Full text: (1908/09)

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23jährigen Studenten, aus der Schar seiner Kameraden heraus zu 
seinem Assistenten. Nur zwei Jahre war er bei Langenbeck, aber 
dessen feines und, wo nötig, energisches Operieren, der damals 
ganz moderne, konservative Zug in seiner Chirurgie, die berühmten, 
schonungsvollen Operationsmethoden haben nachhaltig auf Esmarchs 
chirurgische Technik und Anschauungsweise gewirkt. Er legte selbst 
den größten Wert darauf, Langenbecks Schüler zu heißen, und 
sprach es wiederholt aus, daß dieser ihn in jeder Beziehung auf 
das beste angeleitet habe. Langenbecks Nachfolger, Strohmeyer, 
nahm Esmarch, auf seines Vorgängers warme Empfehlung hin, 
sofort zum ersten Assistenten, und auch hier wurde er wieder auf 
das günstigste beeinflußt. Auch Strohmeyer war ein ausgezeichneter 
Chirurg, nicht von so grundlegender Bedeutung wie Langenbeck, 
aber von ganz außerordentlichem organisatorischem Talent und 
schärfstem praktischem Blick. 
Waren diese beiden Lehrmeister für Esmarchs chirurgische 
Laufbahn von allerglücklichster Vorbedeutung, so war es nicht 
weniger wertvoll für seine Entwickelung und Ausbildung, daß er, 
als angehender Chirurg, mitten in die Kriegszeiten hineinkam, die 
Ende der vierziger Jahre Schleswig-Holstein heimsuchten. 
Man muß sich nur vorstellen, wie eng gezogen der Kreis der 
Chirurgie damals noch war, der die Narkose fehlte zur Schmerz 
stillung während der Operation, und die ohne Antiseptik wehrlos 
allen bösen Zufällen bei der Wundheilung preisgegeben blieb. 
Die Chirurgie war damals also mehr eine heilende als eine 
operative, eine Chirurgie der Verletzungen und Notfälle; Eingriffe, 
die jetzt für gering gelten, waren wegen der furchtbaren Infektions 
gefahr ausgeschlossen. Infolgedessen blieb das Material, an dem 
die jungen Leute sich ausbilden konnten, beschränkt und klein. 
Kriegszeiten aber brachten dann eine ungeheure Steigerung der 
Tätigkeit und Lehr- und Lernmaterial die Menge; eine Epidemie 
der Verletzungen hat der berühmte russische Chirurg Pirogoff den 
Krieg genannt. So ist es auch erklärlich, daß man gemeinhin den 
Chirurgen danach einschätzte, ob und wieviel Kriege er mitgemacht 
hatte. Man glaubte daraus auf seine technischen Fähigkeiten 
schließen zu dürfen. Und von diesem Standpunkte aus darf man 
es wohl nicht anders als ein großes Glück bezeichnen, daß Esmarch 
in Kriegszeiten seine Laufbahn begann. Diese Erlebnisse und 
Erfahrungen haben lebhaft und nachhaltig gewirkt. Esmarchs kriegs 
chirurgische Interessen und alles, was damit im engeren und
	        
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