78
auf dem Schlachtfelde“, in seinen Bemühungen um das vielum
strittene Verbandpäckchen, welches der Soldat immer bei sich tragen
soll, sehen wir ihn unablässig bestrebt, zu reorganisieren und mit
Recht zu betonen, wie wichtig, ja wie entscheidend die äußeren
Umstände und scheinbare Kleinigkeiten für das Schicksal der auf
dem Schlachtfelde Verletzten sind. Die Erfahrungen der Feldzüge
von 1864, 66 und 70 ließen frühere Ideen und Vermutungen zu
festen Leitsätzen in ihm ausreifen, Leitsätze, die er scharf präzisiert
schon 1878 auf dem Chirurgenkongreß ausgesprochen hat, und die
sich bis auf Nebensächliches decken mit den jetzt noch gültigen,
in den letzten Kriegen wieder glänzend bewährten Maximen, deren
Quintessenz er uns in lapidarer Kürze in seinem schönen chirur
gischen Wahlspruche gab: primum non nocere, vor allem nicht
schaden! Scharf sprach er es schon damals aus, daß das Haupt
gewicht für die chirurgische Tätigkeit auf dem Verbandplätze im
Wundschutz und in der Inmobilisierung der getroffenen Glieder
bestehe: „Weg mit dem Debridement preventif“, „weg Sonde und
Kugelzange“, „untersucht die Wunde lieber gar nicht, als mit dem
unreinen Finger; reinigt die Wunde lieber gar nicht, als mit un
reiner Watte und Schwamm; verbindet lieber gar nicht, als mit un
reinen Verbandstoffen. Die meisten Schußwunden heilen, wenn wir
sie nicht irgendwie schädigen, ohne unser Zutun am besten“. Das
ist ganz unsere modernste, segensreiche Abstinenz
und Prophylaxe den Schußwunden gegenüber!
Einen großen Abschluß fanden Esmarchs Arbeiten auf kriegs
chirurgischem Gebiete durch sein allbekanntes, sein bestes Werk, das
Handbuch der kriegschirurgischen Technik. Diesem
Buch wurde von einer durch die Kaiserin Augusta berufenen Jury, be
stehend aus den angesehensten Chirurgen der damaligen Zeit: Langen-
beck, Billroth, Sozin, der erste Preis verliehen. In prägnanter Kürze
sollte der Standpunkt der kriegschirurgischen Technik wiedergegeben
werden, damit das Buch zum unentbehrlichen Besitz und praktischen
Hilfsmittel für jeden Feldarzt werde. Als Motto wählte Esmarch
„kurz und bündig“ und schuf ein in Form und Darstellungsweise
durchaus eigenartiges, klassisches Werk von dauerndem Werte,
welches in der gesamten Ärztewelt mit Begeisterung aufgenommen
noch heute hochgehalten wird. In immer neuen Auflagen wurden
Neuerungen und Verbesserungen nachgetragen, und immer weiteren
Umfang nahm das Buch an, bis es Esmarch schließlich unter einem
neuen, allgemeineren Titel „Chirurgische Technik“, bedeutend
erweitert, mit seinem Schüler Kowalzig zusammen herausgab.