Das Verwaltungsjahr 1908/09, welches am 5. März 1908 mit
der Feier des Rektoratswechsels und dem Übergange des Rektorats
von Prof. Niemeyer auf Prof. Harzer begonnen hatte, ist nach
außen nicht durch augenfällige Ereignisse gekennzeichnet, nach
innen aber reich an Arbeit gewesen, durch welche die Universität
ihren Anteil zur Lösung der Kulturaufgabe unseres Volkes beige-
fragen hat. Dafür, daß diese Arbeit mit sichtbaren Erfolgen geleistet
werden konnte, ist die Hilfe der Vorgesetzten Behörden der Unter
richtsverwaltung, in einzelnen Fällen auch wohlwollendes Entgegen
kommen hiesiger Marine-, Polizei- und städtischer Behörden von
großem Nutzen gewesen, was seitens der Universität mit aufrichtigem
Danke anerkannt wird.
Die Frequenzziffer der Studierenden weist in beiden Semestern
des Verwaltungsjahres eine erneute erfreuliche Steigerung über die
bis dahin erreichten Maxima auf, indem gegenüber den 1318 resp.
1045 Studierenden des Vorjahres im Sommer 1908 insgesamt 1477
und im Winter 1908/09 1155 Studierende immatrikuliert wurden.
Hospitanten waren in den beiden Semestern 38 und 59, Hospitan
tinnen 39 und 40 zugelassen. Die Zahl der Hospitanten ist gegen
das vorige Jahr ungeändert geblieben, die Zahl der Hospitantinnen
aber wegen der inzwischen erlassenen strengeren Vorschriften für
■hre Zulassung um 37 % gesunken. Unter den zugelassenen Hospi
tantinnen befanden sich im Sommersemester 4, die im Besitze des
Reifezeugnisses waren; im Wintersemester sind 2 mit dem Reife
zeugnis ausgestattete Frauen, die bis dahin als Hospitantinnen zu
gelassen waren, immatrikuliert worden. Damit ist zum ersten Male
die Immatrikulation von Studentinnen erfolgt. Der Lehrkörper hatte,
wie aus den unten mitgeteilten Personalnachrichten ersichtlich ist,
ungewöhnlich schwere Verluste zu beklagen, die er in so kurzer
Zeit in gleichem Umfange bisher wohl noch nie erlitten hat. Leider
konnten die durch diese Verluste entstandenen Lücken noch nicht
völlig ausgefüllt werden. Insbesondere ist die anhaltende Vakanz des
•Lehrstuhls der Archäologie für den Universitätsbetrieb zu bedauern.
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