Full text: (1896/97)

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durch Mikrometer-Schrauben derart verschoben werden kann, dass die 
Bilder zweier verschiedener Sterne zur Deckung gelangen; durch Ab 
lesung der erfolgten Bewegung der Schrauben findet man dann die 
gegenseitige Lage der zwei Sterne. Krueger wandte diese Methode 
besonders dazu an, Fixsterne auf ihre Parallaxe zu untersuchen, d. h. 
die feinen Unterschiede zu bestimmen, welche die Positionen einiger 
Fixsterne für die verschiedenen Punkte der Erdbahn (also für Sommer 
und für Winter) aufweisen, wodurch man zu Schlüssen über den Ab 
stand solcher Fixsterne von unserem Sonnensystem gelangt. 
Bei diesen Untersuchungen wurde der Entschlafene sehr wesent 
lich durch sein natürliches Talent für die astronomische Technik unter 
stützt. Er wusste sich bei den Instrumenten zu helfen und sie durch 
einfache Mittel zu verbessern. Die Herrschaft über die Instrumente 
erhöhte die Sicherheit seiner Beobachtungen. 
Im Juni 1862 wurde er als ordentlicher Professor der Astronomie 
und Direktor der Sternwarte nach Helsingfors in Finnland berufen. 
So hatte er, kaum dreissigjährig, eine selbständige und leitende wissen 
schaftliche Stellung errungen. In das eigene Heim zu Helsingfors 
führte er als Gattin die Tochter seines verehrten Lehrers Argeiander. 
Der Helsingforser Zeit, als einer besonders glücklichen, hat der 
Verstorbene stets ein sehr warmes Andenken bewahrt. Er fühlte sich 
wohl im Verbände der dortigen, durch eine sehr freie Verfassung aus 
gezeichneten Universität. Er empfand das Glück der eigenen Häus 
lichkeit; und als Leiter der Sternwarte konnte er, neben anderen 
Arbeiten, sich an einem grossartigen Unternehmen beteiligen, zu dem 
sich in den sechziger Jahren eine Anzahl massgebender Astronomen 
vereinigte. Das, was in der „Bonner Durchmusterung“ begonnen war, 
sollte durch genauere Messungen ergänzt werden. Da eine solche 
Arbeit die Leistungsfähigkeit des einzelnen Forschers oder der einzelnen 
Sternwarte bei Weitem überstieg, so wurde der Sternenhimmel in 
Zonen geteilt und jeder Sternwarte, die ihre Mitwirkung zusagte, eine 
bestimmte Zone überwiesen. Der Helsingforser Sternwarte fiel die 
Zone zu, welche die Deklinationen vom 55. bis 65. Grade enthält. 
Die Positionen aller Sterne, bis zu denen 9. Grösse, sollten möglichst 
genau am Meridiankreis bestimmt werden, unter Zugrundelegung ge 
wisser Vergleichs-Sterne, auf welche die übrigen bezogen wurden. 
Um den Ort eines Sternes zu fixieren, sind zwei Angaben erforderlich, 
die den Begriffen der geographischen Länge und Breite entsprechen. 
Die eine dieser Grössen wurde direkt am Teilkreis gemessen; die 
andere bestimmte man mit Hülfe der astronomischen Uhren, indem 
man beobachtete, um wie viel später der betrachtete Stern durch den 
Meridian ging, als der Normalstem, mit dem er verglichen wurde. 
4.
	        
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