Ovarialcysten. Die Ergebnisse
seiner Erfahrungen und Forschungen legte er zusammenfassend in
einer großen Arbeit im Veit’schen Handbuch der Gynäkologie
nieder. Die Lehre von den cystischen Ovarialgeschwülsten ist