Schüler um ihn, die voll Begeisterung für ihren Lehrer waren, unter
ihnen die spätem Professoren Loewit und Biedermann, die hier
ihre ersten Arbeiten unter Flemming’s Leitung machten. Auch
bot sich Flemming viel freundschaftlicher Verkehr mit Henke,
Klebs, Hering, Huppert, Breisky, Lieben, mit Woltmann,
dem späteren Kunsthistoriker in Straßburg und Gustav Meyer
dem Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft in Prag. Auch
an heiterer Familiengeselligkeit, bei der er wegen seines liebens
würdigen feinen Wesens außerordentlich beliebt war, fehlte es ihm
nicht. Daneben aber war er eitrigst beschäftigt mit wissenschaft
lichen Arbeiten: teils ausführlichen Jahresberichten über die Fort
schritte der Anatomie des Nervensystems, der Sinnesorgane und
Eingeweide; teils Publikationen über die ihn vor allem interessierenden
eigenen Forschungen. Unter diesen sind zu nennen wertvolle,
teilweise sehr umfangreiche Arbeiten über die Entwickelung der
Teichmuschel; die Studien zur Entwickelungsgeschichte der Najaden,
in welchen die ersten Entwicklungsvorgänge und die Keimblatt
bildung im Ei dieser Tiere verfolgt werden, und welche wegen der
dabei am Kern der Eizelle beobachteten Veränderungen schon als
Vorstudien zu Flemmings späteren, speziell auf Zellstrukturen
gerichteten Arbeiten gelten dürfen; endlich die Beiträge zur Anatomie
und Physiologie des Bindegewebes, als Fortsetzungen früherer
Arbeiten über denselben Gegenstand, die zu wesentlichen Be
reicherungen des Wissens vom Verhalten der Bindegewebsfibrillen
sowie zu der höchst wichtigen Erkenntnis führten, daß das Fett als
Stoffwechselprodukt der Bindegewebszelle, in dieser erzeugt und
eingeschlossen ist, hier aber auch wieder der Rückbildung verfällt,
wobei der gewonnene Raum zeitweise durch seröse Flüssigkeit
erfüllt oder durch Neubildung von Bindegewebszellen eingenommen
werden kann.
Äußerst geschickte präparatorische Behandlung der Unter
suchungsobjekte, mannigfache Verbesserungen der histologischen
Technik, stete Berücksichtigung des Entstehens der wechselnden
Zustände des Lebendigen, für deren genauere Erkenntnis das tote
Gewebe bloß Hülfsmittel der Untersuchung sein soll, dabei scharfe,
zuverlässige Beobachtung, vorsichtige, nüchterne Kritik, aber er
schöpfende Auswertung der Befunde, in ruhiger verständiger Art
der Darstellung, zeichnen die Arbeiten Flemmings auf das Vorteil
hafteste aus. Als im Jahre 1875 H e n k e einem Rufe an die Universität
Tübingen folgte, betraute man Flemming mit dessen Vertretung