Full text: (1908/09)

Stellung er verblieb bis zu seinem Tode am 13. Februar 1908, 10 
Tage vor dem Abscheiden seines von ihm hochverehrten greisen 
Lehrmeisters. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, auf gründlichster 
kritischer Forschung beruhend, haben bleibenden Wert und werden 
in der chirurgischen Wissenschaft seinen Namen noch lange be 
kannt und angesehen erhalten. Um die schöne Entwickelung und 
den Ausbau des für die Stadt und die Universität Kiel so segens 
reichen Anscharkrankenhauses hat er sich die größten Verdienste 
erworben. Die Liebe und Verehrung aber, die ihm seine Freunde, 
seine Kollegen und seine Patienten im Herzen bewahren, sind ein 
Denkmal seiner Treue und Herzensgüte. Gerade bei der Gründung 
des deutschen Samaritervereins zeigte sich Petersens fester Charakter 
und seine Anhänglichkeit für seinen Lehrer. 
Esmarchs Schritt fand von vielen Seiten, speziell bei Ärzten und 
Fachkollegen, Widerspruch. Man beschuldigte ihn, daß er mit 
seinen Vorträgen Kurpfuscher großziehe, und vielfach Unglück stiften 
werde wegen der unzureichenden Ausbildung und der Verständ 
nislosigkeit des Publikums. Man prophezeite der neuen Einrich 
tung kurzes Leben. Das alles ist nicht eingetroffen! Mit großer 
Energie kämpfte Esmarch weiter für sein Werk und der Erfolg blieb 
nicht aus. „Gutes gewollt mit Vertraun und Beharrlichkeit, führet 
zum Ausgang.“ Schon nach kurzer Frist war das Streben Esmarchs 
nicht nur anerkannt, sondern überall nachgeahmt und blüht 
heute und gedeiht. Ja, allmählich bricht sich Esmarchs noch 
weitergehende Idee Bahn: daß überhaupt jeder Mensch unterrichtet 
werden sollte im Samariterwerk, damit er gegebenen Falles bei 
plötzlichen Unglücksfällen oder Erkrankungen helfen und behüten 
könne, bis die ärztliche Hilfe kommt. Den ersten Unterricht wünschte 
Esmarch in die Schule zu verlegen, in die Zeit, wo der Geist noch 
empfänglich ist und sich die empfangenen Lehren für sein Leben 
einprägt. Um sich einen Begriff von der jetzigen Verbreitung der 
Esmarch’schen Idee machen zu können, muß man wissen, daß sein 
Samariterbüchlein in 109000 Exemplaren, in 27 fremden Sprachen 
über die ganze weite Welt verbreitet ist. Soweit die Zivilisation 
reicht, soweit ist auch die Esmarch’sche Idee gedrungen, die Saat 
ist aufgegangen, die er gesät hat in seiner Menschenliebe und wird 
Frucht bringen uns und kommenden Geschlechtern. Und wenn 
einst in Zeiten von Krieg und Not Scharen von Helfern, geübt und 
ausgebildet, herbeieilen zum Samariterwerk, so ist das im Grunde 
Esmarchs Verdienst. Möge die Menschheit den Namen des
	        
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