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an d er Entwickelung der Rechtspflege und der Rechtswissenschaft
der Gegenwart heben ihn hoch empor über das Niveau der bloßen
Tüchtigkeit, sichern ihm auch in dem mehr äußerlichen Sinn des
menschlichen Gedächtnisses einen dauernden Ehrenplatz in der
Geschichte der Wissenschaft. Und um es gleich zu sagen: Dieser
Ruhm ist nicht beschränkt auf das Gebiet deutscher Sprache. Die
wissenschaftliche Arbeit des Kieler Professors hat sich außerhalb
Deutschlands, in Holland, Skandinavien und in der romanischen
Welt Mittel- und Südeuropas, wo man in den letzten 20 Jahren
mehr Zeit für römisch-rechtliche Studien hatte als in Deutschland,
hohe Achtung errungen. Sie hat Deutschland vor dem Odium
bewahren helfen, daß das Land Savignys und Iherings den
Beruf für romanistische Forschung hinter sich geworfen habe. Der
Verfasser der vielgenannten Bücher über den „Vertrag“ und über
die „Stellvertretung“ war in den letzten 12 Jahren der fruchtbarste
deutsche Schriftsteller auf dem Gebiet des römischen Rechtes,
und das Maß seiner literarischen Arbeit übertraf zeitweise die
gesamte übrige romanistische Monographie in Deutschland.
Indessen es wäre ein falsches Bild, wenn der Anschein ent
stände, mit dieser Produktion sei nur Quantitätsarbeit geleistet,
Schloßmann hat, ich glaube es erhärten zu können, keinen Buch
staben veröffentlicht aus irgendwelchen bloß äußerlichen Motiven.
Das gilt schon von seiner Doktordissertation, welche deutlich
den Stempel innerer Anteilnahme trägt und welche reife Über
zeugungen, übrigens auch die für Schloß mann charakteristische
ich darf sagen Anmut und kristallene Klarheit des Stiles aufweist.
Und trotz der großen Mannigfaltigkeit der Stoffe, denen
Schloßmann seine Feder gewidmet hat, kann niemand den Ein
druck der Vielgeschäftigkeit oder der Zersplitterung haben. Denn
durch alle Arbeiten geht ein ganz bestimmter methodischer Grund
zug, ein durchaus individueller und sich stets treu bleibender
Charakter hindurch. Schon in seiner ersten größeren Publi
kation, welche den Vertragsbegriff behandelte, tritt diese
Methode so entschieden und so fertig auf, daß ein ausländischer
Gelehrter davon gesagt hat, er habe aus diesem Buche mehr ge
lernt, als aus sämtlichen Pandektenlehrbüchern, und er verdanke
diesem Buche seine juristische Bildung. Die aufsehenerregende
Wirkung dieses Werkes, das Schloßmann zwei Jahre nach seiner
Habilitation veröffentlichte, wird dadurch gekennzeichnet, daß als
bald nach dessen Erscheinen drei ausländische Universitäten, Graz,