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das Volk selbst zu unterweisen, daß es sich zu helfen lerne in den
Unglücksfällen und körperlichen Nöten, die das moderne Leben mit
seiner Riesenarbeit mit sich bringt. Im Vertrauen auf die gute
Sache, um die es sich handelte, setzte sich Esmarch über alle Vor
urteile weg und tat als erster in Deutschland den aufsehen
erregenden, gewagten Schritt, Lehren und gewisse
Handgriffe ärztlicher Kunst ungebildeten oder wenig
gebildeten Laien zu übergeben. So entstand am 5. März
1882 in Kiel der erste deutsche Samariter-Verein, dessen unaus
löschliche Dankbarkeit heute einen Kranz zu den Füßen seines
Schöpfers niederlegt. Dem Kampf der Humanität gegen die Schrecken
des Krieges hatte Esmarch schon 1869 eine warmherzige, weit ver
breitete Schrift gewidmet. Die Erlebnisse seiner Jugend auf den
Schlachtfeldern der schleswig-holsteinischen Kriege, hatten ihm
diese Schrecken unvergeßlich eingeprägt. Sie ließen ihm eine
Neuordnung der Krankenpflege dringend nötig erscheinen. Aber
erst 1864 kam die Genfer Konvention zustande; bis dahin wurden
die Ärzte wie kämpfende Soldaten behandelt, die beim Anrücken
des Feindes von ihren Kranken und Lazaretten fliehen mußten,
wenn sie nicht in Gefangenschaft geraten wollten. In der Krim, bei
Magenta und Solferino, auch bei Königgrätz, hatte die Versorgung
der Verwundeten noch gänzlich versagt; freiwillige Hilfe bot sich
reichlich, aber sie entbehrte der Organisation. Durch die Vereinigung
der Hilfsvereine und Frauenvereine unter das Zentralkomitee des
Roten Kreuzes ist die Organisation dann' streng geregelt worden.
Esmarchs Schriften überden „ersten Verband auf dem Schlachtfelde“,
über den „Samariter auf dem Schlachtfelde“ geben treffliche Schil
derungen und Anleitungen zu schleuniger, zweckmäßiger Hilfe-
Er sorgte im Kieler Hilfsverein schon vor dem 70er Kriege für
Sammlungen von Musterdepots.
Wenigerleich taberließensichgenügendMenschen
finden, ausgebildet in der Krankenpflege. Für diese
Aufgabe reicht der gute Wille allein nicht aus, wenn er nicht gepaart
ist mit Kenntnis, Übung und Tüchtigkeit. Schon im Frieden Pflegei
und Pflegerinnen auszubilden für den Krieg, war notwendig. Esmarch
stand mitten in den Debatten um die Lösung dieser schwierigen
Fragen, deren Wichtigkeit auch in anderen Ländern erkannt worden ist.
1875 hatte er schon seine Aufmerksamkeit und seine Fürsorge den
Unglücksfällen des täglichen Lebens zugewandt. Aus dieser Zeit
stammt sein Büchlein über „die erste Hilfe bei Verletzungen“, welches,