Full text: (1897/98)

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hei mancherlei Konflikte besonders zwischen i. und den drei anderen 
Aufgaben nicht ausbleiben. 
Aber bei dem raschen Wachstume der medicinischen Fakultät, 
welche schon seit einiger Zeit im Sommer die II. des preussischen 
Staates ist, konnte es nicht ausbleiben, dass auch wieder sich die zu 
grosse Sparsamkeit in der ersten Anlage als ein wirtschaftlicher Fehler 
erwies. Schon im Sommer 1889 war der Demönstrationskurs mit 
seinen 122 Plätzen von 124 Zuhörern besucht (im Sommer 1898 
wurden 120 — 141 gezählt). Die Zahl der Mediziner überstieg im 
Sommer 1895 bereits 400, und zwar überwiegen die der klinischen 
Semester weit die der übrigen. 
Namentlich die Arbeitsräume sind sehr ungenügend, so das viel 
zu kleine Sektionszimmer mit 2 Tischen, in welchem schon bis 10 Sek 
tionen an einem Tage stattfanden; diese sind selbstverständlich auf 
eine geringe Stundenzahl besonders im Winter angewiesen. 
Die Zahl der Sektionen ist von 126 im Jahre 1872 in folgender 
Weise gestiegen: 
1 873: 239 — 1874: 267 — 1875: 295 — 1876: 263 — 1877; 282 — 
1878: 312 — 1879: 279 — 1880: 345 —- 1881: 378 — 1882: 322 — 
1883: 332 — 1884: 394 — 1885: 361 — 1886: 424 — 1887: 422 — 
1888: 440 — 1889: 597 — 1890: 585 — 1891: 544 — 1892: 547 — 
1 ^93 : 64° — 1894: öi5 — 1895: 697 — 1896: 614 — 1897: 606. 
Die Schwankungen hängen vom Fehlen oder Herrschen von 
Epidemien ab. 
Zum Teil ist dies Wachstum bedingt durch das rasche Wachstum 
der Stadt, welche in der Berichtszeit von 32000 auf 90000 Einwohner 
stieg, zum Teil durch einen von der Stadt in sehr entgegenkommender 
Weise, allerdings im öffentlichen Interesse, betreffs der Polizeileichen 
mit dem pathologischen Institute abgeschlossenen Vertrage. 
Ist, wie gesagt, derselbe Entwicklungsgang bei fast allen Uni 
versitätsbauten zu beobachten, so wird Niemand sich des Eindruckes 
erwehren, dass die Universität Kiel nicht verwöhnt worden ist. Es 
wird den an ihr Wirkenden recht erschwert, im Ringen mit den un 
günstigen Verhältnissen das zu leisten, was geleistet werden soll und 
sich die Freudigkeit im Wirken zu bewahren; es darf nicht wunder 
nehmen, wenn oft im pflichtmässigen Kampfe für die Interessen des 
anvertrauten Amtes man erlahmt und von Bitterkeit ergriffen wird. 
Trotzdem, wie gesagt, viele Verhältnisse des pathologischen In 
stitutes recht ungünstig liegen, ist bisher kein Versuch gemacht, eine 
Besserung herbeizuführen, da den dringenden anderen Bedürfnissen 
der Vorrang gelassen werden muss.
	        
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