Die Verleihung der Neuschassischen Preise
des Jahres 1908/09.
Für Preise aus der Neuschassischen Stiftung waren die folgenden
Themata ausgeschrieben worden:
Von der theologischen Fakultät:
„Die Asaphpsalmen nach ihrer Eigenart in Inhalt und Form“.
Eine Bewerbung ist nicht erfolgt.
Von der juristischen Fakultät:
1. „Das Liegenschaftspfand im ältesten Kieler Rentebuch“.
2. „Die Beteiligung der Synoden an der Gesetzgebung der
deutschen evangelischen Landeskirchen“.
Für beide Themata sind auch hier keine Bewerbungen ein
gegangen.
Von der medizinischen Fakultät:
„Das Trachom in Schleswig-Holstein“.
Es ist hier eine Bewerbung erfolgt. Das Gutachten der
Fakultät über die Bewerbungsschrift mit dem Motto „2X2 = 5“
lautet: „Gestützt auf die in der Kieler Augenklinik, sowie von den
schleswig-holsteinischen Ärzten gemachten Erfahrungen entwirft der
Verfasser ein wertvolles und zugleich erfreuliches Bild von dem
epidemiologischen Verhalten des Trachoms, d. h. der Körner- oder
der ägyptischen Augenkrankheit, in unserer Provinz.
Die im ganzen seltene, meist vereinzelt auftretende, zudem in
der Abnahme begriffene Krankheit hat bei uns trotz fortgesetzter
Einschleppung nicht Fuß zu fassen vermocht. Mit ganz vereinzelten
Ausnahmen ist sie vielmehr auf die aus Trachomgegenden Zu
gewanderten, welche die Krankheit zumeist schon mitgebracht
hatten, beschränkt geblieben, so daß man eine geringere Empfäng
lichkeit der einheimischen Bevölkerung für das Trachom anzunehmen
berechtigt ist.
Wenn im Osten unserer Provinz bei weitem die meisten, in
den Marschen der Westküste aber etwas mehr Trachomerkrankungen
Vorkommen als auf dem zwischen beiden gelegenen Geestrücken f
so ist das nicht etwa auf die abweichenden Bodenverhältnisse,
sondern vielmehr auf die ungleiche Zuwanderung aus den vom
Trachom stärker heimgesuchten östlichen Provinzen zu beziehen.
In der Tat weist der östliche Abschnitt unserer Provinz auch die;
meisten Sachsengänger auf.