6
Der Königl. dänische Kammerherr und Landrat Ludwig
Christoph von Thienen in Groß-Nordsee hat in einem zu Kiel
am 10. Juni 1806 errichteten Testament ein Kapital gestiftet, zu
dessen Genuß er nach dem Aussterben seiner Nachkommen u. a.
auch die Universität Kiel berufen hat. Der uns nunmehr zugefallene
Teil des Stiftungskapitals beträgt mit den aufgelaufenen Zinsen
rund 13000 Mark und wird unter dem Namen „v. Thienensches
Stipendium“ von dem Akademischen Senat verwaltet werden. Das
Stipendium ist für unvermögende, durch Talente, Fleiß und gute
Führung ausgezeichnete Studenten schleswig-holsteinischer Abkunft
zum Zweck des Studiums auf der Kieler Universität bestimmt
und wird voraussichtlich zum Sommersemester 1905 zur ersten
Verteilung gelangen. Der Stifter wollte es zwei Studierenden der
Theologie, zwei Studierenden der Rechtswissenschaft und einem
Studierenden der Medizin zugute kommen lassen.
Schmerzliche Lücken hat der Tod in unsere Studentenschaft
gerissen. In dem Gefecht am Ostersonntag, 3. April 1904, sind
in Südwestafrika die Studierenden der Rechtswissenschaft Diedrich
Mennenga und Carl Sponnagel gefallen — der Immortellenkranz
des Nachruhms schmückt dieser braven Kämpfer fernes Grab:
dulce et decorum est pro patria mori.
Am 15. Juli ist im Kieler Hafen der stud. med. Wilh. Schünke
beim Baden ertrunken und am 25. November ist stud. med. Dr.
phil. Fritz Bergmann in den Akademischen Heilanstalten verstorben.
Die Gesamtfrequenz der immatrikulierten Studierenden betrug
im Sommersemester 1904: 1021, gegen 1096 im Sommersemester 1903,
und im Wintersemester 1904/05: 765 gegen 798 im Wintersemester
1903/04. Es ist also wiederum ein Rückgang zu verzeichnen, der
alle Fakultäten betroffen hat. Bemerkenswert ist die fallende Zahl
der Juristen und die leise steigende Frequenz der Mediziner im
Wintersemester.
Die theologische Fakultät zählte im Sommersemester 1903:
41, im Sommersemester 1904: 35; im Wintersemester 1903/04: 34,
im Wintersemester 1904/05: 32 Studierende.
Die juristische Fakultät hatte im Sommersemester 1903: 344, im
Sommersemester 1904: 341; im Wintersemester 1903/04: 224, im
Wintersemester 1904/05: 193 Studierende aufzuweisen.
Die medizinische Fakultät zählte im Sommersemester 1903:
327, im Sommersemester 1904: 279; im Wintersemester 1903/04:
209, im Wintersemester 1904/05: 217 Studierende.