Und so ist es kein Zufall, daß sich für Seelig an seine
wissenschaftlichen Arbeiten unmittelbar praktische Beschäftigungen
knüpften.
Seine Schrift über den Zollvereinsanschluß war die
Veranlassung, daß er von der damaligen Statthalterschaft mit der
Errichtung und Leitung des statistischen Bureaus in
Holstein betraut wurde. Es ist uns von kompetenter Stelle bezeugt,
daß er dies mit entschiedenem organisatorischem Talente durch
geführt und alsdann in die preußische Verwaltung übergeführt hat.
Sodann — seine agrarischen wissenschaftlichen Leistungen
machten ihn selbst zum praktischen Agrarier — dort in seinem
Garten am Schwanenweg, den er zu einer kleinen Musterwirtschaft für
Gartenkultur und Obstzucht umgestaltete. Von da aus hat er, der
Ehrenpräsident des Vereins der deutschen Pomologen den maß
gebendsten Einfluß auf die Gartenpflege und Obstzucht in Schleswig-
Holstein, auf das einschlagende Vereins- und Zeitschriftenwesen
ausgeübt. Seine zahlreichen Beiträge in der schleswig-holsteinischen
Zeitschrift für Obst- und Gartenbau hat er erst in der diesjährigen
Juninummer abgeschlossen.
Und gerade hiermit rundet sich das Bild des Gelehrten
Seelig ab — ein Bild, das wir deutschen Professoren nur zu
leicht geneigt sind, zu unterschätzen: Die Verschmelzungtheoretischen
und praktischen Könnens, die allerdings bedingt ist durch ein engeres
Arbeitsfeld, das der eigensten Erfahrung und dem persönlichen
Eingreifen zugänglich bleibt.
Und dennoch — noch über dieses enge Arbeitsfeld hinaus
sollte und mußte sich Seelig bewähren.
Auch er wie Alle, die der älteren und ältesten Generation
angehören, wurde verflochten in jene gewaltige historische Ent
wickelung, die dem deutschen Volke sein oberstes und höchstes
Recht endlich nach 600jähriger Zerrüttung gewähren sollte, sein
Recht auf ein einheitliches nationales Staatswesen.
Als er im Herbste 1854 sein Amt antrat, traf er auf einen
niedergetretenen Volksstamm. Nicht Dänemark, die deutschen Groß
mächte hatten den Schleswig-Holsteinern die Waffen vom Leibe
gerissen, sie zeichneten das Londoner Protokoll, das auf ewige Zeiten
die Herzogtümer gegen ihr verfassungsmäßiges Recht an Dänemark
ketten wollte, ja, sie vergaßen es, die Amnestie für alle Anhänger
der von ihnen selbst anerkannten provisorischen Regierung auszu
wirken. Schwer lag darum die rachsüchtige Hand Dänemarks auf