Full text: (1905/06)

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in Prag. Er wurde neben Toi dt auch zum Nachfolger Henke s 
vorgeschlagen. 
So hatte Flemmings Leben in Prag viele Lichtseiten; 
aber auch Schattenseiten fehlten nicht, die ihm den Aufenthalt 
verleideten. Die Mehrzahl der Studenten Prags waren fanatisch 
Czechen, die zwar keineswegs offen agressiv speziell gegen ihre 
deutschen Lehrer auftraten, aber doch gegen alles deutsche die 
Faust in der Tasche ballten. Dies Bewußtsein politischer Spannung 
störte die Unbefangenheit des Verkehrs überall, stellte starke An 
sprüche an Pachydermie, denen der feinfühlige Flemming nicht 
gewachsen war, und verstimmt ihn so sehr, daß er seine akademische 
Laufbahn ganz aufzugeben entschlossen war. Daher erschien es 
ihm wie eine Erlösung, als sich für ihn Aussichten eröffneten, nach 
Königsberg berufen zu werden. Aber noch ehe diese sich verwirk 
lichten erfolgte 1876 im Januar seine Berufung nach Kiel, als 
ordentlicher Professor der Anatomie an Stelle des nach München 
gehenden Prof. v. Kupffer, eine Berufung, die Flemming um 
so lieber annahm, weil er dadurch in die Nähe seiner Heimat und 
Geschwister zurückkehren konnte. 
In Briefen an seinen Freund Gustav Schwalbe, den Anatomen 
in Straßburg, berichtet er mit Freuden von seiner freundlichen Auf 
nahme in der Fakultät und der Geselligkeit Kiels und der Schönheit 
des Meeres, die er von seiner ersten Junggesellenwohnung in Klein 
Elmeloo, bei der in Universitätskreisen wohlbekannten Fräulein 
Hege wisch täglich vor Augen hatte. Später sind auf Flemmings 
dringenden Wunsch seine 2 Schwestern nach Kiel übersiedelt; er 
bezog dann eine gemeinsame Wohnung mit diesen und später mit 
der überlebenden Schwester gemeinsam die eigne Villa in Düstern 
brook, in der beide während vieler in geschwisterlicher Eintracht 
und Treue verlebter Jahre ihren Befreundeten und Bekannten frohe 
Geselligkeit und Gastfreundschaft geboten haben. 
Während dieser glücklichen Zeit entfaltete Flemming seine 
glänzendste Tätigkeit als Gelehrter, als Lehrer, als Forscher, und 
erstieg den Gipfel seines wissenschaftlichen Ruhmes. 
Die Kieler Universität, damals die kleinste Deutschlands, hatte 
zwar durch eine Reihe namhafter Vertreter medizinischer Wissenschaft, 
die, wie Cohnheim, Bartels, Litzmann, Kupffer, Frerichs, 
nicht mehr zu den Lebenden zählen oder teilweise jetzt noch Senioren 
der Fakultät sind, sich einen sehr geachteten Namen erworben; 
stand aber doch erst in den ersten Anfängen ihrer Entwickelung.
	        
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