Full text: (1897/98)

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gegen Ende des Wintersemesters merklich verschlechtert, sodass auc i 
schwerere Disziplinarstrafen gegen Studierende haben verhängt werden 
müssen. Auch das Verhältnis zu den Organen der Polizeiverwaltung 
kann noch immer als befriedigend nicht gelten. Es ist jedoch auf 
Grund der in andern Universitätsstädten gewonnenen Erfahrungen zu 
erwarten, dass nach der Umwandlung der städtischen Polizei in eine 
königliche nicht nur die Behandlung der Studierenden durch die Wacht- 
männer sich in angemesseneren Formen bewegen wird als bisher, 
sondern dass auch die Studierenden ihrerseits den Polizeiorganen mehr 
Respekt entgegenbringen werden. Am wünschenswertesten wird es 
immer sein, wenn Berührungen zwischen Studierenden und Polizei 
organen möglichst ganz unterbleiben könnten, bei läge wie bei Nacht. 
Die Ereignisse in Ostasien, welche eine Verstärkung der dort 
stationierten deutschen Streitkräfte notwendig machten, haben auch 
Se. Königl. Hoheit den Prinzen Heinrich von Preussen an der Spitze 
eines Geschwaders dahin geführt. Eine Deputation, bestehend aus dem 
Rektor und den vier Dekanen, hatte die Ehre, Se. Königl. Hoheit 
kurz vor der Abfahrt Namens unsrer Universität zu begrüssen und 
gute Fahrt zu wünschen. Die gleich darauf nach Ostasien entsandte 
Landungstruppe hat auch vier Studierende, die grade ihrer militärischen 
^Dienstpflicht beim ersten Seebataillon genügten, den Universitätsstudien 
entzogen und an die ferne chinesische Küste geführt, wohin sie unsre 
besten Wünsche begleiten. 
Am 22. März v. J. feierte unsre Universität den hundertjährigen 
Geburtstag Kaiser Wilhelms des Grossen durch einen Festakt in der 
Aula, bei welchem Herr Professor Schirren die Festrede hielt. 
Die stetig anwachsende Frequenz unsrer Universität hat mehr 
und mehr ergeben, dass die vorhandenen, den Lehr- und Forschungs 
zwecken dienenden wissenschaftlichen Institute zu klein oder sonst 
unzureichend geworden sind. Durch das erfreuliche Entgegenkommen 
der hohen Staatsregierung und beider Häuser des Landtags ist es jedoch 
im vergangenen Jahr ermöglicht worden, durch einen kleinen Anbau 
das Anatomiegebäude und durch einen beträchtlichen Erweiterungsbau 
die Frauenklinik zu vergrössern. Der ebenfalls bereits bewilligte und 
m hohem Grade dringende Neubau eines physikalischen Instituts hat 
s ich leider noch verzögert. In den nächsten Jahren werden aber noch 
beträchtliche weitere Bauten folgen müssen, nicht nur an Instituten 
der medizinischen Fakultät, für welche der gegenwärtig dem Landtage 
"vorliegende Etat bereits Forderungen enthält, sondern auch für die 
übrigen Fakultäten und die allgemeine Universitätsverwaltung. Denn 
a 'ich unser im Jahre 1876 vollendetes Universitätsgebäude ist inzwischen 
viel zu klein geworden: für eine Frequenz von 200 Studierenden und
	        
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