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gegen Ende des Wintersemesters merklich verschlechtert, sodass auc i
schwerere Disziplinarstrafen gegen Studierende haben verhängt werden
müssen. Auch das Verhältnis zu den Organen der Polizeiverwaltung
kann noch immer als befriedigend nicht gelten. Es ist jedoch auf
Grund der in andern Universitätsstädten gewonnenen Erfahrungen zu
erwarten, dass nach der Umwandlung der städtischen Polizei in eine
königliche nicht nur die Behandlung der Studierenden durch die Wacht-
männer sich in angemesseneren Formen bewegen wird als bisher,
sondern dass auch die Studierenden ihrerseits den Polizeiorganen mehr
Respekt entgegenbringen werden. Am wünschenswertesten wird es
immer sein, wenn Berührungen zwischen Studierenden und Polizei
organen möglichst ganz unterbleiben könnten, bei läge wie bei Nacht.
Die Ereignisse in Ostasien, welche eine Verstärkung der dort
stationierten deutschen Streitkräfte notwendig machten, haben auch
Se. Königl. Hoheit den Prinzen Heinrich von Preussen an der Spitze
eines Geschwaders dahin geführt. Eine Deputation, bestehend aus dem
Rektor und den vier Dekanen, hatte die Ehre, Se. Königl. Hoheit
kurz vor der Abfahrt Namens unsrer Universität zu begrüssen und
gute Fahrt zu wünschen. Die gleich darauf nach Ostasien entsandte
Landungstruppe hat auch vier Studierende, die grade ihrer militärischen
^Dienstpflicht beim ersten Seebataillon genügten, den Universitätsstudien
entzogen und an die ferne chinesische Küste geführt, wohin sie unsre
besten Wünsche begleiten.
Am 22. März v. J. feierte unsre Universität den hundertjährigen
Geburtstag Kaiser Wilhelms des Grossen durch einen Festakt in der
Aula, bei welchem Herr Professor Schirren die Festrede hielt.
Die stetig anwachsende Frequenz unsrer Universität hat mehr
und mehr ergeben, dass die vorhandenen, den Lehr- und Forschungs
zwecken dienenden wissenschaftlichen Institute zu klein oder sonst
unzureichend geworden sind. Durch das erfreuliche Entgegenkommen
der hohen Staatsregierung und beider Häuser des Landtags ist es jedoch
im vergangenen Jahr ermöglicht worden, durch einen kleinen Anbau
das Anatomiegebäude und durch einen beträchtlichen Erweiterungsbau
die Frauenklinik zu vergrössern. Der ebenfalls bereits bewilligte und
m hohem Grade dringende Neubau eines physikalischen Instituts hat
s ich leider noch verzögert. In den nächsten Jahren werden aber noch
beträchtliche weitere Bauten folgen müssen, nicht nur an Instituten
der medizinischen Fakultät, für welche der gegenwärtig dem Landtage
"vorliegende Etat bereits Forderungen enthält, sondern auch für die
übrigen Fakultäten und die allgemeine Universitätsverwaltung. Denn
a 'ich unser im Jahre 1876 vollendetes Universitätsgebäude ist inzwischen
viel zu klein geworden: für eine Frequenz von 200 Studierenden und