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Er füllte sein Lehramt mit dem grössten Eifer und mit der grössten
Gewissenhaftigkeit aus. Hat er doch noch am Tage vor seinem Tode
seine Vorlesung an der Universität gehalten, er, dessen zunehmende
Kränklichkeit Keinem verborgen bleiben konnte. Gleichmässig freund
lich gegen alle, erfreute er sich bei seinen Zuhörern und bei seinen
Kollegen einer allgemeinen Beliebtheit.
Unter seinen wissenschaftlichen Publikationen ist zunächst das
1871 erschienene Lehrbuch der nautischen Astronomie zu nennen, das
viel benutzt worden ist. An dasselbe schliessen sich zahlreiche Ab
handlungen aus dem Gebiete der nautischen Astronomie an, von denen
die meisten in den „Annalen der Hydrographie“ erschienen sind. Es
sind Arbeiten über die Längenbestimmung durch Monddistanzen, über
Ortsbestimmung durch zwei oder mehr beobachtete Höhen, über die
Pothenot'sche Aufgabe, sowie über Seekarten; auch gab er 1890 eine
Azimuth-Tafel heraus. Er hat ferner im 117. Bande der „Astrono
mischen Nachrichten“ eine Abhandlung über die Interpolation bei
periodischen Functionen veröffentlicht, in der die modifizierte Methode
an einer Reihe von Beispielen durchgeführt wird. Im 126. Bande
derselben Zeitschrift publizierte er eine Arbeit über die Bahnen der
Planeten-Monde, woselbst ein von der Sonne ausgehendes Coordinaten-
kreuz zu Grunde gelegt und die Frage, ob die genannten Bahnen
Inflections- oder Doppel-Punkte haben, näher erörtert wird. Von den
Gebieten der eigentlichen Mathematik hat die Geometrie den Ver
storbenen am meisten angezogen. Im Jahre 1891, wo er bereits ein
Siebziger war, erschien sein Lehrbuch „Einführung in die neuere
konstruierende Geometrie“, im Jahre 1894 eine Monographie über die
parabolische Spirale. Eine weitere Reihe von Abhandlungen bezieht
sich auf die magnetische Deklination mit besonderer Rücksicht auf die
Deviation der Schiffskompasse, wobei er die Rechnung durch die
Beobachtungen zu kontrollieren sucht und auch auf die säkularen Ände
rungen eingeht. Noch im vorigen Jahre veröffentlichte er in den
Schriften der Leopoldinischen Akademie, deren Mitglied er war, die
Abhandlung: „Die magnetische Deklination und ihre säkulare Ver
änderung für 48 Beobachtungsörter“, woselbst er das Beobachtungs
material der letzten drei Jahrhunderte zu verwerten sucht.
So ist es dem Verstorbenen vergönnt gewesen, bis in sein hohes
Alter, bis in seine letzten Tage forschend und lehrend zu wirken, ein
schöner Abschluss eines massvollen und arbeitsamen Lebens! Sanft ist er
eingeschlafen. Friedlich war sein Ende, wie er selbst friedlich gewesen.
Sein Andenken wird von Allen, die ihn kannten, besonders aber von
den Mitgliedern unserer Universität hochgehalten werden.