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Universität, die an der Politik lebhafteren Anteil genommen und
namentlich auch die erhaltenen Orden zurückgeschickt hatten, ihres
Amtes entsetzte. Zu diesen gehörte der vortreffliche Mathematiker
Heinrich Ferdinand Scherck, der zuerst in Halle, dann in Kiel eine
ordentliche Professur für Mathematik und Astronomie inne hatte, und
der später, nach dem Verlust der Kieler Professur, ein Schulamt erst
in Dresden, dann in Bremen übernahm. Der Nachteil, welcher den
älteren Mann traf, wurde zum Vorteil für den jüngeren Fachgenossen,
der keine Veranlassung oder Gelegenheit zu einem Hervortreten in
der Politik gehabt hatte, und dessen ganze Sinnesart sich den wissen
schaftlichen Fragen in mehr ausschliesslicher Weise zuwandte. Die
hiesige philosophische Fakultät schlug Weyer für die vakante Professur
vor, und die dänische Regierung ernannte ihn im Jahre 1853 zum
ausserordentlichen, im Jahre 1859 zum ordentlichen Professor der
Mathematik und Astronomie an der Kieler Universität. Der deutschen
Sache blieb Weyer, wenn er nun auch im Dienste des Königs Fried
richs VII. stand, stets treu zugethan. Hatte er doch durch die Ver
tauschung des sicheren Hamburger Postens gegen das unsichere Amt
an der Schleswig-Holstein’schen Seekadetten-Schule den Beweis ge
liefert, dass er auch Opfer für die nationalen Zwecke zu bringen
bereit war.
Im Jahre 1855 gründete er sich das eigene Heim. Die Familie
wurde ihm eine Quelle reinsten Glückes. Die Treue, die er in allen
Verhältnissen des Lebens bewies, machte ihn zum besten Gatten und
Vater, der niemals an sich, stets nur an andere dachte. Möge den
Hinterbliebenen die aufrichtige Teilnahme aller, die ihn kannten, zum
Tröste gereichen!
Für sein wissenschaftliches Leben wurde die frühere Thätigkeit
an der Hamburger Navigationsschule und an der Schleswig-Holstein’
schen Seekadettenschule dadurch von besonderer Bedeutung, dass seine
Studien sich von da ab vornehmlich auf die nautische Astronomie
richteten. Die Probleme dieser Wissenschaft sind in der ganzen Folge
zeit die Spezialität gewesen, auf die sich, einige angrenzende Gebiete
eingerechnet, die meisten seiner Arbeiten bezogen.
Ein wissenschaftlicher astronomischer Auftrag, der ihn nach Spa
nien führte, wurde ihm im Jahre 1860 von der dänischen Regierung
zu Teil. Er wurde zum Mitglied der Kommission ernannt, welche
die Sonnenfinsternis dieses Jahres in Spanien beobachten sollte. Er
kehrte, nachdem er die gestellte Aufgabe gelöst hatte, über England
nach der Heimat zurück und erinnerte sich später gern der anregenden
Eindrücke, welche die Reise ihm verschafft hatte.